Aufbau:
„Gleich bei unserem ersten Treffen machen wir für die Studierenden die Lernziele transparent, machen eine Erwartungsabfrage und besprechen die Terminfindung. Den direkten Austausch mit den Studierenden erreichen wir, indem sie bereits vor Semesterstart in den Medien zum jeweiligen Thema recherchieren, z.B. zu Glyphosat und Zwischenfrüchten im Jahr 2019. Für den Lernprozess ist es gut, dass sie sehen, was sie aus der gesellschaftlichen Diskussion schon mitbringen und wie man diese Themen im folgenden Semester wissenschaftlich behandeln kann. In diesem Zusammenhang wird das Thema solide Quellen und wissenschaftliche Literatur aufgegriffen. Im Anschluss gibt es eine 2-tägige Gruppenarbeit zur Literaturrecherche, deren Ergebnisse gegenseitig vorgestellt werden. Insbesondere beim Textverständnis von wissenschaftlichen Publikationen wird immer wieder deutlich, dass man ein Verständnis hierfür nur durch Üben erreicht. Das lernt man nicht, wenn es einem theoretisch von einer Lehrperson erläutert wird.
Nach dieser Anfangsphase haben die Studierenden verschiedene Aufgaben:
- Die Studierenden fangen früher mit dem Schreiben des Berichtes an, ca. nach einem Drittel des Semesters sollte die Einleitung stehen. Das hat den Vorteil, dass sich die Studierenden zu einem früheren Zeitpunkt mit der Fragestellung und der Literatur beschäftigen müssen, so dass man bereits zu einem früheren Zeitpunkt des Projekts den theoretischen Hintergrund der praktischen Arbeiten versteht. Hierzu gibt es einen Input zum wissenschaftlichen Schreiben, konkret zur Einleitung und Strukturierung. In Gruppen werden dann verschiedene Einleitungen erarbeitet und es wird sich anschließend im Rahmen eines Peer-Reviews gegenseitig Feedback gegeben. Nach dem Besprechen in der Großgruppe und der Kommentierung durch uns Betreuer verfassen die Studierenden eine gemeinsame Einleitung.
- Zu Beginn vergeben wir auch die Aufgabe, dass zur Mitte des Semesters ein 2-tägiges Methoden Seminar stattfindet, bei dem jeder eine Methode oder eine Reihe von Methoden der Gruppe vorstellt. Es sollen hierbei die Prinzipien der Messmethode, die Vor- und Nachteile sowie alternative Methoden erläutert werden.
- Nach der Eingangsphase beginnt der Praxisteil. Üblicherweise entnehmen wir Bodenproben, sprechen Bodenprofile an oder installieren Versuchsaufbauten im Feld. Die Proben werden im Labor analysiert. Die praktischen Arbeiten verteilen sich auf die Fachgebiete Physik und Meteorologie, Düngung und Bodenstoffhaushalt, Biogeophysik und Bodenbiologie. Dieser multidisziplinäre Ansatz ist ein weiterer Vorteil des Projekts. Zu Beginn der praktischen Arbeiten klären wir auch, wer für welche Daten bei der Datenverwaltung verantwortlich ist, um am Ende des praktischen Teils eine vollständige Tabelle mit allen Daten zu haben. Die statistische Auswertung machen wir gemeinsam in der Gruppe exemplarisch an einzelnen Datensätzen und die Studierenden übertragen die statistischen Methoden später auf weitere Datensätze. Auch hier sind wir natürlich weiterhin beratend tätig. Während der Auswertung beginnt auch in den Gesprächen die gemeinsame Interpretation der Daten. Hier ist es uns wichtig, dass wir die Ergebnisse nicht vorgeben, sondern dass sie sich selbständig Gedanken dazu machen.
Zudem bieten sich während des Semesters verschiedene theoretische Inputs an, beispielsweise zum Projekt- und Zeitmanagement oder zur Literaturverwaltung mit Citavi. Einen weiteren Input gibt es zum Thema Fragestellung und Hypothesen. Die Formulierung der Fragestellung und Hypothesen wurde in den letzten Jahren durch eine fachfremde Person übernommen. Das war ideal. Bei einer Moderation durch mich würden die Studierenden von mir als Experten erwarten, dass ich die Fragestellungen und Hypothesen vorgebe und sie wären wesentlich weniger aktiv. Ich neige dazu, solche Diskussionen in die Hand zu nehmen, so dass die Studierenden viel weniger lernen würden. Wenn die Hypothesen und Fragestellungen durch die Studierenden aufgestellt sind, komme ich dazu und wir diskutieren nochmal auf fachlicher Ebene.
Am Ende des Semesters gibt es eine Abschlusspräsentation. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt der Bericht noch nicht fertig geschrieben ist, sollen die Studierenden bei diesem Termin die Fragestellung präsentieren und die Ergebnisse mit einer ersten Interpretation. Jeder Teilnehmer präsentiert einen Teil. Die Diskussion liefert neuen Input für den Bericht. Der Bericht zählt zu 40% in die Endnote, weitere 20% kommen aus dem Methoden-Seminar, 20% aus der Abschlusspräsentation und 20% aus der Mitarbeit. Wir schließen das Ganze mit einem gemeinsamen Grillen ab. Dieser soziale Aspekt ist uns auch extrem wichtig, um das Agrarbiologische Projekt für alle feierlich abzuschließen."
Lernziel:
„Es ist uns wichtig, dass die Studierenden den kritischen Umgang mit Methoden und Daten erlernen und den wissenschaftlichen Prozess reflektieren. Wir trainieren das in den unterschiedlichen Abschnitten während des Semesters. Im Methoden-Seminar stellen die Studierenden beispielsweise Vor- und Nachteile der Methoden in der Gruppe vor. Daraus ergibt sich dann im Anschluss eine rege Diskussion.“
Evaluation/ Feedback:
„Zu den von uns für wichtig erachteten wissenschaftlichen Kompetenzen bekommt man durch die gängige Lehrevaluation keine spezifische Rückmeldung. Auch über die durchgeführten Klausuren bekommt man lediglich eine Rückmeldung über das Wissen, das gelernt wurde. Kompetenzen kann man dadurch nur schwer abprüfen. Beim agrarbiologischen Projekt bekommen wir auf andere Weise ein Feedback. Im direkten Austausch mit den Studierenden selbst, und durch den Bericht erhalten wir einen guten Einblick, ob und was bei den Studierenden angekommen ist."
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