Lust auf Lehre

Mathe-Werkstatt

"...sie sollen ja fliegen lernen." Barbara Hellwig


  Hören Sie rein in das Interview mit Barbara Hellwig

Kurz und knapp

Lust auf Lehre habe ich…

„habe ich. Punkt."

Meine Lehre ermöglicht meinen Studierenden, dass sie…

„selbständig und mit Unterstützung ihre Ziele erreichen können. Sie erfahren, dass sie Hilfe bekommen wenn sie Hilfe brauchen und mit einer gewissen Bereitschaft zur Ausdauer ihre Klausuren bestehen können.

Meine Rolle in der Lehre…

„ist in der Mathe-Werkstatt in erster Linie eine Beraterrolle und ich leiste Hilfe zur Selbsthilfe.“

Mein Ziel…

„ist, dass die Teilnehmenden die Erfahrung machen, dass sie mit Hartnäckigkeit die an sie gestellten Anforderungen im Fach Mathematik bewältigen und die Klausur erfolgreich absolvieren können."

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Fakten

Lehrpersonen

Barbara Hellwig und Tutor:innen-Team

Titel und Studienfach

Mathe-Werkstatt

Fakultät A und N

Fachsemester

1. Semester

Veranstaltungsformat

Werkstatt-Format

Studierendenzahl

Ca. 20-70

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Lehrkonzept

Aufbau:

„Die Mathe-Werkstatt ist ein offener Lernraum. Während der Vorlesungszeit findet die Werkstatt einmal wöchentlich zwei bis drei Stunden in einem ungestuften Hörsaal statt. So können sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zusammensetzen. Dies fördern wir, da es mir besonders hilfreich zu sein scheint, dass die Studierenden sozial an der Universität verankert sind. Die Teilnahme ist völlig unverbindlich, gerne können die Studierenden kommen und gehen, wie es ihnen passt. Die Arbeitsatmosphäre ist offen, freundlich und konstruktiv. Die Studierenden erhalten in der Mathe-Werkstatt kein Programm von meiner Seite, sondern arbeiten an selbst gewählten Aufgaben oder Themen vor Ort. Falls sie dabei auf ein Problem stoßen oder eine Frage haben, unterstützen meine Tutorinnen und Tutoren oder ich sie. Die Tutorinnen und Tutoren sind Studierende aus höheren Semestern, die bereits sehr erfolgreich die Mathe-Klausuren an der Universität Hohenheim absolviert haben und deshalb auch als Vorbild dienen. Da sich die Teilnehmenden mit den Tutorinnen und Tutoren duzen, ist die Hemmschwelle ihnen Fragen zu stellen geringer als mich zu fragen. Manchmal bin aber auch ich ein bisschen penetrant und setze mich ungefragt zu unseren Werkstattteilnehmenden. Nach all den Jahren sehe ich, wenn jemand nicht weiterweiß.

Wie gesagt, Input gibt es von mir nicht. Die Inhalte kommen von den Studierenden. Sie müssen sich mit irgendetwas beschäftigen. Natürlich bekommen sie auf Anfrage weitere Aufgaben zum Üben von mir. Dafür wächst der Bedarf vor allem vor den Klausuren. Vor den Prüfungsphasen bieten wir die Werkstatt täglich an. Teilweise kommen dann bis zu 70 Personen am Tag.

Der Anlass, die Mathe-Werkstatt aufzumachen, war, weil die Sprechstunden immer weniger genutzt wurden. Zudem ist es ja so, dass die zeitliche Begrenzung einer Sprechstundensituation häufig dazu (ver)führt, eigentlich zu viel und zu schnell zu erklären. In der Mathe-Werkstatt bekomme ich als Lehrende das besser hin: Eine Frage beantworte ich in der Dosis, die von den Studierenden in diesem Moment verarbeitet werden kann. Während der Lösung der Aufgabe stehe ich nicht daneben, sondern gehe zur nächsten Person weiter. Dies macht es leichter, die Aufgabe konzentriert zu lösen. Die Studierenden bekommen von mir nur einen kleinen Input und auch nur, wenn nötig. Nach einer Weile komme ich dann zurück und leiste eventuell den nächsten kleinen Gedankenschub. Das ist der große Vorteil, denn sie sollen ja fliegen lernen."

Lernziel:

„Wir möchten eine Veränderung der Einstellung zu Mathe bei denjenigen bewirken, die zu uns kommen und es als gottgegeben betrachten, dass Mathe ein „Horror-Fach ist. Durch Übung, Dranbleiben, Wollen, Machen und Fragen kann viel bewirkt werden. Die Studierenden lernen, dass man nicht als Mathe-Genie geboren sein muss, um die Klausur zu bestehen und dass sie durch Hartnäckigkeit viel erreichen können. Die Erkenntnis, dass man sich den Erfolg in einem Fach, in dem man sich eher schwertut, erarbeiten kann ist Rüstzeug für das ganze Studium.

Zudem stehe ich auch deshalb hinter der Mathe-Werkstatt, weil ich sehe, dass unsere Studierenden manchmal ein Problem mit dem sozialen Ankommen haben. Die Mathe-Werkstatt bietet einen Raum zum Ankommen, zum Kennenlernen und Austauschen. Je schneller die Studierenden Kontakte knüpfen, desto einfacher haben sie es im Allgemeinen."

Meine Sternstunde kommt immer dann, wenn für die Studierenden Mathematik anfängt, Spaß zu machen!“

Evaluation/ Feedback:

„Das Feedback, das wir von den Studierenden bekommen ist positiv. Die Werkstätten sind gut besucht, insbesondere vor den Klausuren wird das Angebot gerne angenommen. Noch dankbarer werden die Studierenden, wenn die Klausur nicht bestanden wurde und die Nachklausur ansteht. Diese findet in der vorlesungsfreien Zeit statt, wenn der Campus leer ist und man hier weder andere Studierende noch Lehrpersonen auf dem Campus antrifft, die die Erstsemester etwas auffangen könnten. Da ist das Selbstbewusstsein schnell im Keller. Dann sind viele Studierende über das Angebot der Mathe-Werkstatt (auch wieder täglich über ca. 2 Wochen) richtig froh, nicht zuletzt, weil sie in der Mathe-Werkstatt andere Studierende kennenlernen, die sich in derselben Situation befinden. Manchmal bilden sich hier fast schon Schicksalsgemeinschaften. Wir konnten da schon viele auffangen.“

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Kennzeichen der Lehre

  soziale Komponente

„In der Mathe-Werkstatt werden teilweise soziale Gruppenbildungen aus dem Mathe-Vorkurs fortgeführt. Wir konnten beobachten, dass Kontakte, die geknüpft wurden, lange beibehalten werden. Dies erleichtert den Studierenden das Ankommen an der Universität und hat Auswirkungen auf das gesamte erste Semester.“

  Austausch

„Ich spreche mit den Studierenden auch mal über andere Themen als Mathematik. Ich lass mir beispielsweise erzählen, woher Mathe-Ängste kommen oder was Studierende mit ihrem Studium anfangen wollen. Dieser Austausch ist mir und meinem Tutoren-Team sehr wichtig. Die Tutoren/Tutorinnen berichten mir auch, wie schön sie es finden, wenn sie über den Campus laufen und Wochen nach der Prüfung von Studierenden aus der Mathe-Werkstatt gegrüßt werden. Der Austausch zwischen uns und den Studierenden und insbesondere auch der Austausch unter den Studierenden ist etwas, das durch die Mathe-Werkstatt gelingt.“mosphäre wichtig. Die Studierenden trauen sich, Fragen zu stellen und wollen dies auch. Ich stehe als Ansprechpartnerin immer zur Verfügung, also nicht nur während der Stunde, sondern eben auch per E-Mail oder auch persönlich im Büro.“

  Kontinuität

„Die Mathe-Werkstatt ermöglicht das kontinuierliche Lernen in kleinen Lerneinheiten mit direkten Erfolgserlebnissen in dem eigenen fokussierten Lernthema während des gesamten Semesters und nicht das schnelle Aneignen des Stoffs kurz vor der Prüfung."

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Weiterentwicklung

Die Pandemie war ein großer Einschnitt. Nach anfänglicher Ratlosigkeit und vielen Recherchen wurde die ILIAS Nutzung vorangetrieben und die hybride Lehre über Online-Lernmodule in ILIAS gefördert. So war es möglich, zumindest den Mathe-Vorkurs zur Hälfte online und zur anderen in Präsenz abzuhalten. Dokumentenkameras ersetzten in den präsenzlosen Semestern die Tafel in der Mathe-Werkstatt. Über Zoom und die Funktion der Break-Out-Sessions gelang es, auch online, soziale und interaktive Gruppen zu bilden.

Nach zwei kompletten Online-Semestern war klar, die Mathe-Werkstatt soll zurück in den Hörsaal, denn von vielen Studierenden kam das Feedback, dass sie mit der Onlinesituation überfordert wären. Nachfragen zu stellen fiele ihnen in einem persönlichen Umfeld leichter, da ein besseres Vertrauensverhältnis vorherrsche als im virtuellen Rahmen. Gerade in der Mathematik sind die Studierendenkommunikation und das Stellen von Fragen wichtig für den Lernprozess.

Onlineformate haben auch Vorteile. Einige Studierende empfanden die Online-Mathe-Werkstatt praktischer als die Mathe-Werkstatt in Präsenz. So wird die Mathe-Werkstatt, mit dem Fokus auf der Präsenzlehre, Onlineformate auf "kleiner Flamme" beibehalten, beispielsweise im Rahmen der Klausurvorbereitungen. So kann die Mathewerkstatt auch spezielle Anforderungen – sich ohne Anfahrtsweg zu sehen, Familie, Kinder, Job und Studium koordinieren etc. – gerecht werden.

Eine freundliche, offene und kommunikative Atmosphäre ist gerade in Mathe wichtig. Das wird sowohl in den Präsenzveranstaltungen als auch in den Onlineformaten umgesetzt. Durch das Angebot beider Formate in einem ergänzenden Modus soll für alle Studierenden die Möglichkeit geschaffen werden, an der Mathe-Werkstatt produktiv und erfolgreich teilnehmen zu können.
Um pandemiebedingte Lernrückstände zu mildern, gibt es seit dem Sommersemester 2022 zusätzlich den Kurs "Fit für Mathe", um die Kenntnisse aus der Schulmathematik aufzufrischen. Der Kurs richtet sich an alle Studierenden der Fakultäten A und N.

Der Text entstand auf Basis eines von den Digital-Coaches geführten Interviews mit Barbara Hellwig, Institut für Angewandte Mathematik und Statistik (110).

  Interview anhören (Musik: frametraxx.de)

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Austausch und Synergien

„Der Austausch mit meinen Steps-Kolleginnen und -Kollegen ist sehr wertvoll für mich. An oberster Stelle steht dabei Daniel Blessau, der seit Beginn der Mathe-Werkstatt im Wintersemester 2017/18 immer mit in der Werkstatt ist. Mit ihm kann ich mich auch fachlich austauschen. Immer wieder überlegen wir, wie die Mathe-Werkstatt verbessert werden kann.

Aber auch meine fachfremden Steps-Kolleginnen und -Kollegen haben oft gute Ideen, das Angebot zu verbessern, zum Beispiel in der Bewerbung.

Die Tutorinnen und Tutoren sind ebenfalls sehr wichtige Gesprächspersonen, sie erleben die Lehrsituation ja hautnah; sie sind zwar Lehrende, können sich aber gut mit den Teilnehmenden der Mathe-Werkstatt identifizieren."

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Kontakt

Barbara Hellwig
Arbeitsstelle Hochschuldidaktik

Vorrangig per E-Mail erreichbar.