Aufbau:
„Die Mathe-Werkstatt ist ein offener Lernraum. Während der Vorlesungszeit findet die Werkstatt einmal wöchentlich zwei bis drei Stunden in einem ungestuften Hörsaal statt. So können sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zusammensetzen. Dies fördern wir, da es mir besonders hilfreich zu sein scheint, dass die Studierenden sozial an der Universität verankert sind. Die Teilnahme ist völlig unverbindlich, gerne können die Studierenden kommen und gehen, wie es ihnen passt. Die Arbeitsatmosphäre ist offen, freundlich und konstruktiv. Die Studierenden erhalten in der Mathe-Werkstatt kein Programm von meiner Seite, sondern arbeiten an selbst gewählten Aufgaben oder Themen vor Ort. Falls sie dabei auf ein Problem stoßen oder eine Frage haben, unterstützen meine Tutorinnen und Tutoren oder ich sie. Die Tutorinnen und Tutoren sind Studierende aus höheren Semestern, die bereits sehr erfolgreich die Mathe-Klausuren an der Universität Hohenheim absolviert haben und deshalb auch als Vorbild dienen. Da sich die Teilnehmenden mit den Tutorinnen und Tutoren duzen, ist die Hemmschwelle ihnen Fragen zu stellen geringer als mich zu fragen. Manchmal bin aber auch ich ein bisschen penetrant und setze mich ungefragt zu unseren Werkstattteilnehmenden. Nach all den Jahren sehe ich, wenn jemand nicht weiterweiß.
Wie gesagt, Input gibt es von mir nicht. Die Inhalte kommen von den Studierenden. Sie müssen sich mit irgendetwas beschäftigen. Natürlich bekommen sie auf Anfrage weitere Aufgaben zum Üben von mir. Dafür wächst der Bedarf vor allem vor den Klausuren. Vor den Prüfungsphasen bieten wir die Werkstatt täglich an. Teilweise kommen dann bis zu 70 Personen am Tag.
Der Anlass, die Mathe-Werkstatt aufzumachen, war, weil die Sprechstunden immer weniger genutzt wurden. Zudem ist es ja so, dass die zeitliche Begrenzung einer Sprechstundensituation häufig dazu (ver)führt, eigentlich zu viel und zu schnell zu erklären. In der Mathe-Werkstatt bekomme ich als Lehrende das besser hin: Eine Frage beantworte ich in der Dosis, die von den Studierenden in diesem Moment verarbeitet werden kann. Während der Lösung der Aufgabe stehe ich nicht daneben, sondern gehe zur nächsten Person weiter. Dies macht es leichter, die Aufgabe konzentriert zu lösen. Die Studierenden bekommen von mir nur einen kleinen Input und auch nur, wenn nötig. Nach einer Weile komme ich dann zurück und leiste eventuell den nächsten kleinen Gedankenschub. Das ist der große Vorteil, denn sie sollen ja fliegen lernen."
Lernziel:
„Wir möchten eine Veränderung der Einstellung zu Mathe bei denjenigen bewirken, die zu uns kommen und es als gottgegeben betrachten, dass Mathe ein „Horror-Fach ist. Durch Übung, Dranbleiben, Wollen, Machen und Fragen kann viel bewirkt werden. Die Studierenden lernen, dass man nicht als Mathe-Genie geboren sein muss, um die Klausur zu bestehen und dass sie durch Hartnäckigkeit viel erreichen können. Die Erkenntnis, dass man sich den Erfolg in einem Fach, in dem man sich eher schwertut, erarbeiten kann ist Rüstzeug für das ganze Studium.
Zudem stehe ich auch deshalb hinter der Mathe-Werkstatt, weil ich sehe, dass unsere Studierenden manchmal ein Problem mit dem sozialen Ankommen haben. Die Mathe-Werkstatt bietet einen Raum zum Ankommen, zum Kennenlernen und Austauschen. Je schneller die Studierenden Kontakte knüpfen, desto einfacher haben sie es im Allgemeinen."
Meine Sternstunde kommt immer dann, wenn für die Studierenden Mathematik anfängt, Spaß zu machen!“
Evaluation/ Feedback:
„Das Feedback, das wir von den Studierenden bekommen ist positiv. Die Werkstätten sind gut besucht, insbesondere vor den Klausuren wird das Angebot gerne angenommen. Noch dankbarer werden die Studierenden, wenn die Klausur nicht bestanden wurde und die Nachklausur ansteht. Diese findet in der vorlesungsfreien Zeit statt, wenn der Campus leer ist und man hier weder andere Studierende noch Lehrpersonen auf dem Campus antrifft, die die Erstsemester etwas auffangen könnten. Da ist das Selbstbewusstsein schnell im Keller. Dann sind viele Studierende über das Angebot der Mathe-Werkstatt (auch wieder täglich über ca. 2 Wochen) richtig froh, nicht zuletzt, weil sie in der Mathe-Werkstatt andere Studierende kennenlernen, die sich in derselben Situation befinden. Manchmal bilden sich hier fast schon Schicksalsgemeinschaften. Wir konnten da schon viele auffangen.“
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