Diversifizierte Landwirtschaft als Klimaschutz  [20.09.24]

Auf Agroforstwirtschaft setzen Forschende der Universität Hohenheim im Verbundprojekt Agroecology4Climate, um in vier Modellregionen weltweit die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen und gleichzeitig zum Klimaschutz beizutragen. Der Schlüssel dabei: Eine enge Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen und Netzwerken vor Ort soll die Umstellung hin zu vielfältigen, mehrjährigen Anbausystemen fördern. So entsteht eine Landwirtschaft, die gute Arbeitsbedingungen bietet, die Artenvielfalt schützt und dem Klimawandel entgegentritt.


Der Klimawandel führt weltweit zu extremeren Wetterbedingungen, die eine große Herausforderung darstellen. Im Projekt Agroecology4Climate möchten die Forschenden rund um Jun.-Prof. Dr. Verena Seufert zeigen, dass eine Landwirtschaft, die auf Vielfalt und Nachhaltigkeit setzt, nicht nur den Klimawandel abmildert und Anpassungen daran ermöglicht. Sie erhält auch die biologische Vielfalt und bietet gleichzeitig menschenwürdige Arbeitsplätze.

Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer gezielten Diversifizierung, also der Umstellung hin zu vielfältigen, mehrjährigen Anbausystemen. In solchen Systemen, oft als „Agroforstwirtschaft“ bezeichnet, werden Bäume sowie ein- und mehrjährige Pflanzen in integrierten landwirtschaftlichen Systemen kultiviert.

Diese Systeme haben zahlreiche Vorteile gegenüber den heute dominierenden einjährigen Anbausystemen: Sie fördern die Kohlenstoffspeicherung in Bäumen und im Boden, verringern den Einsatz von chemischen Düngemitteln sowie Pestiziden. Zudem sind sie widerstandsfähiger gegenüber Bodenabtragung, Dürre und anderen Formen extremer Wetter- und Klimaschwankungen, wodurch sie auch die Lebensgrundlage der Landwirt:innen verbessern.

Im Projekt Agroecology4Climate arbeiten die Forschenden eng mit Bauernverbänden, sozialen Bewegungen und politischen Entscheidungsträger:innen in Kanada (British Columbia Lower Mainland), Deutschland (Brandenburg), Indien (Kerala) und Brasilien (São Paulo) zusammen. Denn die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass derartige agrarökologische Ansätze besonders wirksam sind, wenn sich die Landwirt:innen aktiv an den Initiativen beteiligen und in Netzwerken organisieren.

In unterschiedlichen Anbausystemen – von gering diversifizierten bis hin zu hoch diversifizierten agroforstlichen Systemen – testen die Beteiligten gemeinsam, welche Faktoren die Einführung von Agroforstwirtschaft und anderen agrarökologischen Praktiken unterstützen, wie diese in der Praxis funktionieren und wie sie auf größere Flächen ausgeweitet werden können.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt im Rahmen der Förderinitiative „International Joint Initiative for Research in Climate Change Adaptation and Mitigation” des kanadischen „New Frontiers in Research Fund“ (NFRF). Jun.-Prof. Dr. Verena Seufert erhält als Co-Principal Investigator etwas mehr als 400.000 Euro − ein „Schwergewicht der Forschung“ an der Universität Hohenheim.

Projekt-Steckbrief

  • Titel: Agroecological Transitions of Climate Adatption and Mitigation − Agroecology4Climate
  • Fördersumme: 401.058 Euro für Hohenheim
  • Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Dauer: 1.7.2024 – 30.6.2027
  • Beteiligte: Universität Hohenheim, University of British Columbia (UBC), Staatliche Universität von São Paulo (UNESP), Kerala Agricultural University (KAU), Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Bauernverbände bzw. Genossenschaften
  • Website

Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Kontakt
Jun.-Prof. Dr. Verena Seufert, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
+49 (0)711 459 22193, verena.seufert@uni-hohenheim.de


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