Grüner Fokus für die Forschung [20.06.24]
In unserem aktuellen Aktionssemester "Besser wär besser GREEN" beleuchten wir ganz unterschiedliche Aspekte des Themas Nachhaltigkeit auf dem Campus. Heute dreht sich alles um grüne Forschung! Ein Überblick.
Besser wär besser GREEN:
Anmerkung der Redaktion
Wo sollen wir anfangen? Eigentlich hätten wir das gesamte Themensemester damit füllen können, die Vielfalt der Hohenheimer Forschungsprojekte vorzustellen, die einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leisten.
Grüne Ideen für den Campus |
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Wahrscheinlich kann man sagen, dass der größte Impact der Uni Hohenheim in Sachen Nachhaltigkeit von der Forschung ausgeht: von klimafreundlicher Landwirtschaft über Schutz der Biodiversität bis hin zu Transformationsprozessen in der Wirtschaft.
Den Fokus bei "Besser wär besser - GREEN" haben wir trotzdem anders gewählt. Denn wir wollen in diesem Semester gerne auch einmal zeigen, was Nachhaltigkeit im alltäglichen Uni-Betrieb bedeutet. Auch wenn sich hier – im wahrsten Sinne des Wortes – noch eine Menge Baustellen auftun.
Komplett unter den Tisch fallen soll die Forschung in diesem Themensemester natürlich trotzdem nicht! Also versuchen wir heute, was eigentlich unmöglich ist: Einen kurzen Überblick über die Nachhaltigkeitsforschung an der Uni Hohenheim!
Großer Knall in Indonesien
Wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll, empfiehlt sich häufig: am Anfang.
In unserem Fall ist das im Jahr 1815: Ein gewaltiger Vulkanausbruch in Indonesien sorgt weltweit für Klimaturbolenzen. Auch in Europa folgt 1816 ein "Sommer ohne Sonne". Missernten und Hungersnöte sind die Folge.
1818 wird daraufhin die landwirtschaftliche Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim gegründet. Landwirtschaftliche Innovationen sollen helfen, die Ernten zu stabilisieren und die Ernährung der Bevölkerung zu sichern.
Mit Erfolg! Aus der Versuchs- und Musteranstalt entwickelte sich die Uni Hohenheim, die im Bereich der Agrarforschung heute weltweit hohes Ansehen genießt.
Und heute?
Die Klimakrise wirft heute erneut die Frage auf, wie die Versorgung der Menschheit mit ausreichend und gesunden Lebensmitteln gesichert werden kann. Dazu brauchen wir auch heute wieder dringend Innovationen in der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion.
Gleichzeitig gilt es, die wichtigste Ursache des menschengemachten Klimawandels zu stoppen: Den Ausstoß an CO2 und anderer klimawirksamer Treibhausgase.
Diversifizierte Landwirtschaft: Kurz-Video zur Science-Publikation mit Prof. Dr. Ingo Grass | Und wir müssen die komplexen Folgen und Wechselwirkungen besser verstehen, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Denn im großen „Ökosystem Erde“ hängt alles mit allem zusammen: Zum Beispiel Klimawandel und Artensterben. Der Verlust an genetischer Vielfalt wiederum kann auch unsere Lebensgrundlagen als Menschheit in Gefahr bringen.
Eine Transformation der Landwirtschaft ist nötig und möglich |
Reallabor für die nachhaltige Landwirtschaft von morgen
Und wie kann die nachhaltige Transformation der Landwirtschaft ganz konkret gelingen?
Um das zu erforschen, können Wissenschaftler:innen an der Uni Hohenheim von einem einzigartiges Reallabor Gebrauch machen: An der Versuchsstation Agrarwissenschaften werden zentrale Forschungsfragen von Ernährungssicherung über Klimaschutz und Biodiversität bis hin zu erneuerbaren Energien unter kontrollierbaren Bedingungen auf dem freien Feld "beackert".
An den 6 Standorten der Versuchsstation befinden sich dazu auch zahlreiche innovative Forschungseinrichtungen wie eine Forschungsbiogasanlage, ein Bioraffinerie-Technikum oder einer der weltbesten Wetter-Laser.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Heidfeldhofs (Hohenheim West) befindet sich außerdem das Phytotechnikum, das in den kommenden Jahren zu Europas größtem Forschungsgewächshaus ausgebaut werden soll.
Forschung für die große Transformation
Hybride Intelligenz: Kurz-Video zur Nature Food-Publikation mit Prof. Dr. Thomas Berger. | Keine Zeit zu verlieren gibt es natürlich nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in all den anderen Bereichen, die für die grüne Wende eine zentrale Rolle spielen. Unter anderem brauchen wir Lösungen für nachhaltige Energie, neue biobasierte Materialien, aber z.B. auch die richtigen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ein besseres Verständnis von Verbraucherverhalten. Die Uni Hohenheim verwendet für diesen großen ökonomisch-ökologischen Wandel den Begriff "Bioökonomie". Neue digitale Technologien und KI können bei der großen Transformation ebenfalls eine gewaltige Chance sein. Entscheidend dabei ist jedoch, wie wir sie nutzen. Einen transdisziplinären Denkanstoß zum Thema "Hybride Intelligenz" veröffentlichte ein 13-köpfiges Team aus Forschenden aller 3 Hohenheimer Fakultäten sowie der TU München unlängst in einem Artikel in Nature Food (mehr...). Zu all den genannten Zukunftsfragen will die Uni Hohenheim mit ihrer Forschung einen Beitrag leisten. Der Strategie- und Entwicklungsplan (SEP), in dem die Uni ihre wichtigen Ziele für die kommenden Jahre festlegt, trägt deshalb die Überschrift: "Bioökonomie und Digitale Transformation: Bausteine für eine nachhaltige und resiliente Zukunft" (mehr...). |
Grüne Vielfalt in der Forschung
Die erwähnten Publikationen stehen dabei - wie anfangs schon angedeutet - nur stellvertretend für eine schier unüberschaubare Vielfalt von wissenschaftlichen Projekten an der Uni Hohenheim, die auf ganz unterschiedliche Weise zu der nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise von morgen beitragen.
Ausgewählte Themen zum Reinschmökern stellt die Stabsstelle Presse, interne Kommunikation und Social Media immer wieder auch in aktuellen Pressemitteilungen, Kurz-Videos oder Artikeln vor.
Algenpesto als Fischersatz: Campus-Vlog - ein Tag am Institut für Ernährungsmedizin. | Sei es eine neue DFG-Forschergruppe zum Klimawandel (mehr...), eine Verbraucher-Studie über Anreize für Mülltrennung (mehr...), eine essbare Verpackung aus Eier-Schalen, die von Hohenheimer Studentinnen erfunden wurde (mehr...).
Nachhaltigkeitsforschung sichtbar machen - und vernetzen Keine Sorge: Wer angesichts dieser Vielfalt jetzt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist damit nicht allein. |
Die Uni Hohenheim hat sich deshalb in ihrem Strategie- und Entwicklungsplan für die nächsten Jahre vorgenommen, nicht nur die Forschung zu Nachhaltigkeitsthemen weiter zu verstärken, sondern diese auch übersichtlicher darzustellen und unterschiedliche Initiativen noch besser miteinander zu vernetzen.
Impulse dafür will u.a. Prof. Dr. Caroline Ruiner setzen, die als Prorektor seit 1. April neben der digitalen Transformation auch für das strategische Handlungsfeld "Nachhaltigkeit" zuständig ist (mehr...).
Weitere Akteure sind Hohenheims Chief Bioeconomy Officer (CBO) Prof. Dr. Iris Lewandowski (in Kürze Teil unserer Greenfluencer-Reihe) und das neu eingerichtete Green Office. Eines der Ziele im Green Office ist es u.a. auch, die Expertise der Forscher:innen noch stärker für einen nachhaltigen Campus-Betrieb nutzbar zu machen. (mehr zum Green Office…)
Was tut die Uni um Nachhaltigkeitsforschung zu stärken?
Um das Nachhaltigkeitsprofil in der Forschung zu stärken, hat die Uni Hohenheim in den letzten Jahren bereits vielfältige Maßnahmen ergriffen.
Deutlich wird das z.B. an der Neuausrichtung von Fachgebieten und einer Stiftungsprofessur, die die Nachhaltigkeit im Namen tragen:
- Nachhaltige Entwicklung und Wandel (Fak W)
- Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften (Fak W)
- Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen (Fak A, Robert Bosch Junior Professur)
Oder auch durch einen neuen Studiengang wie „Sustainability and Change“ an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Mit dem „Kompetenzzentrum Bioökonomie und integrative Taxonomie“ (KomBioTa) leistet die Uni in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Stuttgart seit 2021 außerdem einen wichtigen Beitrag, um Wissen über Arten und Artenschutz in die Gesellschaft zu tragen.
Grüne Spitzenforschung
Darüber hinaus ist der Uni Hohenheim gelungen, 52 Mio. € für einen hochinnovativen Forschungsneubau für die Tierwissenschaften einzuwerben (HolMir), der aktuell hinterm Biogebäude entsteht.
Im Fokus stehen dort die Wechselwirkungen zwischen Nutztieren und den Mikroorganismen, die ihren Verdauungstrakt besiedeln. Die Forschungserkenntnisse sollen u.a. einen Beitrag für Tierwohl und -gesundheit leisten, aber auch helfen, Treibhausgase bei der Tierhaltung zu reduzieren.
Das nächste Ziel: ein großes Verbundprojekt, das der Forschung der Uni Hohenheim weltweit noch größere Sichtbarkeit verschafft. In der aktuellen Ausschreibung der Exzellenzstrategie, Deutschlands wichtigstem Förder-Wettbewerb, haben es zwei Antragsskizzen mit Hohenheimer Beteiligung in die Endausscheidung geschafft und werden nun zum Vollantrag ausgearbeitet.
In beiden geplanten Projekten spielen Nachhaltigkeitsthemen eine wichtige Rolle: Bei GreenRobust geht es um robuste Nahrungsmittelpflanzen, die Extremwettern wie Dürren besser trotzen. Und das Projekt TERRA will erforschen, welchen Einfluss die Vielfalt von Bodenstrukturen auf die Biodiversität hat.
Update folgt...
Text: Leonhardmair