Neues Schwergewicht der Forschung prüft, wie Ammoniak auf die Vegetation wirkt  [31.07.19]

Das Fachgebiet Pflanzenökologie und Ökotoxikologie freut sich über ein neues Schwergewicht der Forschung: Dr. Jürgen Franzaring geht in dem Projekt der Frage nach, wie sich Ammoniak auf die Vegetation auswirkt und was das für international vorgeschlagene Wirkschwellen bedeutet.


Das Umweltbundesamt (UBA) unterstützt das Vorhaben mit fast 700.000 Euro. Es startete am 1. Juni dieses Jahres und endet Ende Oktober 2022.

Ammoniak ist ein Luftschadstoff, der zum einen für einen übermäßigen Nährstoffeintrag in Ökosysteme verantwortlich ist und so zum Aussterben konkurrenzschwacher und seltener Pflanzenarten beiträgt. Zum anderen ist er auch für die menschliche Gesundheit relevant, da er zur Feinstaubbelastung beiträgt. Hauptquelle ist die Landwirtschaft, immer mehr auch der Autoverkehr. In Deutschland und anderen großen EU-Ländern gibt es jedoch noch kein routinemäßiges Messprogramm zum Ammoniak.

In diesem Projekt geht es darum, neue Kenntnisse über pflanzenschädigende Wirkungen von Ammoniak zu erarbeiten. Im Jahr 2009 hat die UN-ECE-Wirtschaftskommission für Europa 3 µg m-3 als sogenannten Critical Level für Stickstoff-sensitive Pflanzen und den Schutz der Biodiversität vorgeschlagen, also als die Schadstoff-Konzentrationen, oberhalb der keine direkten schädlichen Auswirkungen zu erwarten sind. Dieser Wert wurde aus einem Begasungsversuch im schottischen Hochmoor abgeleitet – und Experten sehen es als problematisch an, diesen auf die gesamte EU zu übertragen.

In dichter besiedelten Regionen der EU werden schon seit Jahrzehnten solch niedrige Konzentrationen überschritten. Darüber hinaus gibt es noch keine Messmethode, die in diesem niedrigen Konzentrationsbereich verlässlich und kontinuierlich misst. In Deutschland wird bei der Bewertung von Tierhaltungsanlagen bisher ein Ammoniak-Wert von 10 µg m-3 verwendet, in anderen Ländern prüft man nur anhand von Tierzahlen und statischen Emissionsfaktoren. Eine Absenkung des Grenzwertes auf 3 µg m-3 hätte gravierende Folgen für die Genehmigungspraxis.

Dr. Franzaring und seine Kolleginnen wollen nach der Erstellung einer aktuellen Literaturstudie gefährdete, Stickstoff-sensitive Arten von Wildpflanzen im Gewächshaus mit verschiedenen Ammoniakkonzentrationen im niedrigen Konzentrationsbereich begasen. Die Forscher verwenden dazu zunächst Einzelpflanzen, um deren Reaktionen festzustellen. Da sich Artverluste unter dem Einfluss von Stickstoffimmissionen aber erst durch eine veränderte Konkurrenzsituation ergeben, führen sie außerdem eine Machbarkeitsstudie für langjährige Freilandexperimente und Transsektstudien durch.

Eckdaten des Projektes:

            • Projekttitel: Experimentelle Überprüfung international vorgeschlagener Wirkschwellen (Critical Levels) von Ammoniak auf die Vegetation
            • Fördersumme/Geldgeber: 693.161 Euro (Umweltbundesamt)
            • Projektdauer: 1.6.2019 - 31.10.2022


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