Studierende forschen im „Rindergarten“  [09.05.22]

Sind Rinder schlauer und empfindsamer als wir denken? Hören Jungbullen gerne Musik? Wie lässt sich ihr individueller Charakter wissenschaftlich erfassen? Matilde, Ricarda und Juliane studierenden Biologie und Agrarwissenschaften und sind diesen Fragen im Humboldt reloaded-Projekt „Rindergarten“ auf den Grund gegangen. In der Reihe „Projekt des Monats“ berichten sie von ihren Erkenntnissen.



WIR SIND…

Matilde: (4. Semester Biologie), Ricarda (4. Semester Biologie) und Juliane (2. Semester Agrarwissenschaften)

IN UNSEREM HUMBOLDT RELOADED-PROJEKT…


…wollen wir herausfinden, ob Rinder schlauer und emotionaler sind als allgemein gedacht.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Verhaltens und der kognitiven Leistungsfähigkeit von Nutztieren gewinnen zunehmend an Bedeutung, um Haltungseinrichtungen und Managementprozesse in der Nutztierhaltung tiergerecht zu gestalten. Ein Großteil dieser Forschungsarbeiten beschäftigt sich mit Nutztierarten wie Schweinen oder Ziegen. Die kognitive Leistungsfähigkeit und Emotionalität von Rindern, und hierbei insbesondere von (Jung-)Bullen, sind bisher deutlich unterrepräsentiert.

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Jungbullen sind intelligent, empfindsam und haben einen eigenen Charakter. Bild: Humboldt reloaded

Deswegen wollen wir in unseren Humboldt-Projekten „IKuh Lab“ und „Happy Cattle Lab“ einen Beitrag zu diesem spannenden Forschungsfeld liefern und erforschen das Verhalten von Jungbullen vor allem mit Blick auf deren verschiedene Verhaltensweisen und Fähigkeiten. Diese Fragen finden wir spannend und aktuell, da Bullenkälbern in der Milchindustrie nur ein geringer ökonomischer Wert zugestanden wird und sie teilweise in der Presse sogar als „Abfallprodukte der Milchindustrie“ bezeichnet werden.

GANZ PRAKTISCH HEISST DAS…


Matilde – „Intelligenztest“ für Bullenkälber:
Ich führe in meinem Projektteil kleine Intelligenztests mit unseren Bullenkälbern durch. Ein Beispiel für so einen Test ist das Hütchenspiel, das ich auf unsere Kälber anpasse. Ich verstecke eine Futterbelohnung unter einem von mehreren Eimern, dann tausche ich die Positionen der Eimer und beobachte, ob das Kalb den Eimer findet, unter dem die Belohnung liegt. Die kognitive Fähigkeit, zu wissen, dass ein Objekt oder ein Individuum auch dann weiterhin existiert, wenn dieses sich außerhalb des eigenen Wahrnehmungsfeldes befindet, nennt man Objektpermanenz.

Juliane – Musik als Enrichment für Bullenkälber:

In meinem Teilprojekt erforsche ich, ob unsere Jungbullen „gerne Musik hören“ und damit, ob sich das Abspielen von (bestimmten) Musikstücken in Bullenställen als „Enrichment“ zur Erhöhung des Wohlergehens von Jungbullen eignet. Dafür erfasse ich, ob sich das Verhalten der Tiere ändert, wenn Musik in ihrem Stall abgespielt wird. Außerdem stelle ich den Jungbullen einen Buzzer zur Verfügung, mit dem sie selbstständig eine Musikwiedergabe starten können. So möchte ich herausfinden, ob die Kälber eine intrinsische Motivation haben, Musik zu hören.

Ricarda – Individuelles Verhalten und Persönlichkeit von Bullenkälbern:

Ich erforsche das Verhalten unserer Bullenkälber mithilfe von Direktbeobachtungen und Videoauswertungen. Hierfür habe ich ein Ethogramm entwickelt, mit dem ich das tägliche Leben der Tiere von Ruhe- bis Spielverhalten auswerten kann. So kann ich unterscheiden, ob einer der Jungbullen z.B. neugieriger ist als die anderen oder mehr liegt und sich ausruht. Mein Ziel ist es, die individuellen Verhaltensunterschiede quantitativ und qualitativ zu beschreiben, um mögliche Persönlichkeitsmerkmale zu identifizieren.

UNSER AHA-MOMENT…

… war zu erfahren, wie die Anfänge der wissenschaftlichen Arbeit aussehen und wie spannend und vor allem praxisnah wissenschaftliche Arbeit sein kann.

Wir haben festgestellt, dass Tierwohl in der Nutztierhaltung eine immer größere Bedeutung erlangt und dass hierzu durchaus wissenschaftliche Arbeit betrieben wird. Außerdem haben wir erfahren, wie der Lebensweg einer Milchkuh und eines Mastkalbes oder Mastbullen in einem Milchkuhbetrieb beginnt. Da das Projekt noch voll im Gange ist, kommt bestimmt noch sehr viel dazu!

Besonders viel Spaß macht uns der direkte Kontakt mit den Kälbern!

UNSER TIPP…


Teil eines Humboldtprojektes zu werden, können wir wirklich jedem empfehlen! Es ist toll, einen Einblick in wissenschaftliche Arbeit zu bekommen, vor allem auch schon so früh im Studium. Besonders für Studierende wie uns, die ihr Studium in der aktuellen Pandemiesituation mit viel Online- oder Hybrid-Lehre begonnen haben, sind diese praktischen Erfahrungen wertvoll.

Es ist eine Chance, Kontakte zu den Wissenschaftler:innen der Uni zu knüpfen, Einblicke in die Institute zu gewinnen und Erfahrungen zu sammeln, die bei der Wahl des Studienschwerpunktes und bei der eigenen Karriereentwicklung und Berufswahl weiterhelfen können. Erlerntes kann direkt in der Praxis angewendet werden. Insgesamt ergibt sich eine spannende und lehrreiche Abwechslung zum sonstigen Unialltag. Die zusätzliche Arbeit lohnt sich!

Durch das Humboldt-Projekt konnten wir wissenschaftliches Arbeiten direkt kennenlernen und wurden unterstützt, selbstständig ein Projekt zu gestalten, zu planen und durchzuführen.

UND JETZT?

Berichten wir auf Instagram unter #HR_Rindergarten weiter über unser Projekt.


Ihr wollt bei Humboldt reloaded mitmachen oder Euer Projekt hier vorstellen? Schreibt dem Team eine E-Mail an humboldt-reloaded@uni-hohenheim.de. Alle Projekte und Infos findet Ihr unter https://humboldt-reloaded.uni-hohenheim.de


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