Den Infektionskreis durchbrechen: Zystische Echinokokkose in Afrika [25.03.22]
Sie ist eine vernachlässigte Krankheit im subsaharischen Afrika: die zystische Echinokokkose als Folge einer Infektion mit dem Hundebandwurm. Mit ihr beschäftigt sich ein neues Verbundprojekt unter Leitung von Dr. Thomas Romig vom Fachgebiet Parasitologie der Universität Hohenheim und Prof. Peter Kern vom Universitätsklinikum Ulm. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben mit ca. 1,5 Mio. Euro. Davon entfallen rund 960.000 Euro auf Hohenheim, was es zu einem Schwergewicht der Forschung dort macht.
Verschiedene Arten des weltweit verbreiteten Hundebandwurms (Echinococcus spp.) stellen im subsaharischen Afrika ein erhebliches Gesundheitsproblem dar. Sie sind Erreger der zystischen Echinokokkose, einer für den Menschen potenziell tödlichen Erkrankung. Sie wird von der WHO als vernachlässigte tropische Krankheit eingestuft, deren Erforschung und Bekämpfung unzureichend ist.
Der Parasit befällt Mensch wie Tier gleichermaßen. Häufig sind Menschen in abgelegenen Gebieten betroffen, die unter schlechten hygienischen Verhältnissen leben und die von Hunden ausgeschiedenen Wurmeier beispielsweise über kontaminierte Lebensmittel aufnehmen. Im Darm schlüpfen aus den Eiern kleine Larven, die bevorzugt in Leber oder Lunge, aber auch in andere Organe einwandern. Dort entwickeln sie sich zu großen flüssigkeitsgefüllten Zysten, welche die Funktion der befallenen Organe beeinträchtigen.
In den letzten Jahren konnten die Beteiligten am Verbundprojekt „Übertragungsökologie und Risikofaktoren für zystische Echinokokkose im subsaharischen Afrika“ bereits umfangreiche Erkenntnisse über die Verbreitung und Häufigkeit der unterschiedlichen Arten und Varianten des Erregers in Afrika gewinnen. So sind dort allein bislang fünf Echinococcus-Arten bekannt, die erhebliche Unterschiede im Übertragungmodus und in der Infektiosität für den Menschen aufweisen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, den Erreger richtig zu bestimmen, um die Epidemiologie der Krankheit zu verstehen und wirksame Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen zu können.
Die Forschenden wollen deswegen vor allem genetische, ökologische und sozio-ökonomische Faktoren ermitteln, die die Krankheitslast für den Menschen beeinflussen, und daraus Vorhersagemodelle erarbeiten. Dafür erheben sie in repräsentativen Gebieten in Kenia, Äthiopien, Sambia, Namibia und Ghana quantitative Daten zur Infektion von Mensch, Nutz- und Wildtieren mit verschiedenen Arten und Genotypen von Echinococcus. Zudem werden Grundlagenstudien in Ländern durchgeführt, von denen bislang keine belastbaren oder aktuellen Daten existieren, wie zum Beispiel in West- und Zentralafrika. So sollen präzisere Schätzungen der gesundheitspolitischen und ökonomischen Konsequenzen von zystischer Echinokokkose in einzelnen afrikanischen Ländern erarbeitet werden.
Weiterbildungen in Epidemiologie, Molekularbiologie, Ultrasonographie, Wildbiologie u. a. für junge Wissenschaftler:innen stärken die Forschungskompetenzen in Afrika selbst. Schwerpunkt ist dabei die Bildung von inner-afrikanischen Kompetenz-Netzwerken, so dass afrikanische Forschende künftig beim Einwerben von Forschungsmitteln weniger von Partnern in Industrieländern abhängig sind.
Die Eckdaten des Projekts:
- Projekttitel: „Übertragungsökologie und Risikofaktoren für zystische Echinokokkose im subsaharischen Afrika“
- Fördersumme: gesamt ca. 1,5 Mio. Euro, davon 963.600 Euro für Hohenheim
- Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der „deutsch-afrikanischen Kooperationsprojekte in der Infektiologie“
- geplanter Projektbeginn: Frühjahr 2022, Laufzeit: 3 Jahre
- Konsortium: Universität Hohenheim (Dr. Thomas Romig, Leitung), Universitätsklinik Ulm (Prof. Dr. Peter Kern, Leitung), und sechs Institute in Äthiopien, Ghana, Kenia, Namibia und Sambia.
Kontakt
Dr. Thomas Romig, Universität Hohenheim, Fachgebiet Parasitologie, +49 (0)711 459 23076 , Thomas.Romig@uni-hohenheim.de
Schwergewichte der Forschung
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.