Kleine Universitätsgeschichte  [27.11.22]

Plätzchen backen ist eine feste Tradition in der Weihnachtszeit. Während wir heute Butter mit Zucker und feinem Mehl mischen, mussten die Menschen vor 200 Jahren ihr Brot mit ungenießbaren Zutaten wie Wurzeln, Moos und Stroh strecken. Denn damals herrschte in Süddeutschland die größte Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Um solche Hungerskrisen künftig zu verhindern, wurde ein Jahr später die Vorläuferin der Uni Hohenheim gegründet. In einer kleinen Universitätsgeschichte zum ersten Advent verrät der Online-Kurier, wie es dazu kam.


Alles begann im April 1815 – nicht in Europa, sondern über 12.000 km entfernt in Indonesien. Mit einer Sprengkraft von über 170.000 Hiroshima-Bomben bricht auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkans Tambora aus. 140 Milliarden Tonnen Asche und Staub schossen kilometerweit in die Atmosphäre, legten sich wie ein dunkler Schleier um den Erdball, sickert in die Erde und verdunkelt den Himmel.

Der folgende Sommer in Europa war ungewöhnlich nass und kalt, kein Sonnenstrahl drang durch die dunkle Wolkendecke. Das Jahr 1816 geht sogar als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein! Besonders hart trifft es den Südwesten Deutschlands: Die Ernten fielen aus, die Lebensmittelpreise stiegen. Was folge? Die größte Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

Durch den Hunger entstand das sogenannte Hungerbrot als ungewöhnliche Notverpflegung. Da Mehl knapp und teuer war, wurde das Brot mit Wurzeln, Moos, Stroh und sogar Sägemehl gestreckt. Die Fasern machten zwar satt, doch sie enthielten keinerlei Vitamine und Nährstoffe.

Das damals frisch gekrönte Königspaar Wilhelm I. und seine Frau Katharina Pawlowna sah sich mit Hunger, Not und Frustration konfrontiert. Was tun? Sie starten zunächst eine kurzfristige Wohlfahrtsinitiative. Aber: Sie denken auch weiter!

Um Hungerkrisen vorzubeugen, wollten sie eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion sicherstellen. Und zwar durch zusätzliches landwirtschaftliches Wissen in einer neuen, modernen Institution. Darum gründeten sie am 20. November 1818 die landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim, aus der später die Uni Hohenheim hervorgeht.

Schon damals verstand sie sich als Innovations- und Ideenschmiede für die Belange der Gesellschaft. Und diese Tradition gilt bis heute!

Text: Hagenau
Bilder: Universität Hohenheim/Dorothee Barsch


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