Ein Kaffee mit… den Hohenheimer Digital-Coaches  [23.02.22]

Konzeptionelle Beratung, kreativer Input, Feedback oder Hilfestellung bei konkreten Fragen: Fachkundige Unterstützung bei digitalen Lehrveranstaltungen finden Hohenheimer Lehrende seit kurzem bei fünf Digital-Coaches in der Arbeitsstelle Hochschuldidaktik. Das neue Angebot ist Teil des Digitalprojekts DeLLFi, das durch die „Stiftung Innovation in der Hochschullehre“ (Bund-Länder) gefördert wird. Der Online-Kurier hat mit dem Team einen virtuellen Kaffee getrunken.

 

Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wie schaffen wir das? Unter diesem Motto greift der Online-Kurier in der Reihe „Hohenheim 2030“ regelmäßig Themen auf, die in den kommenden Jahren wichtig werden: Von der Weiterentwicklung der Studiengänge über die künftigen Forschungsstrategie bis hin zu Maßnahmen für einen nachhaltigen und internationalen Campus. Mehr: Beteiligungsformate

 

Digital-Coaches im Interview

  • Christina Baust
  • Linda Hartmann
  • Dr. Jasmina Idler
  • Dr. Britta Lintfert
  • Robyn Vasco

„Digital-Coach“ klingt nach einer ungewöhnlichen Job-Beschreibung. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Lintfert: Wir unterstützen Lehrende an der Uni Hohenheim ganz individuell dabei, digitale Lehr- und Lernszenarien zu gestalten oder weiterzuentwickeln. Das kann z.B. bei der konzeptionellen Planung eines Moduls sein oder begleitend zu einer laufenden Lehrveranstaltung. Wir geben Feedback und Anregungen oder auch Hilfestellung, falls etwas mal nicht so klappt wie geplant.

Dabei haben wir nicht nur die jetzige Situation im Blick, sondern vor allem auch die Zeit nach der Pandemie. Präsenzlehre soll zwar an der Uni Hohenheim schon bald wieder im Zentrum stehen, anderseits wollen wir aber auch nicht komplett back to the roots, sondern im Idealfall das Beste aus beiden Welten zusammenbringen.

Idler:
Konkret heißt das: Online-Angebote sollen künftig hochwertige und gut abgestimmte Ergänzungen zur Präsenz sein, die einen echten Mehrwert bieten – also mehr als eine bloße Verlagerung von Lerninhalten ins Netz als improvisierte Notlösung. Auf diesem Weg wollen wir Lehrende so gut wie möglich unterstützen.

Gleichzeitig suchen wir aber auch den Austausch mit den Studierenden. Wir wollen verstehen, wie sie ticken, was sie sich wünschen und vor welchen Problemen sie bei digitalen Angeboten stehen. Denn das große Ziel sollte sein, Lehre immer von den Studierenden her zu denken.

Was macht gute digitale Lehre denn aus?

Vasco: Digitale Lehrangebote können so individuell gestaltet sein wie Präsenzangebote. Wir ermutigen Lehrende dazu ruhig ein wenig zu experimentieren, um auch im virtuellen Raum den persönlichen Lehrstil zu finden.

Für unterschiedliche Szenarien bieten sich dabei ganz unterschiedliche Tools und Ansätze an. Es gibt also nicht die eine Universallösung, die für alle und alles passt. Allgemein kann man aber vielleicht sagen, dass digitale Elemente ganz besonders dort gewinnbringend sind, wo sie die Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden erleichtern. Also z.B. bei organisatorischen Aspekten wie der Abgabe von Übungen etc. Hierfür bietet ILIAS sehr hilfreiche Tools.

Baust:  Pfiffige Formate wie ein Quiz können Studierende wiederum spielerisch motivieren am Ball zu bleiben und ihr Wissen zu testen – nicht erst kurz vor der Klausur. Bei größeren Veranstaltungen mit heterogenen Teilnehmer:innen lassen sich evtl. sogar verschiedene Schwierigkeitsgrade umsetzen. Das kann für die einen den Einstieg erleichtern und andere zum Vertiefen des Stoffs animieren. Dies erproben wir z.B. gerade im Studiengang „Digital Business Management“.

Wenn es hingegen um synchrone Lehrveranstaltungen im digitalen Raum geht, ist es auf jeden Fall ratsam, vorab ein paar Gedanken darauf zu verwenden, wie man eine Verbindung zu den Teilnehmenden herstellen und die Interaktion fördern kann. In Präsenzveranstaltung macht man das ja in der Regel ganz intuitiv. Aber wenn man plötzlich lauter schwarzen Kacheln gegenübersitzt, ist das nicht unbedingt ein Selbstläufer.

Übrigens lassen sich viele interaktive Formate überraschend gut ins Digitale übertragen: z.B. funktioniert Gruppenarbeit in Break-Out-Rooms sehr gut, wenn man den Rahmen dafür entsprechend vorbereitet.

Hintergrund DeLLFi

Im Programm „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ erhält die Uni Hohenheim Fördergelder in Höhe von rund 4,5 Mio. Euro für zwei neue Projekte: „Digitalisierung entlang Lehren, Lernen und Forschen integrieren (DeLLFi)“ sowie das Verbundprojekt „Partnerschaft für innovative E-Prüfungen. Projektverbund der baden-württembergischen Universitäten“ (PePP). Mehr…

Wie genau können Lehrende von Ihrem Angebot profitieren?

Lintfert: Lehrende können sich jeder Zeit für individuelle Einzelberatungen an uns wenden. Eine Beratung kann sich entweder auf ein oder zwei Treffen beschränken oder auch etwas länger gehen. Wer sich dafür interessiert oder eine Frage hat, sollte nicht zögern und direkt mit uns Kontakt aufnehmen. Wir freuen uns darauf, noch mehr Lehrende aus allen Bereichen persönlich kennenzulernen!

Gleichzeitig gibt es über das Projekt DeLLFi auch die Möglichkeit, in Kombination zu unserer Beratung finanzielle Unterstützung zu erhalten für die Umsetzung des digitalen Lernszenarios.

Vasco: Lehrende können sich dafür ganz unkompliziert bewerben. Die Ausschreibung ist immer Januar/Februar bzw. Juni/Juli für das jeweilige Folgesemester geplant. Voraussetzung ist, dass es um digitale Angebote geht, die einen didaktischen Mehrwert haben und nachhaltig – das heißt längerfristig – genutzt werden. Außerdem erklären sich die Lehrenden bereit, im Anschluss als „Good Practice-Beispiel“ über ihre Erfahrungen zu berichten, z.B. als Blog-Beitrag, in einem kurzen Interview oder in einem anderen Format.

Alle Infos und Fristen zur Ausschreibung „Entwicklung digitaler Lernszenarien“ finden Lehrende auf unserer Homepage. Auf der Seite „Präsenzlose Lehre“ gibt es übrigens auch einen Fundus an Tipps, Check-Listen und Leitfäden zu unterschiedlichen Themen, den wir kontinuierlich erweitern.

Welchen fachlichen Hintergrund bringen Sie mit und was hat Sie an der Stellenausschreibung an der Uni Hohenheim gereizt?

Hartmann: Wir Digital-Coaches sind ein sehr vielfältiges und kreatives Team und bringen Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen mit ein, z.B. aus Digitalprojekten an anderen Hochschulen, aus der Erwachsenenbildung, aus Lehramtsstudiengängen bis hin zu kreativen Quereinsteigern aus der Sprach- und Musikwissenschaft.

Idler: Im Moment erleben die Hochschulen ja eine sehr spannende Phase. Die Pandemie hat unglaublich viel in Bewegung gebracht. Ich finde bemerkenswert, dass die Uni Hohenheim sich auf die Fahne schreibt, diesen Innovationsschub jetzt zu nutzen, um die Lehre auch längerfristig und strategisch weiterzuentwickeln. Hierzu wollen natürlich auch wir als Digital-Coaches einen Beitrag leisten. Über die Abteilung Studium und Lehre sowie die Hochschuldidaktik sind wir z.B. eng bei der Entwicklung des Strategiepapiers Lehre 2030 eingebunden.

Mich persönlich hat besonders gereizt, dass wir an der Uni Hohenheim Teil eines sehr großen, neu entstehenden Digitalisierungsnetzwerks sind und im unmittelbaren Austausch mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Teilprojekten von DeLLFi sowie aus den Schwesterprojekten PePP, ABBA und AIDAHO stehen.

Um welche Themen geht es bei diesem kollegialen Austausch?


Vasco: In einem Teilprojekt von DeLLFi wird gerade z.B. ein digitaler Tutor entwickelt, der Studierenden bei Lehrveranstaltungen als intelligenter Chat-Bot zur Seite stehen soll. Der Tutor punktet im Unterschied zu Google mit spezifischem Fachwissen, das auf Vorlesungsinhalten aufbaut, und kann für die Studierenden künftig ein unterhaltsamer digitaler Lernpartner sein.

Andere Kolleg:innen beschäftigten sich u.a. damit, wie digitale Prüfungen an der Uni Hohenheim künftig funktionieren, wie neue fachliche Lehrinhalte in den einzelnen Studiengängen integriert werden können, z.B. wenn es um spezifische KI-Anwendungen geht, oder auch mit digitalen Szenarien für das forschende Lernen bei Humboldt reloaded.

Hartmann: Es ist sehr inspirierend so viele Impulse von unterschiedlichen Seiten zu erhalten. Ganz besonders eng arbeiten wir Digital-Coaches mit dem Team des Modellstudiengangs „Digital Business Management“ zusammen. Hier ist unser gemeinsames Ziel, innovative Formate zu erproben und Erfahrungen sammeln, von denen Schritt für Schritt auch andere Hohenheimer Studiengänge profitieren können.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair


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