Engagement-Preis & Erstsemesterakademie [30.09.21]
Auf dem Campus herrschte anderthalb Jahre mehr oder weniger tote Hose. Die engagierten Studierenden vom Arbeitskreis Nachhaltigkeit (AKN) ließen sich von Corona jedoch nicht ausbremsen: Erstsemesterakademie, Nachhaltigkeitswochen, Sustainable Mondays, Green Office-Initiative – das alles lief kurzerhand digital. Außergewöhnlich findet das auch der Hohenheimer Universitätsrat und verlieh dem AKN deshalb im Sommer den Preis für besonderes studentisches Engagement. Eine Auszeichnung, die der Initiative Rückenwind gibt für ihr Ziel, die gesamte Uni zu einem nachhaltigen Ort zu machen. Das nächste konkrete Projekt steht auch schon vor der Tür: Die zweite Ausgabe der Erstsemesterakademie BaWü zukunftsfähig (4.–10. Oktober). Diesmal: On Campus.
Was es heißt, während der Pandemie mit dem Studium zu beginnen, hat Judith Blättler selbst erlebt. Den Campus kennt sie nach einem Jahr nach wie vor wenig und ihre Kommiliton:innen aus dem Bachelor-Studiengang Agrarwissenschaft hat sie bisher hauptsächlich virtuell kennengelernt.
Von Isolation kann jedoch keine Rede sein. Von Anfang nahm Judith an Online-Treffen von grünen Gruppen wie Global Campus oder dem AKN teil. Heute ist die Bachelor-Studentin sogar studentische Vertreterin im Senat der Uni Hohenheim. Aktuell organisiert sie gemeinsam mit ihren Mitstreiter:innen vom AKN die zweite Ausgabe der „Erstsemesterakademie BaWü zukunftsfähig“, die vom 4.–10. Oktober stattfindet. Zum Programm…
„Die Idee der Erstsemesterakademie ist, dass wir neuen Studierenden noch vor Beginn der Vorlesungen zeigen, wie sie auf dem Campus in Sachen Nachhaltigkeit aktiv werden können. Wir wollen engagierte Leute aus ganz unterschiedlichen Studiengängen miteinander vernetzen. Ich selbst habe die Erstsemesterakademie vor einem Jahr als Teilnehmerin besucht und aus den ersten Kontakten dort hat sich rückblickend wirklich eine ganze Menge entwickelt. Ich habe neue Freundschaften geschlossen, neue Ideen kennengelernt und bin selbst aktiv geworden, um das Campus-Leben mitzugestalten. Es tut sich unglaublich viel in Hohenheim – und es macht Spaß ein Teil davon zu sein!“, berichtet Judith.
Zurück auf dem Campus
Als digitale Ausgabe hat die Erstsemesterakademie im vergangenen Jahr bereits viel Anklang gefunden. Live On-Campus wollen die Studierenden das Ganze jetzt noch einmal toppen. Eine Besonderheit ist u.a. der Bioökonomietag, den die Studierenden anlässlich des Wissenschaftsjahr 2020/21 ins Programm aufgenommen haben.
„Bioökonomie steht für eine nachhaltige Wirtschaftsweise von morgen – und ist an der Uni Hohenheim ein übergreifendes Leitthema für Forschung und Lehre. Wir wollen den neuen Studierenden gleich zu Beginn einen Eindruck vermitteln, was das eigentlich konkret bedeutet. Dazu haben wir u.a. grüne Startups eingeladen, die von Hohenheimer Studierenden und Alumni gegründet wurden. Außerdem ist ein Upcycling-Workshop geplant, um die Idee der Kreislaufwirtschaft zu veranschaulichen.“
Auf dem Programm stehen auch Workshops, die erst auf den zweiten Blick etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben: Beispielsweise führt der Hohenheimer Debattierclub in die Kunst der Argumentation und Selbstvermarktung ein. Denn wer etwas bewegen will, muss die eigene Position schließlich überzeugend rüberbringen. Ebenfalls im Angebot: Ein Workshop zum Thema Mental Health. Denn Nachhaltigkeit bedeutet für die Studierenden, auch mit den eigenen psychischen Ressourcen achtsam umzugehen.
Preis für besonderes studentisches Engagement
Eine Extraportion Motivation gibt den Studierenden in diesem Jahr eine Auszeichnung der Universität: Im Rahmen des Dies academicus erhielt der AKN einen Preis für besonderes studentisches Engagement. Schirmherr des auf 400 € dotierten Preises ist der Universitätsrat.
Anna Struth vom AKN freut sich über die Anerkennung auch deshalb, weil der Arbeitskreis noch eine Menge auf dem Campus vorhat:
„Uns ist wichtig, dass Hochschulen Nachhaltigkeit ganzheitlich denken und auf ganz unterschiedlichen Ebenen vorantreiben. Zum Beispiel als Bestandteil des Lehrplans in allen Studiengängen. Oder bei betrieblichen Themen wie Energieversorgung, Mobilität, Beschaffung und Mensa. Wichtig ist aber auch der Transfer zwischen Hochschulen und Gesellschaft. Hochschulen sollten dabei zu einem Real-Labor für grüne Ideen werden und die Forschung in diese Richtung vorantreiben. Die Hochschulen müssen konkrete Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln, die all diese Ebenen berücksichtigen. Hierfür wollen wir uns weiter einsetzen – und der Preis gibt uns dabei Rückenwind!“
Ein konkreter Wunsch des AKN ist die Einrichtung eines „Green Office“ an der Uni Hohenheim. Es soll Know How und Akteure aus allen Bereichen der Uni zusammenbringen und auch studentisches Engagement zum Thema Nachhaltigkeit erleichtert. Ähnliche Einrichtungen entstehen aktuell auch an vielen anderen Hochschulen.
Auszeichnung für Nachhaltigkeitswochen |
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Auch die hochschulübergreifende Initiative „Nachhaltigkeitswochen@ Hochschulen BaWü“ kann sich über eine Auszeichnung freuen. Die Evangelische Akademie Bad Boll verlieh den Studierenden den Akademiepreis „Werte leben – Zukunft gestalten“ |
Uni-übergreifende Agenda
Tatsächlich ist der Hohenheimer AKN mit seiner Vision für die nachhaltige Hochschule von morgen nicht allein. Veranstaltungen wie die Erstsemesterakademie und die Nachhaltigkeitswochen finden zeitglich an mehreren Hochschulen in Baden-Württemberg statt. Eine wichtige Plattform für die studentische Vernetzung zum Thema Nachhaltigkeit ist z.B. netzwerk n e.V., in dem auch der AKN aktiv mitwirkt.
Und auch wenn es darum geht, hochschulpolitisch etwas zu bewegen, ziehen Studierende landesweit an einem Strang: In einem gemeinsamen Positionspapier haben sie im April zusammengefasst, welchen Weg die Unis aus ihrer Sicht einschlagen sollten, um zukunftsfähig zu bleiben. Zum Positionspapier…
Was den Studierenden dabei Mut macht: Auch Rektor:innen und Präsident:innen von Universitäten weltweit haben Nachhaltigkeit in diesem Jahr ganz oben auf die Agenda gesetzt. Thema der diesjährigen Tagung des Global University Leaders Council (GUC) in Hamburg war der Beitrag der Hochschulen zur Bewältigung des Klimawandels und zu mehr Nachhaltigkeit in der Gesellschaft. Zur Deklaration...
„In der abschließenden Deklaration verpflichten die Hochschulleitungen ihre Institutionen auf einen ganzheitlichen Umgang mit Maßnahmen zum Klimaschutz und zu Nachhaltigkeit“, berichtet Anna. „Unser Positionspapier enthält bereits viele der Forderungen des GUC. Wir möchten deshalb mit der Uni-Leitung und weiteren Akteuren im Gespräch bleiben, wie eine Kultur der Nachhaltigkeit ganzheitlich, mutig und richtungsweisend in Lehre, Forschung, Governance, Betrieb und Transfer der Universität verankert werden kann.“
Text: Leonhardmair