Studierende wollen zurück auf den Campus  [15.02.22]

Die Hohenheimer Studierendenvertretung fordert für das Sommersemester so viel Präsenz wie möglich. Angebote on Campus und online müssten aufeinander abgestimmt werden und Hybrid-Veranstaltungen aufs absolute Mindestmaß begrenzt bleiben, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme. Eine ähnliche Stoßrichtung verfolgt auch eine Resolution des Hohenheimer Senats, die Anfang des Monats verabschiedet wurde. Wie konsequent die darin formulierten Leitlinien tatsächlich umgesetzt werden, hängt nun insbesondere von den Studiengangsleitungen und den einzelnen Lehrenden ab – aber auch von der Bereitschaft der Studierenden, Angebote auf dem Campus tatsächlich wahrzunehmen.


Viele Studierende kommen im April ins 5. Semester und haben bisher kaum einen Tag an der Uni verbracht. Lernrückstände und Motivationsprobleme machen etlichen zu schaffen. Die Studierendengeneration hatte aber auch wenig Gelegenheit, das zu erleben, was das Studium neben dem reinen Wissenserwerb ausmacht: Kontakte knüpfen, nach einer Vorlesung auch mal spontan weiterdiskutieren, im Umgang mit Profs und Kommiliton:innen neue Rollen und Softskills einüben oder einfach das bunte Campus-Leben genießen.

Präsenz im Winter hinter Erwartungen


Tatsächlich hatte die Uni Hohenheim bereits vor einem halben Jahr ein Wintersemester mit vielen attraktiven Lehrveranstaltungen auf dem Campus angekündigt. Es solle sich für alle lohnen, (wieder) nach Stuttgart zu ziehen und regelmäßig nach Hohenheim zu kommen, hieß es damals.

Rückblickend fällt die Bilanz jedoch durchwachsen aus: Mit Ausnahme der praktischen Lehrveranstaltungen nahm die Präsenz von Monat zu Monat kontinuierlich ab und blieb insgesamt deutlich hinter den Erwartungen zurück. In der zweiten Hälfte des Wintersemesters fand nur noch ein Bruchteil aller Vorlesungen und Seminare auf dem Campus statt. Wobei der Anteil von Studiengang zu Studiengang stark variierte.

Verantwortlich für das Umswitchen dürfte nicht allein die Omikron-Welle gewesen sein. Vor allem der permanente Wechsel zwischen Präsenz und Online stellte die Studierenden vor erhebliche Probleme. Wohl auch weil die Lernplätze auf dem Campus knapp sind, nahmen immer weniger Studierende die verbliebenen Präsenzangebote wahr und blieben stattessen lieber ganz zu Hause.

Knackpunkt Koordination

Wenn es nach der Verfassten Studierendenschaft geht, darf sich diese Negativ-Spirale nicht wiederholen. In einer aktuellen Stellungnahme fordern die Studierenden die „maximal mögliche Präsenzlehre“ für das Sommersemester 2022. Gleichzeitig müsse aber eine Grundversorgung an digitalen Lernmaterialien gewährleistet bleiben, insbesondere für den prüfungsrelevanten Stoff.

Knackpunkt aus Sicht der Studierenden ist eine bessere Koordination von Präsenz- und Online-Angeboten: „Um möglichst viele Studierende dazu zu veranlassen, tatsächlich auch auf den Campus zu kommen, ist es unerlässlich, dass Module im Stundenplan so angeordnet werden, dass Studierende an einem Tag durchgehend nur Präsenz- oder Online-Vorlesungen haben.“


Senat definiert Präsenz als Regelfall

Ein ähnliches Fazit zieht auch der Hohenheimer Senat in seiner Resolution vom 2. Februar. Präsenzlehrveranstaltungen sollen demnach im Sommersemester nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein.

Da weiterhin nicht alle Plätze in den Hörsälen belegt werden dürfen, sei ein gewisser Anteil an Online-Lehre aber unvermeidlich. Damit die Studiengänge trotzdem studierbar bleiben, appelliert der Senat an Lehrende und Studiengangsleitungen, die zeitliche Lage von Lehrveranstaltungen und ihre Formate aufeinander abzustimmen. Hybride Veranstaltungen werden nicht mehr empfohlen.


Rundmail & Interview

In einem aktuellen Rundschreiben fordert die Prorektorin für Lehre alle Lehrenden dazu auf, die Leitlinien des Senats engagiert umzusetzen. Gleichzeitig ermutigt sie alle Studierenden per E-Mail, die Angebote auf dem Campus im kommenden Semester auch tatsächlich wahrzunehmen. Um die Lernplatz-Situation zu entschärfen, plane die Uni zusätzliche Outdoor-Arbeitsplätze. Und auch die Unterstützungsangebote auf dem Campus sollen erweitert werden, um den (Wieder-)Einstieg ins Studium zu erleichtern, so Prof. Dr. Korinna Huber.

Die Redaktion des Online-Kuriers plant in den kommenden Tagen ein Interview mit der Prorektorin für Lehre und mit Studierendenvertreter:innen.

Text: Leonhardmair


Zurück zu Themenservice