Er vereint Ökonomie und Ökologie  [31.05.23]

Die Modellierung von Agrarpolitik ist sein Metier. Er untersucht, wie sich politisches Handeln auswirkt. Und zwar nicht nur ökonomisch, sondern auch in Bezug auf die Ökologie. Jun.-Prof. Dr. Arndt Feuerbacher leitet seit September 2022 das neu eingerichtete Fachgebiet „Ökologisch-ökonomische Politikmodellierung“.


Der Erhalt der Biodiversität und der Klimaschutz sind ebenso wie die Ernährungssicherung zentrale Themen, die in der Agrarpolitik Berücksichtigung finden müssen. Zielkonflikte sind dabei unausweichlich. Juniorprofessor Dr. Feuerbacher nutzt Simulationsmodelle, um zu untersuchen, wie politische Maßnahmen oder technologische Entwicklungen diese entschärfen können.


Herr Feuerbacher, Ihr Fachgebiet ist „Ökologisch-ökonomische Politikmodellierung“. Was genau versteht man darunter?

Hinweis der Redaktion

Seit Beginn der Corona-Pandemie war es zeitlich nicht mehr möglich, die traditionellen Willkommensinterviews mit neuen Profs durchzuführen. Nun wird dies in Form einer Serie mit schriftlichen Fragebögen nachgeholt.


Politikmodellierung bedeutet, dass man versucht die möglichen Auswirkungen von Politiken, z.B. der gezielten Förderung von Ökolandbau, abzuschätzen. Meist wird das nur aus der ökonomischen Brille getan, also was passiert mit Marktpreisen, Handel und Haushaltseinkommen. Mit der ökologisch-ökonomischen Politikmodellierung geht es darum, auch die Wechselbeziehungen zwischen Ökologie und Ökonomie zu berücksichtigen.

Was fasziniert Sie daran?


Wir haben als Gesellschaft große Herausforderungen vor uns, und die Politikmodellierung kann uns dabei helfen diese zu bewältigen. Wir müssen unter anderem den Verlust an Biodiversität aufhalten und dürfen gleichzeitig Klimaschutz und Ernährungssicherung nicht aus dem Blick verlieren.

Bei der Bewältigung der dabei entstehenden Zielkonflikte spielen politische Maßnahmen eine zentrale Rolle. Die Simulationsmodelle, die wir nutzen, helfen uns zu verstehen, welche Maßnahmen zielfördernd sind und welche eher ineffektiv – und schlimmstenfalls zu unerwünschten Ergebnissen führen.

Mit welchen Forschungsthemen beschäftigen Sie sich zurzeit?

Zurzeit beschäftigen wir uns am Fachgebiet vor allem damit, wie eine Transformation hin zu einem biodiversitätsfreundlichen Landnutzungs- und Ernährungssystem gelingen kann. Das umfasst zum einen transdisziplinäre Forschung, da wir gemeinsam mit Akteur:innen aus Politik, Wissenschaft, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft Szenarien für eine solche Transformation entwickeln. Und zum anderen umfasst es auch interdisziplinäre Forschung, in der wir gemeinsam mit Ökolog:innen der Universität Freiburg vor allem die Rolle von Bestäubern und Bestäubungsleistungen besser in unsere Modelle integrieren wollen. Hierfür werden wir vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Forschungsprojekts BEATLE gefördert.

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Wir beschäftigen uns ebenfalls mit der Frage, wie Agri-Photovoltaik einen Beitrag zu Ernährungssicherung und Klimaschutz leisten kann. Das wollen wir nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch im globalen Süden untersuchen. Im globalen Süden ist außerdem die gesamtwirtschaftliche Modellierung von kleinbäuerlichen Systemen gerade im Kontext der nachhaltigen Entwicklung der dortigen Agrarsektoren ein Forschungsthema, das wir verfolgen und ausbauen wollen.

Kommen wir zur Lehre: Was bedeutet denn für Sie gute Lehre?

Gute Lehre hat natürlich viele Facetten. Mir ist es persönlich wichtig, dass man Begeisterung für das Fach und die jeweiligen Themen, die man vermitteln möchte, ausstrahlt. Des Weiteren ist es mir ein großes Anliegen, Lehre möglichst interaktiv zu gestalten. Da ich vor allem im Masterstudium unterrichte, hat vor allem die Vermittlung von Methoden eine höhere Bedeutung. Gute Lehre schafft es Wissen zu Methoden so zu vermitteln, dass Studierende diese eigenständig für eigene Problemstellungen anwenden können.

Fachgebiet Ökologisch-ökonomische Politikmodellierung

Jun.-Prof. Dr. Arndt Feuerbacher leitet das neu eingerichtete Fachgebiet seit dem 1.9.2022. Die Einrichtung beruht auf der Einwerbung einer BMBF-Nachwuchsgruppe, deren Leitung mit einer Juniorprofessur verbunden ist. mehr


Haben Sie denn einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?

Manchmal entdeckt man das Interesse an einem Thema erst wenn man sich beharrlich zwingt, sich in die Sache „hineinzuknien“. Insofern wünsche ich für diese Situationen den nötigen Biss und Sitzfleisch. Es wird sicherlich mit später folgender Erkenntnis und Faszination für das Thema belohnt werden.

Warum haben Sie sich für Hohenheim entschieden?

Hohenheim bietet ein exzellentes Umfeld für interdisziplinäre Forschung im Bereich der Agrarwissenschaften und darüber hinaus. Es gibt vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten und ein sehr kollegiales und nettes Umfeld. Außerdem der schöne Hohenheimer Campus und der hohe Anteil an internationalen Studierenden.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsort auf dem Campus?


Eine Bank in der Sonne in den schönen Hohenheimer Gärten.

Herzlichen Dank, Herr Feuerbacher!

Interview: Elsner


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