Bodenverbesserung mit Lebensmittelabfällen [04.09.23]
Es ist Kreislaufwirtschaft par excellence: Bei der Produktion und auch bei der Verarbeitung von Lebensmitteln wie Gemüse, Fleisch, Olivenöl oder Wein fallen eine Menge Reststoffe an. Wenn sie aufbereitet aufs Feld zurückgeführt werden, schont das Ressourcen und ist gut für den Boden. Die Wirkung von Bodenverbesserungsmitteln aus Lebensmittelabfällen zu untersuchen ist das Ziel des europäischen Verbundprojektes DeliSoil, an dem die Universität Hohenheim beteiligt ist. Das geschieht ganz praxisnah: in sogenannten Reallaboren. Die Europäische Kommission fördert das Vorhaben mit rund sieben Millionen Euro, wovon Dr. Andrea Bauerle vom Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie knapp 690.000 Euro erhält.
Abfälle und Rückstände aus der Lebensmittelverarbeitung enthalten wertvolles organisches Material und wichtige Pflanzennährstoffe. Ein Potenzial, das oft ungenutzt bleibt. Denn diese sogenannten Reststoffströme können die Fruchtbarkeit von Böden verbessern und die Kohlenstoffbindung im Boden erhöhen, wenn sie wieder in den Boden zurückgeführt werden. Dies reduziert den Einsatz von Mineraldüngern, und der Verbrauch von begrenzten Nährstoff- und Energieressourcen zu deren Herstellung sinkt.
Im europäischen Verbundprojekt DeliSoil, an dem das Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie an der Universität Hohenheim beteiligt ist, beschäftigen sich die Forschenden mit Wegen, Rückstände aus der Lebensmittelverarbeitung und -produktion zu reduzieren und Nebenprodukte sinnvoll zu nutzen. Dazu werden fünf regionale Reallabore (Living Labs) in Finnland, Dänemark, Deutschland, Italien und Spanien eingerichtet. In ihnen arbeiten Beteiligte aus der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette gemeinsam an Lösungen, Nebenströme aus der Produktion von Gemüse, Obst, Fleisch, Insekten, Olivenöl, Wein sowie von verarbeiteten Lebensmitteln zu verwerten. Diese Lösungen sollen nicht nur lokal funktionieren, sondern in ganz Europa umgesetzt werden können und zwar individuell angepasst an die in der jeweiligen Region vorhandenen Nebenströme. .
Der Fokus liegt auf der Frage, wie Lebensmittelabfälle möglichst regional mit Hilfe von innovativen Technologien in maßgeschneiderte Mittel zum Erhalt und zur Verbesserung der Bodengesundheit umgewandelt werden können. Ihre Wirkung auf physikalische, chemische und biologische Eigenschaften verschiedener Bodentypen wird genau betrachtet. Wichtig ist natürlich auch ihr Einfluss auf den Ertrag und die Qualität der Feldfrüchte. Um zu beurteilen, wie umweltfreundlich die neuen Produkte sind, erfassen die Forschenden zudem deren ökologischen Fußabdruck.
Ein wichtiges Ziel von DeliSoil ist es, technologische, gesetzliche, finanzielle und soziale Hindernisse zu erkennen, die der breiten Nutzung dieser neuartigen Bodenverbesserungs- und Düngemittelprodukte im Weg stehen könnten. Vorrangig sollen natürlich Umstände identifiziert werden, die eine Verwendung fördern können.
DeliSoil möchte zudem das Wissen über Bodengesundheit und nachhaltige Landwirtschaft in der Bevölkerung stärken. Dafür werden Netzwerke geschaffen, die den Austausch von wichtigen Erkenntnissen aus dem Projekt erleichtern. DeliSoil arbeitet außerdem eng mit anderen Projekten der Europäischen Union sowie dem Europäischen Bodenobservatorium (EUSO) zusammen.
Projekt-Steckbrief
- Titel: Delivering safe, sustainable, tailored & societally accepted soil improvers from circular food production processes for boosting soil health – DeliSoil
- Fördersumme: insgesamt rund 7,0 Mio. Euro, davon 688.438 Euro für die Universität Hohenheim
- Förderinstitution: Europäische Kommission
- Dauer: 1.6.2023 – 31.5.2027
- Beteiligte: 13 Institutionen in Europa, Koordination: Natural Resources Institute Finland (Luke)
Kontakt
Dr. Andrea Bauerle, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie, +49 (0)711 459-23178, a.bauerle@uni-hohenheim.de
Schwergewichte der Forschung
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.