Nachwachsende Rohstoffe wirtschaftlich und nachhaltig anbauen  [14.03.23]

Ackerflächen, die nicht für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln geeignet sind, nachhaltig und wirtschaftlich nutzen: Das ermöglicht der Anbau nachwachsender Rohstoffe aus nicht-essbaren Pflanzen. Wie das in Süd- und Mitteleuropa funktioniert, erforscht ein EU-Projekt mit Beteiligung der Universität Hohenheim. Die Europäische Kommission fördert das Verbundprojekt MIDAS mit insgesamt rund 7 Mio. Euro. Davon erhält das Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie unter Leitung von Prof. Dr. Iris Lewandowski an der Universität Hohenheim gut 500.000 Euro.


Auf sogenanntem marginalen Ackerland ist der Anbau von Nahrungs- oder Futterpflanzen nicht rentabel. Europaweit umfasst dies eine Fläche in etwa so groß wie Frankreich. Ungünstige Bedingungen wie niedrige Temperaturen, Trockenheit oder übermäßige Nässe, Bodenprobleme oder auch steile Hanglagen machen die Bewirtschaftung hier für Acker- und Futterbaubetriebe uninteressant.

Abhilfe schaffen will hier das „Innovation-Action“-Projekt MIDAS („Utilization of Marginal lands for growing sustainable industrial crops and developing innovative bio-based products“): Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen aus 25 europäischen Ländern beschäftigen sich mit der Frage, wie landwirtschaftliche Betriebe dieses marginale Ackerland wirtschaftlich rentabel sowie ökologisch nachhaltig, zum Beispiel biodiversitätsfreundlich, nutzen können.

Der innovative Ansatz in MIDAS ist der Anbau von ein- und mehrjährigen nicht-essbaren Pflanzen, sogenannten „Industriepflanzen“, in nebeneinanderliegenden Streifen. Aus ihrer Biomasse können Bioenergie sowie zahlreiche biobasierte Produkte hergestellt werden. Zu letzteren gehören beispielsweise biologisch abbaubare Mulchfolien, Bioherbizide, Latex, Kautschuk, Biokomposite, Biokohle und andere Erzeugnisse.

Ein entscheidender Punkt dabei: Die Gefahr von sogenannten „Indirekten Landnutzungsänderungen“ (indirect land-use change, ILUC) soll verringert werden. Diese würden dazu führen, dass die Nahrungs- und Futtermittelproduktion zurückgeht oder auf bislang nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen, wie zum Beispiel Wald, verlagert wird.

Dabei stützt sich MIDAS auf zwei Säulen: Zum einen will das Konsortium ausgewählte klimaresiliente, biodiversitätsfreundliche Industriepflanzen, die bereits an marginales Ackerland angepasst sind, züchterisch optimieren. Ein besonderes Augenmerk gilt der Fähigkeit der Pflanzen, Wasser möglichst effizient zu nutzen, so dass sie Wasserknappheit in Trockenheitsphasen besser tolerieren und einen guten Biomasseertrag erzielen können. Gleichzeitig sollen sie auch zur Förderung der Artenvielfalt beitragen. Unterstützt wird dies durch maßgeschneiderte landwirtschaftliche Verfahren.

Zum anderen wollen die Projektbeteiligten ganz im Sinne einer Bioraffinerie aus der erzeugten Biomasse innovative biobasierte Produkte entwickeln. Dabei sollen neue Konzepte für komplette, nachhaltige Wertschöpfungsketten und -netze – von der Biomasse bis hin zum fertigen Produkt – hochskaliert, bewertet und auch kommuniziert werden. Im Interesse der Forschenden stehen dabei sowohl einjährige Pflanzen, wie beispielsweise Faserhanf, Abessinischer Meerkohl und Echter Steinklee als auch ausdauernde Kulturen, wie Miscanthus und Pappel.

So kann marginales Ackerland durch den Streifenanbau dieser Industriepflanzen dazu genutzt werden, wertvolle Rohstoffe für Produkte mit einer hohen Wertschöpfung sowie für die Erzeugung von Bioenergie zu liefern – und das unter besonderer Berücksichtigung der Förderung der Agrarbiodiversität und ohne Konkurrenz zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion.

Projekt-Steckbrief

  • Titel: Utilization of Marginal lands for growing sustainable industrial crops and developing innovative bio-based products - MIDAS
  • Fördersumme: 6.999.100 Euro (insgesamt), davon 507.925 Euro für die Universität Hohenheim
  • Förderinstitution: Europäische Kommission über die European Research Executive Agency (REA) im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon Europe“
  • Projektdauer: 1.11.2022 – 31.10.2026
  • Projektbeteiligte: 25 Beteiligte aus Forschungseinrichtungen, Industrie sowie kleinen und mittleren Betrieben in 13 europäischen Ländern, Koordination: Centre for Renewable Energy Sources and Saving Fondation (Griechenland).

Kontakt
Dr. Moritz von Cossel, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie, +49 (0)711 459 23557, moritz.cossel@uni-hohenheim.de


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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