Das Green Office kommt!  [16.04.24]

Seit 2019 setzen sich Studierende dafür ein: Nun wird die Idee umgesetzt! Noch in diesem Sommersemester soll ein neues Green Office an der Uni Hohenheim die Arbeit aufnehmen. Doch was ist das eigentlich genau? Was ist geplant? Und wie ist der aktuelle Stand? Wir haben die neue Leiterin des Green Office und eine Studentin vom Arbeitskreis Nachhaltigkeit (AKN) zum Kaffee getroffen.

 

This article is also available in English... | Mehr zum Aktionssemester "Besser wär besser GREEN"...

Im Interview:

  • Judith Blätter, Bachelorstudentin Agrarwissenschaft und Mitglied im Arbeitskreis Nachhaltigkeit (AKN)
  • Anna-Lena Müller-Wengerofsky, Leiterin des Green Office

 

Judith, ich beginne mal bei dir, denn Studierende vom Arbeitskreis Nachhaltigkeit haben die Idee des Green Office ja an die Uni Hohenheim gebracht.

Das erste Green Office wurde im Jahr 2010 an der Uni Maastricht eingerichtet. Seitdem haben Hochschulen in ganz Europa die Idee aufgegriffen. Erkläre doch mal kurz: Was ist ein Green Office eigentlich?


Judith: Auch, wenn jede Uni andere Schwerpunkte setzt, ist die Grundidee immer ähnlich: Das Green Office soll eine Plattform sein, die Menschen und Ideen zusammenbringt, um den Campus nachhaltiger zu machen. Studentische Initiativen finden hier ebenso Unterstützung, wie Beschäftigte aus der Verwaltung - oder Forschende und Lehrende.

Der Uni-Kosmos ist so vielfältig und in der Regel bekommt man nur einen kleinen Ausschnitt davon mit. Kurz gesagt, soll uns das Green Office helfen, dass wir das Rad bei Nachhaltigkeitsthemen nicht immer wieder neu erfinden, sondern als große Gemeinschaft zusammen mehr erreichen.

Ein Green Office benötigt dazu im Minimum eine festangestellte Person als Leitung, ein Team aus studentischen Mitarbeiter:innen und einen Raum, der möglichst zentral auf dem Campus liegt, damit das Green Office ein offener Ort für alle Uni-Angehörigen ist.

Greenfluencerin der Woche: Anna-Lena Müller-Wengerofsky

   

Führen Green Offices auch selbst Nachhaltigkeitsprojekte durch?

Judith: Es kommt immer darauf an, wie das Green Office am jeweiligen Hochschulstandort konzipiert ist.

Klar ist aber: Nachhaltigkeit ist kein Thema, das sich komplett an eine zentrale Stelle delegieren lässt. Sonst bräuchten wir dort unglaublich viele Leute! Und letztlich geht es ja gerade darum, in allen Bereichen nachhaltig zu handeln und überall nachhaltige Projekte umzusetzen.

Eine Kommilitonin vom AKN hat es einmal so formuliert: Das Green Office soll wie ein Trampolin sein. Man springt drauf, bekommt neue Energie - und findet irgendwann auch wieder den Absprung, um Ideen selbst weiterzuverfolgen.

Tatsächlich macht sich der AKN schon ziemlich lang dafür stark, dass auch die Uni Hohenheim ein Green Office bekommt, oder?

Judith: Das kann man so sagen. Das Thema beschäftigt inzwischen schon mehrere Studierenden-Generationen.

Ich habe mich schlau gemacht: 2019 sind Mitglieder des AKN bei einem Wander-Coaching des Netzwerk n zum ersten Mal mit der Idee in Berührung gekommen. Schnell war für sie klar: So etwas brauchen wir auch in Hohenheim! Denn immerhin gehört Nachhaltigkeit zu unserem Uni-Profil.

Wir finden: Das sollte man auch sofort merken, wenn man auf dem Campus unterwegs ist! Wir brauchen also nicht nur Forschung zum Thema Nachhaltigkeit, sondern auch eine gelebte Nachhaltigkeitskultur an der Uni. Hier gibt aus unserer Sicht noch viel Potenzial - und das Green Office kann dafür ein Schlüssel sein.

Von Anfang an gehörten auch Lehrende zu den Unterstützer:innen. Um die Idee weiter voranzubringen, haben wir in den letzten Jahren u.a. ein Positionspapier verfasst, mehrere Gespräche mit der Uni-Leitung geführt, Diskussionsveranstaltungen organisiert und wir haben uns aktiv in den Strategieprozess der Uni eingebracht.

Schließlich wurde die Green Office ganz offiziell in den neuen Struktur- und Entwicklungsplan (SEP) aufgenommen, in dem die Uni ihre Ziele bis 2027 festgehalten hat. Das hat uns sehr gefreut - und wir sind natürlich gerne bereit, uns weiterhin einzubringen, wenn es um die konkrete Ausgestaltung geht.

 

Grüne Ideen für den Campus

Lasst uns gemeinsam Energie & CO2 sparen und den Campus nachhaltiger machen!

Neuste Einträge:

  • Bewässerung mit Regenwasser
  • Absenkung der Bordsteine (TMS, Bibliothek)
  • Grünfassaden und Dach-Überstände
  • LED-Beleutung und Abschalt-Automatik

Alle Einträge werden geprüft, beantwortet - und falls möglich weiterverfolgt. Mehr...

Nach dem langen Vorlauf geht es nun plötzlich sehr schnell: Das Green Office soll noch in diesem Sommersemester eingerichtet werden.

Und die neue Leiterin des Green Office sitzt heute auch schon mit uns am Tisch: Anna-Lena, schön, dass du da bist! Kannst du uns ein Update zum aktuellen Stand geben?


Anna-Lena: Sehr gerne! Und danke, Judith, dass du die Grundgedanken des Green Office schon so toll zusammengefasst hast!

Die Rahmenbedingungen aus organisatorischer Sicht entwickeln sich gerade rasant und werden Tag für Tag klarer. Das Rektorat hat für das Green Office eine 50 %-Stelle eingerichtet und Mittel für z. B. studentische Mitarbeitende bereitgestellt.

Momentan sind wir außerdem dabei zu klären, in welchen Raum das Green Office einziehen wird. Auch mir ist wichtig, dass es ein offener Ort mit Aufenthaltsqualität ist, wo man auch mal bei einem - natürlich nachhaltigen - Kaffee oder Tee zusammen brainstormen kann. Das Green Office soll ein Workspace sein, eine Anlaufstelle, ein Inspirationsort – einfach ein Raum der Möglichkeiten.

Ich hoffe wir können hierzu schon bald ein Update vermelden. Auch die Stellen für die studentischen Mitarbeitenden können wir bald ausschreiben. Interessierte können auch schon vorab eine Mail schreiben an greenoffice@uni-hohenheim.de.

Und steht auch das inhaltliche Konzept für das Hohenheimer Green Office schon fest?

Anna-Lena: In Grundzügen. Mir ist es wichtig, eine gute Basis zu schaffen, auf die wir dann konkret aufbauen können.

Die Entwicklung des Green Office und die eigentliche Arbeit des Green Office wird auf jeden Fall sehr partizipativ angelegt sein, denn nur gemeinsam können wir die Kultur bzw. Kulturen der Nachhaltigkeit an der Uni fördern. Viele Details beispielsweise zum Strategieprozess werden wir in den kommenden Monaten noch Schritt für Schritt konkreter ausgestalten.

Hier freue ich mich schon sehr auf den Input von Studierenden, Beschäftigten und Forschenden! Schon jetzt steht fest: Dieser Input wird auch in Zukunft für das Green Office enorm wichtig bleiben. Denn wie Judith schon gesagt hat: Nachhaltigkeit ist ein echtes Querschnittsthema.

Wir haben uns in Hohenheim bewusst dazu entschieden, im Green Office sowohl die ökologische als auch die ökonomische und die soziale Perspektive auf Nachhaltigkeit miteinzubeziehen.

Ausgehend vom sogenannten "whole-institution-approach" wollen wir keine Handlungsfelder ausklammern, sondern tatsächlich alle grünen Fäden zusammenzuführen: Studium & Lehre, Betrieb & Infrastruktur, Forschung & Innovation, Governance & Struktur sowie der Transfer innerhalb der Uni aber auch von der Gesellschaft und in die Gesellschaft.

Übergreifende bzw. begleitende Handlungsfelder sind bspw. Transparenz, Partizipation und natürlich auch das studentische Engagement.

Kontakt Green Office

Anna-Lena Müller-Wengerofsky

greenoffice@uni-hohenheim.de

Wie können sich engagierte Uni-Angehörige ganz konkret einbringen?

Anna-Lena: Ich könnte mir vorstellen, dass das Green Office von mehreren Green Groups begleitet wird, die als themenspezifische Think Tanks fungieren und offen für engagierte Uni-Angehörige aus allen Bereichen sind.

Die Sprecher:innen der Gruppen bilden zusammen ein Green Board, das die Vernetzung zwischen den einzelnen Gruppen sicherstellt. Denn viele Themen sind natürlich nicht trennscharf und betreffen verschiedene Bereiche der Universität.

Worüber ich mich sehr freue: Die Hohenheimer:innen sind sehr motiviert, was das Thema Nachhaltigkeit anbelangt, haben tolle Ideen, eine enorme Expertise und möchten das Thema voranbringen. Auch bei der Unileitung genießt das Thema starken Rückhalt und wird auch auf dieser Ebene in den nächsten Wochen noch stärker repräsentiert sein.

Was könnten denn zum Beispiel mögliche erste Themen für das Green Office sein?

Anna-Lena: Eine wichtige Aufgabe des Green Office sehe ich darin, Nachhaltigkeitsthemen stärker sichtbar und somit auch nutzbar zu machen. Die Uni Hohenheim hat in meinen Augen wirklich eine "grüne DNA", trotzdem muss man oft erst einmal suchen, um herauszufinden, was wir tatsächlich bereits alles machen.

Ein mögliches Ziel könnte in diesem Zusammenhang sein, dass wir eine Art Mapping durchführen, z. B. anhand der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals). Das heißt: Wir nehmen unsere einzelnen Handlungsfelder genauer unter die Lupe und entwickeln eine Darstellung, die auf einen Blick zeigt, wer gerade wo die Uni etwas grüner macht.

Tu Grünes und rede darüber!

In der Reihe "Hohenheimer Greenfluencer" stellen wir jede Woche Menschen vor, die einen Beitrag dazu leisten, den Campus nachhaltiger zu machen. Dabei spielt keine Rolle, ob es sich um kleine Beispiele aus dem Alltag oder größere innovative Projekte handelt.

Selbst mitmachen?

Sehr sinnvoll erscheint mir auch, wichtige Ziele, Kennzahlen und laufende Projekte zum Thema Nachhaltigkeit in einem zentralen "Green Report" zu bündeln und übersichtlich auf der Website darzustellen. Das schafft uns nicht nur einen Überblick, sondern vermeidet auch Doppelarbeit, weil solche Daten immer wieder für diverse Berichte benötigt werden.

Auch wenn wir bereits viele Nachhaltigkeitsaktivitäten haben – Luft nach oben ist natürlich immer, oder?

Anna-Lena: Genau. Wenn wir an die Handlungsfelder Studium & Lehre sowie Transfer denken, fände ich z. B. ein studiengangübergreifendes Angebot sehr spannend, an dem Fachgebiete aller drei Fakultäten mitwirken – das könnte eine Art Nachhaltigkeits-Zertifikat oder auch eine Vorlesungsreihe sein, die sicherlich auch für Beschäftigte oder interessierte Bürger:innen aus den angrenzenden Stadtbezirken sehr interessant wäre.

Das Green Office soll natürlich auch einen Beitrag leisten, damit gute Ideen für einen nachhaltigeren Campus-Betrieb ganz konkret in die Umsetzung kommen. Vorschläge dazu werden bis Mitte Juli ja u. a. auch auf der Ideenplattform "Besser wär besser GREEN" gesucht.

Und selbstverständlich gibt es auch Ideen für die Forschung, für die Governance und und und…

Wir sind schon sehr gespannt! Und wir freuen uns, dass wir im Rahmen des Aktionssemesters "Besser wär besser GREEN" mit dem Green Office zusammenarbeiten können!

Anna-Lena: Ich bin ebenfalls sehr gespannt und finde, die Aktion passt ganz hervorragend zum Start des Green Office. Vielen Dank für euer Engagement!

Mein Eindruck ist: Es gibt auf dem Campus wirklich viele spannende Ideen. Aber nicht immer fühlt sich unmittelbar jemand dazu in der Lage, die Ideen in die Tat umzusetzen. Wenn die ersten Hürden auftauchen, dämpft das verständlicherweise die Motivation und gute Ideen geraten schnell auch wieder in Vergessenheit. Ein paar Jahre später fängt man dann nicht selten an anderer Stelle mit dem gleichen Thema wieder von vorne an.

Wir können im Green Office natürlich nicht alle Themen bearbeiten, die etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben – vor allem nicht gleichzeitig. Aber wir unterstützen dabei, den Überblick zu bewahren und die richtigen Leute zusammenbringen. Und wir wollen Impulse setzen. Gerade dann, wenn Plan A nicht funktioniert und es gilt, Alternativen zu finden.  

Judith, deckt sich das alles auch mit den Wünschen, die du an das Green Office hast?

Judith: Der Ansatz gefällt mir super - und wir freuen uns schon sehr auf den Austausch. Denn natürlich gibt es noch viele weitere Ideen.

Beim Thema Lehre fänden wir es z.B. sehr wichtig, noch mehr Dozent:innen zu motivieren, Nachhaltigkeitsthemen in ihren eigenen Lehrveranstaltungen zu integrieren. Denn die Transformation, die wir als Gesellschaft brauchen, betrifft nahezu alle Bereiche. Wichtig sind nachhaltige Ansätze oft gerade dort, wo sie auf den ersten Blick nicht ins Auge springen oder bisher nur selten thematisiert werden.

Unser Eindruck ist, dass mehr Lehrende so etwas gerne ausprobieren würden, aber nicht sicher sind, wie das am besten gelingt. Hier könnten spezielle Workshops oder Weiterbildungen helfen.

Und wie könnte das Green Office studentische Gruppen unterstützen?

Judith: Dafür gibt es ganz viele Möglichkeiten!

Eine große Herausforderung ist z.B. die hohe Fluktuation in den Gruppen. Denn immer, wenn jemand geht, geht auch eine Menge Wissen verloren. Oft reicht es schon, dass eine aktive Person im Auslandssemester ist, damit ein Projekt zum Erliegen kommt oder eine Veranstaltung nicht stattfinden kann. Hier würde es sehr helfen, wenn das geballte Orga-Wissen auch über das Green Office verfügbar wäre - und bestimmte Dinge zentral von studentischen Hilfskräften übernommen werden können.

Ein großer Wunsch von uns ist außerdem, dass das Green Office wirklich ein offener Ort ist, an dem sich alle willkommen fühlen und an dem Ideen ganz unterschiedlicher Art Gehör finden. Natürlich ticken wir Studis ganz anders als z.B. Beschäftigte der Verwaltung. Ich wünsche mir, dass wir Studierende auch mal mit einer unausgegorenen Idee oder einer Utopie vorbeikommen können - und dass wir dann gemeinsam kreativ um die Ecke denken!

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair



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