Der Weihnachtskaktus  [14.12.22]

Der Weihnachtskaktus ist eine beliebte Zimmerpflanze vor allem zur Dekoration an den Festtagen mit hohem Zierwert und Nachhaltigkeit. Die Wildarten dieses ungewöhnlichen Kaktus wachsen im Gegensatz zu seinen Wüstenverwandten als Aufsitzerpflanzen, sogenannten Epiphyten, auf Bäumen im immergrünen, tropischen Regenwald. Die Hohenheimer Gärten präsentieren den weihnachtlichen Kaktus in der Reihe „Was blüht“ im Monat Dezember.

 

Die insgesamt 6 Schlumbergera-Arten stammen aus den küstennahen Gebirgen Südost-Brasiliens zwischen 400 und 2800 m ü. NN. Dort gibt es jährlich 2000 bis 4500 mm Niederschlag mit Trockenzeiten. In diesen Perioden geben die sukkulenten Sprosse dem Weihnachtskaktus einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Pflanzen.

Pflanze finden

Der Weihnachstkaktus steht im Sammlungsgewächshaus und ist bei einem Spaziergang von außen gut erkennbar.


Der Weihnachtskaktus boomt im 19. Jahrhundert

Ab Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Schlumbergera-Arten nach Europa eingeführt. Um 1850 kreuzte der englische Gärtner Wilabraham Buckley aus zwei Wildarten, Schlumbergera truncata und S. russelliana, eine nach ihm benannte Hybridart Schlumbergera x buckleyi. Diese kristallisierte sich mit der Blühzeit um Weihnachten zum Weihnachtskaktus heraus. Schon bald kam es in England zu einem Boom der Pflanze, es wurden hunderte Kultursorten mit unterschiedlichen Blütenfarben und Wuchsformen gezüchtet.

Strauchiger Wuchs und Blüten ideal für Kolibris

Der Weihnachtskaktus wächst strauchig mit reich verzweigten, zahlreichen Trieben. Diese sind dornenlos und haben abgeflachte, verdickte Sprossglieder, welche ca. 35 x 24 mm groß werden. Der Spross, das sogenannte Platykladyon übernimmt hier die Funktion der nicht vorhandenen Blätter.

Bei unseren Zimmerpflanzen öffnen sich die 6 x 4 cm großen, zygomorphen, karminroten Blüten zwischen November und Januar. Am Ende der horizontalen, bis zu 3,5 cm langen Blütenröhre befindet sich eine basale Nektarkammer. Dieser Blütenaufbau und die Rotfärbung ist eine Anpassung an die Bestäubung durch Kolibris am Naturstandort. Nach der Bestäubung bilden sich fleischige, beerenartige Früchte mit vielen braunen 1mm großen Samen, die von Vögeln verbreitet werden.

Hohenheimer Rarität ist über 40 Jahre alt

Unsere Pflanze steht aktuell in der südwestlichen Ecke des Sammlungsgewächshauses der Hohenheimer Gärten. Ein ehemaliger Gärtner der Hohenheimer Gärten hinterließ uns diesen ca. 40 Jahre alten, Weihnachtskaktus, vermutlich der Sorte ‚Le Vesuv‘, die er aus einem Steckling einer vor 100 Jahren angezogenen Pflanze herzog, heute eine Rarität.

Den Weihnachtskaktus gibt es in etlichen Blütenfarben neben dem klassischen rot oder purpurn auch in weiß, orange oder sogar gelb. Die leuchtenden Farben werden vom Pigment Betalain, einer besonderen chemischen Stoffgruppe gebildet. Diese findet sich im Pflanzenreich nur bei Kakteen und deren nächsten Verwandten wie den Mittagsblumen- oder Amaranthgewächsen anstatt der sonst verwendeten Anthocyane.

Die Gattung Schlumbergera stammt aus der Familie der Kakteengewächse, Cactaceae und wurde zu Ehren vom französischen Gutsbesitzer und Kakteensammler Frédéric Schlumberger (1823-1893) benannt. Erstmals beschrieben wurde die Hybridart vom englischen Botaniker Thomas Moore (1821-1887), später wurde die Beschreibung durch den britischen Botaniker William Louis Tjaden überarbeitet.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: L. Jaeger, L. Kunert


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