Boden des Jahres 2022: Der Pelosol (Tonboden)  [19.12.21]

Auf Vorschlag des emeritierten Hohenheimer Bodenkundlers Prof. Dr. Karl Stahr kürte das „Kuratorium Boden des Jahres“ den Tonboden zum „Boden des Jahres 2022“. Nach intensiver Vorarbeit durch das Geologische Landesamt, Freiburg unter Leitung von Dr. Wolfgang Fleck wurde er am 3. Dezember in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.


Nicht umsonst hat ihnen der Volksmund den Namen „Minutenböden“ gegeben, denn aufgrund ihres hohen Gehaltes an Ton stellt die Bearbeitung von Tonböden im Ackerbau oft eine Herausforderung dar: Sie können nur bei bestimmten, weder zu feuchten noch zu trockenen Bodenverhältnissen in einem meist engen Zeitraum gepflügt werden. Häufig sind sie das Ergebnis menschlicher Eingriffe in die Bodendecke: Durch landwirtschaftliche Nutzung wurden ehemals vorhandene tonärmere Deckschichten abgetragen.

Tonböden oder Pelosole (von griechisch pélos = Ton) sind zwar sehr nährstoffreich und können Wasser gut speichern, jedoch ist das meiste davon im Boden gebunden und für Pflanzen nicht verfügbar. Aufgrund ihrer feinen Poren sind die Böden zudem schlecht durchlüftet und können nur schwer durchwurzelt werden. Bei Trockenheit werden Pelosole jedoch hart wie Stein und zeigen meist tiefreichende Schrumpfrisse, die für eine gute Durchlüftung sorgen. Aufgrund dieser Eigenschaften werden Tonböden oft als Wald oder Grünland genutzt. Zu finden sind sie in Deutschland vor allem im Südwesten zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, aber auch in Franken, im Thüringer Becken und in Südniedersachsen.


HINTERGRUND: „Boden des Jahres“

Jeweils zum Weltbodentag am 5. Dezember stellt das „Kuratorium Boden des Jahres“ den Boden des Jahrs der Öffentlichkeit vor. Ziel der Aktion ist es, zur Bewusstseinsbildung für Böden und ihre Funktionen im Naturhaushalt beizutragen und möglichst viele Menschen zu erreichen. So soll der Schutz der lebenswichtigen Ressource Boden und ihrer Funktionen verbessert werden. Das Kuratorium ist ein Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Bundesverbandes Boden sowie des Ingenieurtechnischen Verbandes  für Altlastenmanagement und Flächenrecycling.

Weitere Informationen


Kontakt
Prof. Dr. Karl Stahr, Universität Hohenheim, Professor im Ruhestand, Fachgebiet Bodenchemie mit Pedologie, +49 (0)711 459-23980, karl.stahr@uni-hohenheim.de


Zurück zu Themenservice