Hohenheimer Gärten: Die Eibe

Was blüht uns im Februar?   [11.02.18]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Eibe – Taxus baccata L.

Bild: Uni Hohenheim | A. M. Steiner, R. Gliniars


Kaum eine Baumart ist als Ziergehölz so vielfältig wie die Eibe. Es gibt Säulen-, Hänge- oder Zwergformen, Formen mit goldener, grüner oder panaschierter Benadlung, mit kleinen oder großen Nadeln, mit roten oder gelben Samen,  insgesamt über 70 Formen. Die Eibe besitzt ein starkes Austriebsvermögen und lässt sich ausgezeichnet formen und zurückschneiden. Sie schafft Räume und gestaltet als Heckenpflanze Renaissance-, Barock- und Bauerngärten.

Die Eibe ist ein Baum aus Mittel-, West- und Süd-Europa, dessen natürliches Areal das Atlas-Gebirge, die Krim einschließt, bis in den Kaukasus reicht und in Nord-Persien und Nord-Syrien endet. Keine andere heimische Baumart verträgt so viel Schatten. Bevorzugt wächst sie auf kalkreichen, frischen, humusreichen Lehmen. Extreme Winter mit Temperaturen unter -20 °C führen zu Nadelbräune oder sogar zum Absterben.

Roter Samenmantel lockt Vögel an

Die Eibe ist ein Strauch oder Baum von variabler Gestalt, der selten höher als 15 m wird bei Durchmessern von bis zu 1 m. Ihr Höchstalter beträgt zwischen 650 bis 750 Jahre. Da oft mehrere stammbürtige Triebe zu einem Komplexstamm verwachsen und dieser oft hohl ist, bereitet die genaue Altersbestimmung Probleme. Die Borke ist graubraun bis rötlich-braun und löst sich in unregelmäßigen Schuppen. Die Eibe bildet ein tiefreichendes Wurzelsystem.

Die biegsamen, dunkelgrünen Nadeln können bis zu acht Jahre am Baum verbleiben. Ab März blühen die meist zweihäusigen Eiben, die über den Wind bestäubt werden. Es reifen die weiblichen Samen mit dem leuchtend roten Samenmantel, dem Arillus, der nichts mit einer Fruchtwand zu tun hat. Dieser ist fleischig, süßlich und als einziger Teil der Eibe frei von Giftstoffen. Vögel werden durch die rote Farbe angelockt und verbreiten die Samen.

Holz für mittelalterliche Bögen und Armbrust-Bügel


Das Holz ist ansehnlich, hart und besitzt gute Festigkeit. Es enthält einen rotbraunen Kern, einen gelben Splint und ist äußerst feuchtigkeitsbeständig. Ötzi, die Gletschermumie, lebte vor 5200 Jahren und besaß einen Bogenstab aus Eibe. Im späten Mittelalter wurden große Eibenbestände zur Herstellung von Bögen und Armbrust-Bügeln verwendet. Von 1531 bis 1590 wurden ca. 500000 Eibenbögen von Bayern nach Westen exportiert.

Forstwirtschaftlich spielt die Eibe keine Rolle. Heute nutzen Liebhaber das Holz zum Schnitzen und Drechseln. Als Heckenpflanze ist die Eibe beliebt, gerade in Zeiten, in denen die Buchssträucher von Schaderregern dezimiert werden.

Gefahr für Pferde, Esel und Schafe

Die Giftigkeit der Eibe beruht auf stark toxischen Pseudoalkaloiden, den Taxanen. Diese werden in synthetisierter Form als zugelassenes Anti-Krebsmittel Taxol vertrieben. Eibensaft wurde als Pfeilgift verwendet. Als Vergiftunssymptome gelten Übelkeit, Schwindelgefühl, Koliken bis hin zu Bewusstlosigkeit und Atemlähmung. Gerade für Pferde, Esel und Schafe sind die Nadeln sehr giftig.

Herzog Carl Eugen von Württemberg, der einstige Hausherr Hohenheims und Pferdeliebhaber hatte das Pflanzen der Eiben daher generell untersagt. Wiederkäuer wie das Reh- und Rotwild vertragen und fressen Eibenlaub dagegen, was die Naturverjüngung der Eiben bedroht. Dies hat dazu geführt, dass die Eibe in der Roten Liste Deutschlands als gefährdet auftaucht.

Heiliger Baum der Kelten

Eiben wurden oft an heiligen Orten, auf Friedhöfen, an christlichen Kirchen und Klöstern aus symbolischen Gründen gepflanzt. Die Eibe steht in Verbindung mit dem Tod, was an ihrer Giftigkeit oder der dunklen Krone liegen kann.

Bei früheren Kulturen galt sie als Baum der Wiedergeburt, er wacht zwischen der Welt der Toten und der Lebenden. Bei den Kelten galt die Eibe daher als heiliger Baum, aus ihrem Holz wurden Zauberstäbe und Wünschelruten hergestellt. Auch der Zauberstab von Lord Voldemort aus Harry Potter besteht aus Eibe. Wer unter Eiben einschläft, atmet an warmen Tagen gasförmige Substanzen ein, die zu Halluzination und Rauschschlaf führen können.

Die Gattung Taxus zählt zur Familie der Taxaceae, deren Vertreter sich durch fehlende Harzkanäle auszeichnen. Das lateinische Wort ‚taxus’ geht auf das griechische Wort ‚toxon’ = Bogen zurück, ‚baccata’ = beerenähnlich.
 
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner, R. Gliniars

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