Hohenheimer Gärten: Felsen-Kirsche

Was blüht uns Ende April  [27.04.16]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: Die Felsen-Kirsche, die Steinweichsel – Prunus mahaleb L.


Die Steinweichsel hat viel zu bieten: runde, frischgrüne Blätter und wohlriechende, weiße Blüten ab April und glänzend schwarze, kuglige Steinfrüchte im Herbst. Ihr Holz duftet angenehm, waldmeisterähnlich nach Cumarin und wird für Drechselarbeiten benutzt.

Als wärme- und kalkliebende Art ist sie in an einigen Stellen in Mittel-Europa beheimatet. Ihr Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich von Süd-Europa, über den Kaukasus bis nach Turkestan. Sie gilt als dürreresistent mit hohem Lichtanspruch und gedeiht vor allem auf felsigen, flachen Böden, in geschlossenen Wäldern kommt sie nicht vor. Sie wird auch als Garten- Straßen- und Heckengehölz gepflanzt. Gerne werden die Bäume wegen ihres weitreichenden Wurzelsystems zur Verhinderung von Erosion gepflanzt.

Likör, Farbstoff und Gewürz

Die Steinweichsel wächst zu einem 3-10 m hohen, dichten, mehrstämmigen Baum heran. Ihre Blätter sind herzförmig und gesägt. Die Blüten sind weiß, entfalten sich zu 4-10 in Trugdolden und werden von Insekten bestäubt. Ab Juli reifen die Früchte mit einem glatten Steinkern und schmecken bitter. Die ölhaltigen Samen werden von Nagetieren gefressen.

Das Holz der Steinweichsel ist von guter Qualität und wird zur Herstellung von kunstgewerblichen Gegenständen verwendet. Aus den Früchten wird ein bitterer Likör hergestellt. Das dünne Fruchtfleisch liefert einen purpurroten Farbstoff. Außerdem gibt es ein Gewürz mit Namen ‚Mahaleb’ im östlichen Mittelmeerraum. Genutzt werden dabei die gemahlenen Kerne, die ein süß-saures, nussiges Aroma bei gleichzeitiger Bitterkeit besitzen. Die Kerne wurden wegen ihres angenehmen Geruchs auch als Seifenkugeln genutzt.

Prunus bedeutet ‚Steinobst’, dieses kann Pflaume, Kirsche, Pfirsich, Mandel oder Aprikose meinen. Der Artname mahaleb ist im Hebräischen (mahaleb) und Arabischen (al-mahlab) gebräuchlich. Die Wurzel könnte auf das Wort ‚Milch’ (hebr. halav bzw. arabisch halaba) hinweisen. Allerdings ist nicht klar, wo der Zusammenhang zwischen Kirsche und Milch liegt, außer vielleicht bei der weißen Farbe der Blüten.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner


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