Hohenheimer Gärten: Die Birke

Was blüht uns im März?  [15.03.18]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Birke.

Bild: Uni Hohenheim | A. M. Steiner, R. Gliniars


Die Birke mit ihrer hellen Rinde, ihrem feinen Geäst und ihrem frühen Laubaustrieb kündet vom Frühling, dem Erwachen der Natur, von Neubeginn und hoffnungsvoller Zukunft. Die Birke ist Sinnbild für Anmut und Eleganz, für Schönheit und blühendes Leben, für Freude und Licht. Bei den Kelten war die Birke das Symbol für die Große Urmutter. 

Weit verbreitet und artenreich

Etwa 60 Birkenarten sind im gemäßigten und arktischen Klima der Nordhalbkugel der Erde zuhause. Keine Laubbaumart ist so kältetolerant wie die Birke. Die Hänge-Birke mit spitzwinklig emporstehenden Ästen und harzigen Trieben ist weit verbreitet.

Sie wird bis zu 30 m hoch, ihr Stammdurchmesser erreicht bis zu 1,20 m, und sie wird bis zu 150 Jahre alt. Der Name Hänge-Birke kommt von den herabhängenden Zweigen.   

Männliche und weibliche Kätzchen

Die Birken sind einhäusig, das heißt, die schon im Herbst gebildeten männlichen Kätzchen und die erst im Frühjahr auswachsenden weiblichen Kätzchen stehen auf einem Baum, aber getrennt voneinander. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind, und die geflügelten Nussfrüchtchen reifen im Frühherbst. Die dreieckigen, doppelt gezähnten Blätter sind langgestielt. Das Herzwurzelsystem ist ausgesprochen konkurrenzstark.

Die Birke als Nutzpflanze

Aus dem harten, zähen und elastischen Holz der Birke fertigten früher Wagner und Schreiner viele Gegenstände des täglichen Lebens. Heute dient es vornehmlich als Kaminholz, da es noch grün infolge des hohen Gehalts an ätherischen Ölen und Harzen problemlos verbrennt. Übrigens, die Reiserbesen der Birke sind bei der Kehrwoche unübertroffen.

Birken in den Hohenheimer Gärten

Der Birkensaft wird im Frühjahr durch Anzapfen des Stamms oder Abschneiden eines Asts gewonnen. Er wird hausmedizinisch als Haarwasser und als Hauttonikum verwendet.  

Aus der Birkenrinde, die das weiße Betulin enthält, wurden Kleidung, Behältnisse und vielerlei nützliche Gegenstände hergestellt, bekannt sind die Birkensandalen. Durch Destillation wird Birkenteer gewonnen. Dieser wurde bei Hauterkrankungen zur Wundheilung verwendet. Bei Destillation bei höheren Temperaturen entsteht Birkenpech. Schon der Neandertaler verklebte in der Altsteinzeit vor 180 000 Jahren seine Speer- und Pfeilspitzen aus Feuerstein mittels Birkenpechs mit den Holzschäften.  

Geringe Ansprüche – reicher Ertrag

Zu erwähnen sind zwei lästige Eigenschaften. Der Birkenpollen ist eine Plage für Allergiker, und die geflügelten Nüsschen dringen zum Leidwesen von Hausfrauen und -männern in die feinsten Ritzen ein.

Vegetationskundlich und forstlich gesehen ist die Birke ein Pionierbaum. Sie stellt geringe Ansprüche an die Nährstoff- und Wasserversorgung, blüht schon nach wenigen Jahren, bildet einen überreichen Samenertrag, verbreitet ihre Früchte mit allen Winden, ist selbst lichtbedürftig, verhütet aber mit ihrer weißen Rinde im Freistand Sonnenbrand.

Nach der letzten Eiszeit besiedelte sie ab etwa 12 000 v. Chr. mit der Zitter-Pappel als erste Bäume die Tundren Mitteleuropas. Danach bildete sich der Birken-Kiefernwald bis zur Warmzeit ab etwa 8000 v. Chr. Im vegetationskundlichen Teil der Hohenheimer Gärten ist die nacheiszeitliche Waldentwicklung am Schlossberg nachgepflanzt.

Text / Fotos: A. M. Steiner, R. Gliniars, R. Bäßler

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