Hohenheimer Gärten: die Spießtanne

Was blüht uns Anfang Mai?  [13.05.15]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: die Spießtanne – Cunninghamia lanceolata (LAMB.) HOOK.

 

Die Spießtanne zählt zu den großartigsten Parkskulpturen. In Mitteleuropa ist sie ein attraktiver Zierbaum, in China seit über 1000 Jahren ein wirtschaftlich wichtiger Nutzbaum. In Asien gilt sie neben Bambus als wichtigstes Holzprodukt. Sie wurde von James Cunningham, dem ersten westlichen Pflanzensammler in China entdeckt und die Gattung wurde später nach ihm benannt.

Die Spießtanne ist ein immergrünes Nadelgehölz aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Sie stammt aus dem Tal des Yangtsekiang und des südlich anschließenden Berglands Chinas. Sie ist ein Baum der Subtropen und gedeiht im feucht-warmen Klima bei Jahresniederschlägen von 1200 bis 2000 mm. In Mitteleuropa entwickelt sich die Spießtanne nur in sommerwarmen, wintermilden Klimazonen bei Tiefsttemperaturen bis -17 °C zu einem ansehnlichen Baum. Die Spießtanne bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige und feuchte Substrate.

Mehr als 40 männliche Blüten pro Spitze

Sie wächst zu einem geradstämmigen, 30-50 m hohen Baum mit Durchmessern von bis zu 3 m und einem flachen Wurzelsystem heran. Die Äste stehen in Quirlen zu 5 bis 6. Die Nadeln sind 2 bis 6 cm lang, besitzen eine stechende Spitze und bilden zwei, weißliche Stomatabänder auf der Unterseite aus.

Im Herbst verfärben sich die Nadeln rötlichbraun durch Rhodoxanthin. Von Januar bis Mai blühen die kurzgestielten männlichen Blüten zu mehr als 40 gehäuft an der Spitze benadelter, junger Triebe, eher im unteren Teil des Baumes. Die weiblichen Zapfen stehen einzeln oder zu 2 bis 4 an den Triebspitzen im oberen Teil des Baumes und reifen von August bis November.

Die Samen sind dunkelbraun und besitzen ein Tausendkorngewicht von 7 bis 8 Gramm. Die Rinde ist dick und faserig, innen hellrötlich und wurde zum Eindecken von Dächern genutzt.

Hochwertiges Holz für Schiffe, Möbel und Särge

Die Spießtanne wird in China auf etwa 9 Millionen Hektar angebaut, bereits nach 25 Jahren kann man die rachwüchsigen Bäume ernten. Das helle Holz ist leicht, dennoch qualitativ hochwertig mit einem spezifischen Duft. Es gilt als wetterfest und bleibt auch unter Wasser lange erhalten. Man kann es leicht bearbeiten und es widersteht Pilz-, Insekten- und Termitenbefall.  So ist es für den Brücken-, Schiffs- und Möbelbau geeignet. Traditionell wird es auch für Särge genutzt.

Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit durch Stockausschläge ist die Spießtanne charakteristisch für die Niederwaldwirtschaft in China und ein wichtiges Brennholz. Auch in Japan, Brasilien und Argentinien wird sie forstlich kultiviert.

James Cunningham war ein schottischer Chirurg, der als erster Westler  zwischen 1698 und 1709 in China botanische Belege sammelte. Hierbei entdeckte er die Tee-Pflanze. Während seines Aufenthalts durchlitt er schwere Zeiten, überlebte einen gewaltsamen Aufstand in China, stand danach 2 Jahre unter Arrest. Später entkam er nur knapp einem weiteren Massaker in Borneo, tragischerweise verstarb er 1709 auf der Rückreise von den Bengalen nach England.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner


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