Hohenheimer Gärten: Die Amaryllis

Was blüht uns im Dezember?  [19.12.19]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Amaryllis bzw. Der Ritterstern – Hippeastrum Herb.


Die Amaryllis bzw. die Rittersterne trotzen der grauen Jahreszeit mit prächtigen, im Durchmesser bis zu 30 cm großen Blütentrichtern auf hohen Stielen – klassisch in Weihnachtsrot, Schneeweiß oder sanften Pudertönen. Zur Weihnachtszeit sind sie beliebte Zierpflanzen.

Sie stammen aus Südamerika, aus Gebieten mit einer ausgeprägten Trockenzeit. Dort gibt es rund 70 Arten. Im 18. Jahrhundert wurden sie durch die Holländer nach Europa eingeführt. In England begannen die Züchtungen ab 1800. Die Wildarten sind mit meist nur 2 Blüten graziler als die rund 600 Zuchtformen und im Handel nicht erhältlich.

Ein Morgenstern aus dreizähligen Blüten

Die ausdauernden, krautigen Stauden werden bis zu 80 cm hoch. Sie besitzen eine kugelige Zwiebel als Überdauerungsorgan. Die Blätter sind fleischig, zungenförmig und dunkelgrün. Aus den 1-2, hohlen Blütenstandsschäften entspringen die schimmernden, dreizähligen Blüten in einem doldigen Blütenstand. Sie erinnern an den Morgenstern eines Ritters, gr. hippeos = Reiter, Ritter und gr. astron = Stern.

Die sechs Staubblätter reifen früher als die Narbe um Selbstbestäubung zu verhindern. Je nach Sorte variiert die Farbe der Blüte von rot, weiß, rosa, gelb oder violett. Dazu sind Randzeichnungen, Streifenmuster oder gesprenkelte Muster verbreitet. Die Kapselfrucht enthält schwarze Samen.

Der Lebenszyklus der Rittersterne ist dreiphasig, im Winter blühen sie, im Frühjahr und Sommer findet das vegetative Wachstum statt und im Herbst durchleben sie eine sechswöchige Trocken- oder Ruheperiode.

Gefährliche Schönheit

Die Pflanze enthält in allen Teilen, insbesondere in der Zwiebel, stark giftige Alkaloide wie das Lycorin. 2-3 g der Zwiebel können tödlich sein. Bei übermäßigem Hautkontakt kann es zu Allergien kommen.

Neben der Topfkultur werden in der Floristik die lang haltbaren Schnittblumen genutzt. Die Pflanzen können weiterkultiviert werden, sind aber oft ein Wegwerfprodukt.

Der britische Botaniker, Dichter und Geistliche William Herbert (1778-1847) bearbeitete die Familie der Amaryllisgewächse. Er beschrieb die Gattung Hippeastrum erstmals und spaltete sie von der südafrikanischen Gattung Amaryllis ab. Der Name Amaryllis wird bis heute fälschlicherweise im Volksmund verwendet.

Autor: Gliniars R., Friedrich M., Bäßler R., Steiner A. M.
Fotos: Gliniars R., aufgenommen in der Gärtnerei Vogler in Steckfeld | Foto Herbar-Beleg: Dr. Rhinaixa Duque-Thüs, Herbarium HOH

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