Hohenheimer Gärten: die Scheinhasel
Was blüht uns Anfang April? [09.04.15]
Die Scheinhaseln oder Blumenhaseln sind ab dem Vorfrühling ein echter „Hingucker“. Die asiatischen Schönheiten bestechen durch ihr anmutiges Erscheinungsbild und sind geprägt von einer zartgelben, duftenden Blütenpracht.
Am besten zur Geltung kommen blühende Scheinhaseln vor dem Hintergrund dunkler Nadelhölzer oder in Nachbarschaft mit Blausternen, Traubenhyazinhten, Tulpen und Narzissen. Eine eben solche Kombination ist derzeit auf der Staudenterrasse am Spielhaus im Exotischen Garten zu bewundern.
Die Scheinhasel: eine farbenfrohe Seltenheit
Die Gattung Corylopsis stammt aus der Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae) und wurde vom deutschen Arzt und Japanforscher Philipp Franz Balthasar von Siebold (1796-1866) bei seinen Reisen entdeckt. Später beschrieb er die Gattung und einige Arten zusammen mit dem deutschen Botaniker Joseph Gerhard Zuccarini (1797-1848) in der „Flora Japonica“. Von der eher selten gepflanzten Gattung stehen in Hohenheim Individuen von sieben Wildarten:
- die Wenigblütige Scheinhasel (C. pauciflora) von der japanischen Hauptinsel Honshu und aus Taiwan, mit nur 2 bis 3-blütigen, dafür aber zahlreich auftretenden Blütenähren.
- die Ährige Scheinhasel (C. spicata) von der japanischen Insel Shikoku mit 8 bis 10-blütigen, hängenden Ähren. Eine Besonderheit sind die dunklen, weinroten Staubbeutel. Sie wurde 1873 nach Deutschland eingeführt. Eng mit ihr verwandt sind die ebenfalls mit tiefroten Staubbeuteln versehene Kahle Scheinhasel (C. glabrescens) und Veitchs Scheinhasel (C. veitchiana).
- die Chinesische Scheinhasel (C. sinensis) aus West-Hubei in China. Sie wird 3 bis 5 Meter hoch und besitzt je Ähre 12 bis 20 Blüten mit gelben Staubbeuteln.
- Weitere in Hohenheim vorkommende Arten sind die fast kahle Willmotts Scheinhasel (C. willmottiae) aus West-China und die C. platypetala mit primelgelben Blüten in vielblumigen Ähren.
Herzförmige Laubblätter mit gold-gelben Blüten
Scheinhaseln sind feintriebige Sträucher mit zahlreichen, dünnen Zweigen. Der Name Corylopsis wird mit Scheinhasel übersetzt (corylus = die Hasel und opsis = Aussehen), denn ihre sommergrünen, runden bis herzförmigen Laubblätter und die Blütenstände besitzen eine Ähnlichkeit mit denen der echten Haseln. Vor dem Blattaustrieb von März bis April erscheinen die hängenden Ähren mit kurzgestielten, zart-gelblichen Blüten.
Sie enthalten fünfzählige Kreise an unauffälligen Kelchblättern, glockenförmigen Kronblättern und gefärbten Staubblättern. Die Blüten bilden ihre Narben vor den Staubbeuteln aus, sie sind also vorweiblich oder protogyn und vermeiden so Selbstbestäubung.
Später im Jahr reifen verholzende, zweifächrige Kapseln mit 4 bis 6 mm langen, glänzend schwarzen Samen heran. Im Herbst verfärben sich die hellgrünen Blätter attraktiv gold-gelb.
Der zierliche Strauch fühlt sich in Laubwäldern wohl
Natürlicherweise wachsen die zierlichen Sträucher meist im Unterholz sommergrüner Laubwälder. Beim Boden sind sie eher anspruchslos, benötigen humosen, mäßig frischen, torfig bis sandigen, neutralen bis sauren Untergrund. Trockenheit wird im Schatten gut vertragen. Die meisten Arten sind bei uns winterhart bis zu –20 °C, die Blüten sind jedoch spätfrostgefährdet. Auch wegen der Empfindlichkeit auf kalte, austrocknende Winde sollten sie geschützt stehen.
Ihre Vermehrung erfolgt am besten über Sommer-Stecklinge, sie ist aber auch über Samen oder Ableger möglich. Scheinhaseln benötigen wenig Pflege. Schwerwiegende Krankheiten und Schädlinge sind nicht bekannt.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: R. Gliniars, A. M. Steiner, H. Dalitz