Hohenheimer Gärten: Die Wuchs-Sorten der Rot-Buche
Was blüht uns im Januar? [21.01.20]
Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Wuchs-Sorten der Rot-Buche – Fagus sylvatica L.
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Die Rot-Buche, welche bereits im August 2019 von uns thematisiert wurde, gilt als die „Mutter des Waldes“ bezogen auf die Gestaltung des Ökosystems. Sie besitzt eine große Wuchskraft und Schattentoleranz, die sie in heimischen Wäldern fast konkurrenzlos macht.
Ihr Verbreitungsgebiet umfasst die gemäßigten Regionen Europas, die keine ausgeprägte Dürreperiode aufweisen. In Deutschlands Wäldern ist sie der häufigste Laubbaum mit einem Anteil von 15%.
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Von der Rot-Buche gibt es zahlreiche gezüchtete Sorten, die in ihrem Wuchs variieren. Mit diesen können Gärten, Friedhöfe und Parks landschaftsarchitektonisch gestaltet werden.
In den Hohenheimer Gärten wachsen folgende Wuchs-Sorten der Rot-Buche:
- Eine seltsam anmutende Form der Rot-Buche fand man vor wenigen Jahrhunderten in einem Bestand im Süntel, im Weserbergland in Niedersachsen. Charakteristisch für diese Süntel-Buche mit dem Namen Fagus sylvatica ’Tortuosa’ (lat. tortuosus = voller Windungen) ist ihr unregelmäßiger, knorriger und verdrehter Wuchs. Sie wird bis zu 15 m hoch. Die Krone ist breit und zelt-, halbkugel- oder pilzförmig. Für viele Menschen besaß sie ein unheimliches Erscheinungsbild. Sie war als Hexenholz oder Teufelsbuche bekannt, weil die Leute dachten, sie sei vom Teufel verdorben. Solch ein Krüppelwuchs kann auch züchterisch durch Schädigungen wie z.B. Wasserentzug, starken Wind oder das Entfernen von Ästen erzeugt werden. Die Sorte ’Tortuosa Purpurea’ ist die rotblättrige Form.
- Die Sorte ’Pendula’ (lat. = herabhängend) ist eine Hänge- oder Trauerbuche, die in England um 1836 ausgelesen wurde. Sie wird bis zu 30 m hoch und 25 m breit. Ihre Seitenäste stehen waagerecht ab oder sind bogig aufstrebend. Die Zweige hängen bis zum Boden herab. Vermehrt wird sie durch Aufpfropfen auf die Wildart, häufig erkennbar durch einen Wulst am Stamm. Zusätzlich gibt es eine schwarzrot- bis schwarzviolett-blättrige Variante ’Purpurea Pendula’. Die Sorte ’Bornyensis’ wurde vermutlich in einem Wald im französischen Borny, einem Stadtteil von Metz, um 1870 ausgelesen. Sie ähnelt der Sorte ’Pendula’ wird aber nicht so hoch und breit wie diese.
- Die Säulen-Rotbuche 'Dawyck' wächst straff aufrecht und wird im Alter bis zu 25 m hoch und 3 m breit. Ausgelesen wurde sie im schottischen Landgut Dawyck von Sir John Naesmith um 1850. Die Auslese ’Dawyck Gold’ ist im Austrieb goldgelb, im Sommer hellgrün, im Herbst wieder gelb und wird bis zu 10 m hoch.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner