Hohenheimer Gärten: Der Schlehdorn

Was blüht uns im März?   [14.03.19]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Der Schlehdorn – Prunus spinosa L.

Foto: A.M. Steiner


Die Schlehe, ein festverwurzeltes Gehölz, zeigt einen unbändigen Ausbreitungsdrang. Als Wurzelkriechpionier kann sie durch Stockausschläge bis 10 m Reichweite Flächen erobern und besitzt ingenieurbiologische Bedeutung zur Befestigung von Hängen und Böschungen.

Futterpflanze für über 50 Schmetterlingsarten

Der sommergrüne Dornstrauch wächst in Hecken und gilt als Vogelschutz- und Waldmantelgehölz. Er gilt zudem als Futterpflanze für über 50 Schmetterlingsarten. Seine Verbreitung erstreckt sich über Mittel- und Süd-Europa bis nach Kleinasien. Die Nordgrenze bilden Schottland und Südskandinavien. Die Höhengrenzen liegen in den deutschen Mittelgebirgen bei 700 m. In Nordamerika ist die Art verwildert. Sie liebt nährstoffreiche, tiefgründige Böden.

Pflanzen in den Hohenheimer Gärten finden


Die Schlehe ist sehr formenreich, langsam wachsend und erreicht Höhen bis 4 m. Das Höchstalter wird mit 40 Jahren angegeben. Die Äste stehen sparrig ab, oft gibt es Kurztriebe als Dornen. Die Blätter sind variabel, elliptisch mit feingesägtem Blattrand. Die Blütezeit ist von März bis Mai noch vor dem Blattaustrieb. Die büschelig gehäuften, kurz gestielten Blüten sind weiß, duften intensiv und werden von Hummeln und Bienen angeflogen.

Erst nach Frost genießbar


Von September bis Oktober reifen die bereiften, kugligen, dunkelblauen Steinfrüchte. Über den Winter verbleiben sie am Strauch. Erst nach Frosteinwirkung sind sie genießbar und schmecken dann süß-säuerlich mit adstringierender Note. Ihre Früchte werden von Kennern geschätzt. Das Wildobst enthält neben Gerbstoffen, Zucker und Vitamin C, die Samen enthalten Blausäureglykoside.

Das Holz ist hart und feinfaserig mit rußschwarzer Rinde, von der sich der Name Schwarzdorn herleitet. Im Mittelalter wurde aus der Rinde Tinte gewonnen. Aus dem Holz hat man Spazierstöcke und Stiele hergestellt.

Antike Arznei

Die Schlehe besitzt eine bis in die Jungsteinzeit zurückreichende Nutzungsgeschichte. Bei griechischen und römischen Ärzten in der Antike sowie später im Mittelalter war sie als Heilmittel bekannt. Die blausäurehaltigen Blüten haben schwach abführende und harntreibende Eigenschaften.

Volkstümlich werden Saft, Mus, Schlehenwein oder –schnaps gegen Rheuma, zur Blutreinigung, gegen Verdauungsschwäche und zur Steigerung der allgemeinen Abwehrkräfte genutzt. Auch wurde dem dornenreichen Gehölz eine starke Schutzwirkung gegen Hexen zugeschrieben.

Die Schlehe gehört zur Familie der Rosengewächse, Rosaceae. Die Gattung Prunus (lat. prunus = Pflaume) umfasst rund 200 Arten. Die Art ‚spinosa’ (= stachelig) wurde vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) erstmals beschrieben.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A.M. Steiner | Fotos: A.M. Steiner

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