Hohenheimer Gärten: Die Schwedische Mehlbeere
Was blüht uns im Oktober? [04.10.17]
Die Schwedische Mehlbeere ist vielseitig. Im Sommer trägt sie große, weiße Blütendolden und eine dekorative, dunkle Belaubung, im Herbst glänzt ihr scharlachroter Fruchtschmuck. Sie stammt aus Nord-Europa, ist, wie es heißt, industriefest und gedeiht auf sandigen und trockenen Böden.
Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Süd-Schweden, sonst wächst sie entlang der Ostseeinseln und -küsten. Sie besitzt eine ausgesprochene Frosthärte und Toleranz gegenüber Luftschadstoffen und vermag im besonderen Maße die Luft zu filtern sowie Staubpartikel zu binden. Daher zählt die Schwedische Mehlbeere zu den Stadtbäumen und den wichtigsten Arten in der Landschaftsarchitektur.
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Kugelige Krone, derbledrige Blätter
Die Schwedische Mehlbeere ist eine erbfeste Hybride aus der Elsbeere, der Mehlbeere und der Eberesche (S. torminalis x S. aria x S. aucuparia). Wie bei den meisten Sorbus-Arten ist ihre Vermehrung hauptsächlich apomiktisch, d.h. es kommt selten zu einer Befruchtung und Durchmischung des Erbguts. Dadurch ist die genetische Variabilität insgesamt gering.
Sie wächst zu einem Strauch oder mittelgroßen Baum bis zu 15 m hoch und bildet ein Herzwurzelsystem aus. Die Krone ist kugelig und tief beastet. Die derbledrigen Blätter sind einfach, 6-10 cm lang, oberseits glänzend dunkelgrün gefärbt und unterseits dicht graufilzig behaart. Im Herbst färben sie sich die Blätter scharlachrot.
Früchte für Marmelade & Saft, Holz für Bowlingkugeln & Meterstäbe
Von Mai bis Juni entfalten sich die 1,2 cm breiten, duftenden Blüten in reich blühenden Trugdolden. Ab Anfang September entwickeln sie sich zu beerenartigen, orangeroten, mehligen Apfelfrüchtchen. Diese werden vor allem durch Drosselvögel verbreitet.
Die Früchte sind nach Frosteinwirkung genießbar und werden zu Saft, Marmelade und Gelee verarbeitet. Das Holz besitzt ähnliche Eigenschaften wie das der Elternarten. Aus dem Holz werden Meterstäbe, Bowlingkegel und -kugeln hergestellt. Ökologische Bedeutung besitzt der Baum als Nist- und Schutzraum für Vögel.
Gartenböden sind nicht optimal für die Schwedische Mehlbeere. Als apfelblütiges Rosengewächs, Rosaceae, ist sie anfällig für den Feuerbrand und die Rotpustelkrankheit, was ihre Stadtbaumeignung etwas herunterstuft.
Die Hybridart wurde vom deutschen Apotheker und Botaniker Jakob Friedrich Ehrhart (1742-1795) erstmals beschrieben. Dieser war ein Schüler Linnés und leitete die Herrenhäuser Gärten in Hannover. Später wurde die Beschreibung vom schwedischen Pilzforscher und Botaniker Christian Hendrik Persoon (1761-1836) überarbeitet. Erst 1959 wurde gezeigt, dass es sich um einen Tripelbastard aus den drei Arten handelt. Das lateinische Wort ‚sorbus’ bedeutet Vogelbeere und ‚intermedia’ mittelgroß.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner