Hohenheimer Gärten: Die Chinesische Winterblüte
Was blüht uns Ende Januar? [15.01.16]
Nur wenige Blüten besitzen einen solch lieblichen Duft wie die der Chinesischen Winterblüte. Die insgesamt 31 aromatischen Bestandteile riechen angenehm nach einer Mischung aus süßer Vanille, Veilchen und Honig. In China nutzt man die Duftstoffe für ein Parfüm.
Die Chinesische Winterblüte ist in den südlichen Gebirgswäldern in China zwischen 500 und 1100 m beheimatet. Sie wird in China seit Jahrhunderten kultiviert, 1766 gelangte sie nach Europa. Geeignete Pflanzplätze sind sonnige, windgeschützte Stellen in nährstoffreichem, wasserdurchlässigem Boden. Jungpflanzen benötigen einen Winterschutz.
Der sommergrüne Strauch wird 3-13 m hoch und besitzt sparrige, abgewinkelte Zweige, die sich erst graugrün später braun färben. Die elliptischen, hellgrünen Blätter entfalten sich nach der Blüte und sind gegenständig angeordnet.
Winterblüte mit einzigartiger Duftmischung
Kurz nach dem Fall des leuchtend grüngelben bis gelben Herbstlaubes im November öffnen sich oft bereits vor Weihnachten, spätestens im Januar, die glockig-geneigten Blüten einzeln oder paarweise am zweijährigen Holz. Die zwittrigen Blüten bestehen aus 15-21 Blütenblättern.
Die äußeren sind gelblich, die inneren sind kleiner und mit braungelben bis purpurnen Pigmenten versehen. Im Winter ist der Strauch auf die wenigen Bienen, Hummeln, Fliegen und Käfer zur Bestäubung angewiesen. Dazu ist die Blüte nicht nur optisch attraktiv, sondern produziert die einzigartige Duftmischung. Aus den Blüten reifen 5-7 cm lange, braune, krugförmige Kapselfrüchte, die am oberen Ende zusammengezogen sind.
Einsatz in der chinesischen Volksmedizin
In China werden Wurzeln und Blüten in der Volksmedizin zur Behandlung von Erkältungen und als Beruhigungsmittel eingesetzt. Nach Abkochen und Waschen kann man die Blüten verzehren. Die giftigen Alkaloide in den ölhaltigen Samen wirken antifungiell gegen Pflanzenpathogene. In Japan gelten Zweige der Winterblüte bei Neujahrsfeiern als Glückssymbol.
Die Gattung Chimonanthus aus der Familie der Gewürzstrauchgewächse (Calycanthaceae) umfasst sechs Arten, die alle aus China stammen. Der Name lässt sich von den griechischen Wörtern ‚cheimon’ = Winter und ‚anthos’ = Blüte herleiten. Der lateinische Artname ‚praecox’ bedeutet verfrüht oder frühreif und bezieht sich auf den frühen Blühzeitpunkt.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner