Hohenheimer Gärten: die Kornelkirsche

Was blüht uns Anfang März?  [11.03.15]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: die Kornelkirsche (Cornus mas L.).


Die Kornelkirsche ist ein äußerst vielseitiges, heimisches Gehölz mit hohem Zierwert und einer langen Nutzungsgeschichte. Schon früh im Jahr zeigt der Strauch seine beeindruckende goldgelbe Blütenpracht.

Die glänzend roten, reichhaltigen Früchte und das äußerst harte Holz wurden bereits seit den Zeiten der Griechen und Römer genutzt. Im 19.Jahrhundert waren Stöcke der Kornelkirsche in Händen der Sekundanten fester Bestandteil der oft ausgetragenen, studentischen Duelle.

Hornstrauch, Herlitze, Dirlitze oder Dirndl

Die Pflanzengattung Cornus zählt zu den Cornaceae, den Hartriegelgewächsen.
Das lateinische Wort ‚Cornu’ bedeutet Horn, eine Bezeichnung, die sich wohl auf ihr harte Holz bezieht. Das Artepithet mas steht kurz für ‚masculus’ und heißt männlich.

Das Wort ‚Kornelkirsche‘ leitet sich vom Gattungsnamen ab, mit Betonung auf der zweiten Silbe. Weitere Namen des Ziergewächses sind Hornstrauch, Herlitze, Dirlitze und im Österreichischen Raum auch Dirndl.

Eine wichtige Bienenweidepflanze mit goldgelben Blütendolden

Die Kornelkirsche ist ein breitbuschiger, vielverzweigter Strauch, der 3 bis 6 Meter hoch wächst. Als Herzwurzler besitzt sie ein tiefreichendes und dichtverzweigtes Wurzelsystem.

Bereits im Februar bis April zeigen sich die Blütenstände in Form von goldgelben Blütendolden mit vierzähligen, radförmigen Einzelblüten vor dem Laubaustrieb am Holz. Jede Blütendolde wird an der Basis von vier braunen Hochblättern umfasst.

Die Blüten besitzen einen schwachen Honigduft und sind in der frühen Jahreszeit eine wichtige Bienenweidepflanze. Etwas später entwickeln sich die eiförmigen bis elliptischen, gegenständigen Blätter.

Ein anspruchsloses Ziergewächs

Ihr Verbreitungsareal hat die Kornelkirsche in Mittel- und Südeuropa. Bevorzugt wächst sie in sonnigen bis halbschattigen und warmen Lagen an Waldrändern, in lichten Wäldern und an Hängen. Sie verträgt Temperaturen bis – 28 °C und stellt keine hohen Ansprüche an den Boden.

Die Kornelkirsche lässt sich gut durch Absenker, Stecklinge und Samen nach Stratifikation weitervermehren. Das schnittverträgliche Ziergehölz eignet sich zudem gut als Hecke. Als robustes Landschaftsgehölz dient es vielen Vogelarten und Kleinsäugern zum Schutz und die Früchte als Futter.

Beliebt in der Türkei als Scherbet, Hoschaf oder für den Fez

Die unterständigen Fruchtknoten reifen im August und September zu ovalen, roten Früchten, mit einem länglichen Steinkern heran. Es sich dabei aber um sogenannte Nussfrüchte, die vom fleischigen Blütenbodengewebe umwachsen sind, und nicht um Steinfrüchte, wie etwa bei der Süß-Kirsche.

Das Wildobst schmeckt angenehm säuerlich-süß und wird roh gegessen oder zu Marmelade, Gelee, Saft oder Wein verarbeitet. Das Fruchtfleisch enthält bedeutende Mengen an Kalium, Eisen und Vitamin C. Die Fruchtsäfte sind besonders in der Türkei beliebt und unter den Namen ‚Scherbet’ sowie ‚Hoschaf’ bekannt.

Vermutlich sind die Früchte auch für das Rotfärben des Fez, der traditionellen türkischen Kopfbedeckung, genutzt worden. Den höchsten wirtschaftlichen Wert hat das Kornelkirschenwasser. In Österreich ist dieses als Dirndlbrand bekannt.

Regelmäßige Erträge ohne Pflanzenschutzmaßnahmen

Es gibt eine Reihe an Zuchtformen des Strauchs für den Gartenbedarf und zur Fruchtproduktion. In der Beschreibenden Sortenliste Wildobstarten des Bundessortenamtes sind die Obstsorten gelistet.

Während die Wildart Früchte mit 2 g Gewicht bei 20% Kernanteil liefert, sind die Früchte beispielsweise bei der Sorte ‚Jolico’ kirschgroß mit 6,5 g Gewicht bei 10% Kernanteil und mit ihrem erhöhtem Zucker- und Vitamin C-Gehalt deutlich ergiebiger.

Die vollreifen Früchte gehen von alleine oder durch Schütteln zu Boden, Nachlagern der geernteten Früchte verhindert den herben Geschmack. Aufgrund der Selbstfruchtbarkeit und der reichhaltigen Blüte ist mit jährlich regelmäßigen Erträgen zu rechnen. Vorteilhaft beim Anbau der Kornelkirsche ist, dass Pflanzenschutzmaßnahmen nicht erforderlich sind, da eine Immunität gegen Feuerbrand besteht und Wildverbiss nicht vorkommt.

Empfehlung als Heilpflanze von Hildegard von Bingen

Die Nutzung der Kornelkirsche ist in Italien durch Kernfunde seit der Jungsteinzeit belegt. Die benediktinische Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) empfahl sie gegen Gicht, bei Magengeschwüren, Gastritis oder Krampfaderleiden. In der Heilmittelkunde findet sich noch heute der Begriff ‚Fructus Corni’ für die Droge.

Der Strauch ist langsamwüchsig und erreicht ein mittleres Alter von 100 Jahren, einzelne Exemplare können 250 Jahre und älter werden. Das rötlich-weiß gefärbte Holz ist außerordentlich hart, schwer spaltbar, gut zu polieren und wird als Werkholz, für Leitersprossen, Pfähle sowie für Holzkohle und Brennholz verwendet.

Militärtechnisch war das robuste Holz bei den Griechen und Römern für die Fertigung von Speeren und Lanzen bekannt. Im 19.Jahrhundert wurde er als Wander- bzw. Spazierstock genutzt und war der Bestandteil bei studentischen Duellen.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner

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