Hohenheimer Gärten: Der Blauglockenbaum
Was blüht uns Anfang Juni? [10.06.16]
Die Pracht des Blauglockenbaums liegt vor allem in seinen riesigen bis zu 40 cm langen Blütenständen, die aus zahlreichen, glockenförmigen, rosavioletten Blüten bestehen.
Er stammt aus China und wird heute in Teilen Asiens, in Nord-Amerika und in Europa kultiviert. Nach Europa kam die Paulownie erst im 19. Jahrhundert auf den Handelswegen des Porzellans, denn die weichen Paulowniasamen wurden als Füllmaterial beim Porzellantransport verwendet. Seine Ansprüche an die Böden sind gering, er benötigt besonders in jungen Jahren warme, windgeschützte Standorte.
Der Blauglockenbaum besitzt eine geradezu wundersame Regenerationskraft und wächst in der Jugend sehr schnell. Somit wird er als nachwachsender Rohstoff gepflanzt. Innerhalb von acht Jahren ist der Baum erntereif und im nächsten Jahr schießen die Stockschösslinge bereits wieder auf fünf Meter Höhe. Sein Expansionsdrang kann auch zum Problem werden. In den USA gilt der Baum schon länger als invasiv.
Der sommergrüne Baum wird bis zu 15 m hoch. Ab April entfalten sich die attraktiven, blauvioletten Blütenkerzen vor der Laubentfaltung. Sie sind aus zahlreichen bis zu 7 cm langen Einzelblüten aufgebaut. Die Knospen hat der Baum im Herbst angelegt und sie überwintern ohne schützende Knospenschuppen, so dass starke Fröste oft zu einem Totalausfall der Blüte führen.
Blüte ziert kaiserliches Siegel
Seine gegenständigen, samtig-grünen Blätter sind riesengroß und bis zu 45 cm breit. Sie verschatten den Untergrund stark, weshalb der Baum auf chinesischen Tee-, Obst- und Weinplantagen zum Wind- und Temperaturschutz gepflanzt wird. Die enorme Blattmasse wird im Herbst zur Düngung genutzt. Später im Jahr reifen braune Kapselfrüchte mit je etwa 600 kleinen, geflügelten Samen.
Das leichte Holz des Zierbaums ist schwer entflammbar und isoliert gut. Es wird zu Sandalen, Paletten, Musikinstrumenten und Möbeln, vor allem jedoch zur Gewinnung von Hackschnitzeln für die Papierproduktion und Feuerung verarbeitet. Die traditionellen Kimonoschränke in Japan werden ebenfalls aus Kiri (jap. für Blauglockenbaum) hergestellt.
In China wird der Baum nach der Geburt eines Mädchens gepflanzt. Der Vogel Phönix soll auf ihm wohnen. Seit dem 12. Jahrhundert ziert der stilisierte Blütenstand das kaiserlich japanische Siegel und ist heute noch das Siegel des Premierministers.
Der berühmte Japanforscher Philipp Franz von Siebold brachte den Baum als erster nach Europa und benannte ihn nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin Anna Pawlowna (1795-1865). Der lateinische Artname ‚tomentosa’ bedeutet filzig, was sich auf die Blattoberfläche bezieht.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner