Hohenheimer Gärten: Die Kirschpflaume

Was blüht uns im Februar?  [21.02.19]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Kirschpflaume – Prunus cerasifera Ehrh.

Bild: A. M. Steiner


Ein blühendes Gehölz im zeitigen Frühling ist die vielseitige Kirschpflaume oder Myrobalane. Sie gilt als attraktives Ziergehölz mit der frühen Blüte. Ihre Varietäten tragen burgunderrotes Laub bis in den Herbst hinein. Die Früchte sind essbar.

Die Kirschpflaume hat ein großes, natürliches Verbreitungsgebiet von Südwestsibirien bis Turkestan, im Kaukasus, in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel. Über Arabien gelangte sie nach Europa und wurde bereits von den Römern sehr geschätzt. In Mitteleuropa ist sie erst seit 1500 in Kultur. Sie verträgt das Stadtklima, ist resistent gegen starke Winde und winterhart bis -30 °C.

Pflanzen in den Hohenheimer Gärten finden

Saure „Kirsche“ mit „Pflaumenkern“

Die Kirschpflaume wächst zu einem 5 bis 8 m hohen Strauch oder Baum. Sie ist meist mehrstämmig und unbedornt. Ihre Rinde ist längsrissig und schwarzgrau. Die elliptischen, verkehrt eiförmigen Blätter sind fein gekerbt. Je nach Wetterlage blüht sie früh im Jahr meist im März. Die stark duftenden Blüten sind weiß, fünfzählig und stehen zu 1-3 an Kurztrieben vorjähriger Langtriebe. Sie erblühen etwa zeitgleich mit der Mandel und 2 Wochen vor der Schlehe. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für früh fliegende Insekten.

Die essbaren Steinfrüchte sind gelb bis kirschrot gefärbt und reifen von Juni bis Juli. Sie gleichen der Kirsche in Form und Saftigkeit, ihr Kern ähnelt dagegen dem der Pflaume. Der Geschmack des sich schwer ablösenden Fruchtfleisches ist sauer, manchmal fade, vereinzelt süß und aromatisch. Nach heutigen Maßstäben ist die Qualität der nicht lange haltbaren Früchte minderwertig. Die Früchte ergeben jedoch einen guten, geschmacklich hochwertigen Brand.

Import aus Persien

Wegen ihrer Eigenschaft trockene Perioden zu überstehen wird die Kirschpflaume gerne als Veredelungsunterlage für Pflaumen, Reineclauden, Mirabellen, Zwetschgen, Pfirsiche und Aprikosen genutzt.

Bekannt sind die attraktiven, rotlaubigen Zuchtsorten mit purpurroten Früchten, die Blutpflaumen. Der Franzose Ernest François Pissard war Gärtner des Schahs von Persien, entdeckte die Blutpflaume und brachte sie 1880 nach Frankreich. Aus dieser Ursprungsform mit dem Namen ‚Pissardii’ sind einige Sorten gezüchtet worden, die häufigste bei uns ist die 1916 aus den USA eingeführte Sorte ‚Nigra’.

Die Kirschpflaumen zählen zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse, Rosaceae. Die Gattung Prunus (lat. prunus =Pflaumenbaum) umfasst rund 200 Arten. Die Art ‚cerasifera’ (lat. cerasus = Kirsche, ferre = tragen) wurde erstmals von Jakob Friedrich Ehrhart (1742-1795), einem deutschen Apotheker und Botaniker, beschrieben.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner | Fotos: A. M. Steiner

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