Hohenheimer Gärten: Die Rot-Buche

Was blüht uns im August?  [15.08.19]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Rot-Buche – Fagus sylvatica L.


Die Rot-Buche gilt als die „Mutter des Waldes“ bezogen auf die Gestaltung des Ökosystems. Sie besitzt sie eine große Wuchskraft und Schattentoleranz, die sie in heimischen Wäldern fast konkurrenzlos macht.

Ihr Hauptareal umfasst die gemäßigten Regionen Europas, die keine ausgeprägte Dürreperiode aufweisen. Sie wächst auf fast allen Gesteinen und Bodentypen. In Deutschlands Wäldern ist sie der häufigste Laubbaum mit einem Anteil von 15%.

300 Jahre alte Exemplare

Vor rund 4500 Jahren begann ihr Siegeszug, als sich das Klima der sogenannten Späten Warmzeit verschlechterte. Niedrigere Temperaturen in Verbindung mit höheren Niederschlägen begünstigten das Vordringen der Rot-Buche und lösten die Vorherrschaft der Eiche ab.

Die Rot-Buche wird bis zu 45 m hoch und im Stammdurchmesser bis zu 3 m. In Urwaldresten erreicht sie ein Alter von 300 Jahren. Zart frischgrün und anfangs seidig behaart entfalten sich die Blätter Ende April/Anfang Mai. Zusammen mit dem Austrieb erfolgt die unscheinbar, eingeschlechtlich und einhäusig verteilte Blüte. Im Herbst färben sie sich die Blätter orangerot bis rotbraun. Zudem reifen dann die Bucheckern, dreikantige Nussfrüchte.

Orakel der Germanen

Diese bestehen zu 23 % aus Eiweiß, zu 40 bis 50 % aus Fett und sind essbar. Insbesondere in der Schweinemast spielten sie eine Rolle. Sie enthalten Fagin und Blausäure-Glykoside, welche beim Verzehr größerer Mengen zu Vergiftungen führen können. Durch Hitze können die Giftstoffe abgebaut werden. Das Bucheckernöl wird dermatologisch oder als Speiseöl genutzt, in der Nachkriegszeit wurde es als Lampenöl geschätzt.

Die glatte, silbergraue, relativ dünne Rinde der Buche trägt häufig eingeritzte Zeichen. Vor langer Zeit waren es nicht nur Herzen, Pfeile oder Namen, die geritzt wurden, sondern Zauberzeichen und magische Buchstaben der kultischen Schrift der Germanen. Vor einer wichtigen Entscheidung befragte man das Orakel aus Buchenstäben, auf die geheime Zeichen geritzt wurden.

Hohenheimer Gärten beheimaten verschiedene Varietäten


Das Holz der Rot-Buche ist rötlich-weiß besitzt oft einen roten Kern, daher der Name Rot-Buche. Es ist von geringer Dauerhaftigkeit und diente lange vor allem als Brennholz, heute wird es in großem Umfang als Holzwerkstoff verwendet. Die Holzkohle wird häufig beim Grillen und Räuchern eingesetzt.

In den Hohenheimer Gärten wachsen einige Varietäten der Wildart u.a. die Süntel-Buche ‚Tortuosa’ mit unregelmäßigem, verdrehtem Wuchs, die schwarzpupurn belaubte Sorte ‚Riversii’ die serbische Sorte ‚Zlatia’ mit goldgelbem Austrieb und die eichenblättrige, dunkelpupurbraune Sorte ‚Rohanii’.

Die Gattung, lat. Fagus = Rot-Buche, stammt aus der Familie der Buchengewächse, Fagaceae. Das Artepithet sylvatica bedeutet im Wald wachsend.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner | Fotos: A. M. Steiner

Kommentare