Hohenheimer Gärten: die Pimpernuss

Was blüht uns Anfang August?  [07.08.15]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: die Pimpernuss (Staphylea pinnata L.).


Pimpernüsse besitzen aufgeblasene Kapselfrüchte. Wenn sie ausgereift sind, klappern oder, zu althochdeutsch, „pimpern“ die kleinen Nüsschen darin.

Diese braunen Samen sind geröstet essbar und wurden im Mittelalter als „Deutsche Pistazien“ bekannt. Als Schmuckgehölz mit weißen Blütenständen, den auffallenden Früchten und der gelben Herbstfärbung sind Pimpernüsse in vielen Gartenanlagen und Parks eine Zierde.

Anspruchslos und schädlingstolerant

Die Pimpernüsse zählen zur Familie der Pimpernussgewächse (Staphyleaceae). In Eurasien und Nordamerika existieren insgesamt 11 Arten der Gattung Staphylea. Der Gattungsname stammt vom griechischen Wort „staphylé“, was Weintraube bedeutet und sich auf die traubenähnlichen Blütenstände bezieht.

Das Verbreitungsgebiet der Pimpernuss sind die südosteuropäisch-pontischen Gebirge. Hier wächst sie bevorzugt auf kalkhaltigen, nährstoffarmen und wärmebegünstigten Standorten in Schlucht- oder lichten Laubwäldern. In Baden-Württemberg kommt die Pimpernuss natürlicherweise u.a. im Bodenseegebiet und dem Illertal vor.

Ihre Verbreitung weiter nördlich ist vermutlich auf Anpflanzungen zurückzuführen. Durch Aussaat und Absenker lässt sie sich gut vermehren. Sie ist recht anspruchslos an den Boden und schädlingstolerant, sollte aber nicht zu trocken stehen.

Sieben Nüsse in einer Kapsel bringen Glück und Reichtum

Die Pimpernuss ist ein sommergrüner, bis zu 5 Meter hoher Strauch. Die Blätter sind mit 5 bis 7 Fiedern versehen. Die attraktiven Rispen mit gelblich-weißen, glockenförmigen Einzelblüten erscheinen im Mai und Juni. Nach Selbst- oder Tierbestäubung reifen im August die 1 bis 2 Zentimeter großen Samen in den häutigen, aufgeblasenen Kapselfrüchten.

In den zwei- bis dreifächrigen, gezipfelten Kapseln variiert die Anzahl der Nüsschen zwischen zwei und vier, und in Ausnahmefällen bis zu sieben. Findet man tatsächlich sieben Nüsschen in einer Kapsel, so sind dies Glücksnüsschen, die, im Geldbeutel aufbewahrt, dem Besitzer zu Glück und Reichtum verhelfen sollen.

Die Pimpernuss als Süßigkeit, Porridge, Mehl oder Likör

Die Blütenknospen werden in einigen Ländern eingelegt und wie Kapern gegessen. Die langen Blütenstände werden kandiert als Süßigkeit verzehrt. Die kleinen, der Haselnuss ähnlichen Nüsschen können geröstet verspeist werden.

Gemahlen sind sie die Grundlage von Porridge und ein süßlich, mehlartiger Zusatz für Brot. Bekannt ist der Pimpernusslikör aus dem Bayrischen Wald. Die Nüsse und deren Öl wirken leicht abführend. Die nachgesagte Wirkung als Aphrodisiakum ist nicht erwiesen.

Ein magischer Schutz vor Hexen und Dämonen

Seit der Bronzezeit wurden die Nüsschen als Naturperlen für Ketten genutzt. Auch für Rosenkränze bediente man sich der Samen. Das harte Holz des Strauchs eignete sich für Drechsel- und Zierarbeiten. In Osteuropa sprach man der Pimpernuss magische Fähigkeiten zu, zum Schutz für Mensch, Vieh und Haus vor Hexen und Dämonen.

Weitere in den Hohenheimer Gärten anzutreffende Arten sind die kolchische (S. colchica) aus Georgien und die dreiblättrige (S. trifolia) aus Nordamerika stammende Pimpernuss.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner

Keine Bilder gefunden.
Kommentare