Hohenheimer Gärten: Knospen – Leben in kleiner Dimension
Was blüht uns im Januar? [22.01.18]
Im Winter kommen die Knospen der laubabwerfenden Gehölze zum Vorschein. Knospen werden gerne übersehen, doch sie sind äußerst vielgestaltig, schön und haben es in sich.
Knospen sind verpackte, entwicklungsfähige Triebe in Miniaturausgabe. Durch die geringe Fläche im Vergleich zum ausgewachsenen Trieb mit fertigen Blättern und Blüten bieten Knospen wenig Angriffsfläche für Wind, Frost und Schnee.
Zudem transpiriert die Knospe deutlich weniger Wasser als ein Blatt. Dies bewahrt den Trieb vor Austrocknung. Hierbei helfen Knospenschuppen mit Festigungsgewebe und Behaarung. Außerdem schützen Inhaltsstoffe vor Erfrieren und Fraßfeinden.
Mit und ohne Winterpelz
Manche Knospenschuppen, wie die der Magnolien, besitzen eine Behaarung wie ein Winterpelz. Die Knospen der Flügelnüsse dagegen sind nackt, ohne Knospenschuppen, jedoch mit dichten Schuppenhaaren geschützt. Man erkennt gut die einzelnen Blätter mit ihren Fiederblättchen.
Unter der Knospe sind die dreieckigen Blattnarben zu sehen, die Ansatzstellen, an denen im Sommer die Blätter saßen. Die Zeichnung innerhalb der Blattnarbe ist arttypisch und zeigt die Verbindungsstelle der Leitbündel zwischen Zweig und Blattader.
Gut sichtbar sind die Blattnarben auch bei der Rosskastanie. Diese hat große Endknospen, deren Knospenschuppen mit einem klebrigen, harzigen Überzug abgedichtet werden.
Harztropfen schützen vor Kälte
Auf der Oberfläche der Pappelknospen bilden sich oft Harztropfen. Sie sind ein weiterer Schutzmechanismus vor Kälte und können von Bienen gesammelt werden, die Harze verschiedener Baumarten zu Propolis weiterverarbeiten.
Pappelknospen können zur Herstellung einer Harzsalbe verwendet werden. Die wechselständigen Knospen der Linde sind essbar, schmackhaft und voller gesunder Schleimstoffe. Knospen verschiedener Arten werden in der Gemmotherapie zur Heilung genutzt.
Grün, rot und schwarz: Farbliche Vielfalt
Besonders attraktiv sind die gegenständigen Knospen vieler Ahornarten. Die des Bergahorns sind grün mit schwarzem Rand, der Ansehnliche Ahorn fällt mit roten Knospen und Zweigen auf. Leicht wiederzuerkennen sind auch die schwarzen Knospen der Esche. Die Knospen der Robinie hingegen sind winzig und zwischen den Nebenblattdornen verborgen.
Knospen können entweder nur Triebe mit Blättern, oder auch Blüten und Blütenstände enthalten. Blütenstände verbergen sich zum Beispiel in den runden Knospen der Kornelkirsche und in den Kätzchen der Haselnüsse, Walnüsse und Weiden.
Kältestunden sind entscheidend
Viele Knospen benötigen gewisse Mengen an Kältestunden, damit wuchshemmende Stoffe abgebaut werden und sich die Triebe im Frühling entfalten können. So entscheidet die Menge an Kältestunden darüber, in welchen Gebieten sich Obstanbau diverser Arten und Sorten noch lohnt.
Das deutsche Wort Knospe stammt vom althochdeutschen ‚knofsa’ und ist mit Worten wie Knoten, Knauf und Knopf sowie dem englischen knob verwandt.
Text: A. Krupp, R. Gliniars
Fotos: A. Krupp, R. Gliniars