Hohenheimer Gärten: Der Kletternde Gift-Sumach – Toxicodendron radicans (L.) Kuntze
Was blüht uns im September? [03.09.17]
Der sommergrüne Gift-Sumach ist ein niederliegender oder mit Haftwurzeln kletternder Strauch mit bis zu 1,2 m Höhe. Über Wurzelausläufer breitet er sich aus.
Die Blätter sind dreiteilig, häufig asymmetrisch gelappt und am Mittelteil gestielt. Sie ähneln dem Efeu, was in dem Namen Gift-Efeu oder zu Englisch Poison Ivy zum Ausdruck kommt. Die Herbstfärbung ist sehr attraktiv, leuchtend rotorange, weshalb der Gift-Sumach vielfach in Gärten und Parks kultiviert wird.
„Die Dosis macht das Gift!“
Der deutsche Name Gift-Sumach und der Gattungsname Toxicodendron (lat. toxicon = Gift, gr. dendron = Baum) deuten auf die Giftigkeit des Gewächses hin. Die Pflanze enthält ein extrem potentes Allergen, das Kontaktdermatitis auslösen kann.
Doch die Dosis macht das Gift, wie wir von Paracelsus, dem berühmten Hohenheimer Heilkundigen, wissen. Denn in der indianischen Medizin und der Homöopathie sind Heilwirkungen durch die Pflanze bekannt.
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Der Gift-Sumach stammt aus Ost-Asien und dem nordöstlichen Nord-Amerika. Er wächst am Rand oder im Unterwuchs der Wälder bis auf 1500 m ü. NN.
Die Böden der Standorte sind variabel, er wächst nicht in Trockengebieten, verträgt dagegen saisonale Überflutung. 2009 trat die Pflanze als Neophyt erstmals in Bayern, später in Österreich auf.
Unscheinbare Blüten, schwarzer Milchsaft
Die unscheinbaren, grünlich-weißen, zweihäusigen Blüten öffnen sich in achselständigen Rispen von Mai bis Juni. Die zunächst grünen Früchte reifen von August bis September zu grauweißen Steinfrüchtchen, die von Vögeln und anderen Tieren gefressen und verbreitet werden. Alle Teile enthalten einen Milchsaft, der sich an der Luft schwarz färbt.
Der Milchsaft enthält Urushiol, ein Dihydrobenzol, das auch in abgestorbenen Teilen bis zu fünf Jahre wirksam bleibt. Der Kontakt mit urushiolhaltigen Pflanzenteilen kann Hautausschläge auslösen.
Der Verzehr von Pflanzenteilen kann zu Erbrechen, Magen-Darmentzündungen bis hin zu Koliken führen. Kleine Tiere, wie Kaninchen, können davon sterben.
Lack, Gift und Medizin
Das japanische Kunsthandwerk Urushi bezieht sich auf die Verwendung des Urushi-Lacks, der Urushiol aus dem Lackbaum, Rhus verniciflua, enthält. Urushi-Lack besticht durch einen hervorragenden Glanz und schützt vor Wasser, Alkohol, Salzen und Säuren. Ausgehärtet ist der Lack ungefährlich.
Die einheimische, nordamerikanische Bevölkerung nutzte die Pflanze in der Volksmedizin, das Holz zur Herstellung von Körben und den Pflanzensaft zum Färben. Aus den Blättern stammt das homöopathische Mittel „Rhus toxicodendron“.
Samuel Hahnemann (1755-1843), der Begründer der Homöopathie, setzte es bei 976 Symptomen ein! Es soll vor allem bei rheumatischen Gelenkentzündungen, Verstauchungen und Juckreiz helfen.
Der Gift-Sumach ist wie der Essigbaum, der Perückenstrauch, die Pistazie, die Cashew-Nuss und die Mango ein Sumachgewächs, Anacardiaceae. Die Art wurde 1753 von Carl von Linné als Rhus radicans erstmals beschrieben, Carl Ernst Otto Kuntze (1843-1907), ein deutscher Botaniker, ordnete ihn der Gattung Toxicodendron zu. Der Artname radicans bedeutet Wurzeln bildend.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner