Was blüht uns… im April?

Die Europäische Lärche  [17.04.25]

Während alle anderen heimischen Nadelbäume das ganze Jahr über ihr grünes Kleid behalten, macht die Europäische Lärche (Larix decidua Mill.) es ganz anders: im Herbst verfärben sich ihre Nadeln leuchtend goldgelb und fallen schließlich vom Baum ab.

Der einzige heimische Nadelbaum, der seine Nadeln abwirft. Bild: Uni Hohenheim


Die Europäische Lärche ist die einzige in Mitteleuropa heimische Lärchenart. Sie kommt vor allem in den Alpen und den Karpaten vor. Gedeihen kann sie in Höhenlagen bis über 2.000 m. Sie bevorzugt voll besonnte Standorte und wächst gut auf kalkhaltigen, durchlässigen Böden. Auf Boden- und Luftverschmutzung reagiert sie empfindlich.

Die Europäische Lärche ist eine Pionierbaumart: sie gehört zu den Erstbesiedlern von Rohböden und Kahlflächen – etwa nach Bränden. In bezug auf Klimaextreme hat sie eine bemerkenswerte Resilienz; ihre Standortansprüche sind gering.


Wuchs, Erscheinungsbild und Eigenschaften


Die Europäische Lärche kann bis zu 40 m hoch werden. Sie bildet ein intensives „Herzwurzelsystem“ aus, nämlich sowohl flache als auch tiefe Wurzeln. Ihr Stamm ist gerade, die Borke anfangs glatt, später tief gefurcht und rötlich-braun gefärbt. Der biegsame Stamm erweist sich segensreich etwa bei Stürmen oder bei Lawinenabgängen im Gebirge. Die Stammbasis ist in Hanglagen oft säbelartig gebogen. In den Bergen setzen die oft stark gekrümmten Baumstämme einzelstehender Lärchen malerische Akzente ins Landschaftsbild.

Die waagerecht vom Stamm abstehenden Äste verlaufen an der Spitze charakteristisch bogenförmig nach oben; die Zweigspitzen sind alle aufgerichtet.

Im Frühjahr treibt die Lärche weiche, frisch-grüne Nadeln von 15 bis 30 mm Länge aus, die 0,5 bis 0,8 mm breit, schmal, weich, abgeflacht und vorne stumpf oder nur wenig zugespitzt sind. In diesen Apriltagen kann das wunderbar auch an den Lärchen in den Hohenheimer Gärten beobachtet werden. Die jungen, hellgrünen Nadeln sitzen rosettig angeordnet in Büscheln von bis zu 50 Stück an den Kurztrieben. An den Langtrieben sind sie einzeln schraubig angeordnet und meist zugespitzt. Im Lauf des Sommers dunkeln die Nadeln nach.

Das Nadelkleid bleibt leuchtend grün, bevor es sich ab November in ein intensives Goldgelb verfärbt. Wer das Leuchten der goldgelben Lärchen im Herbst einmal etwa im Engadin erlebt hat, wird das nicht mehr vergessen.


Blüte und Nadelfall

Die Europäische Lärche blüht von April bis Mai. Sie ist einhäusig, trägt also männliche und weibliche Blüten an einem Baum. Die männlichen Pollenzapfen sind gelblich und produzieren große Mengen an Pollen, die der Wind verbreitet. Die weiblichen Blüten erscheinen rötlich-violett und entwickeln sich später zu den charakteristischen Zapfen. Die Zapfen bleiben viele Jahre am Baum – ganz anders als bei den anderen Vertretern der Kieferngewächse, die ihre Zapfen abwerfen oder zerfallen lassen. Die Samen der Lärche reifen im Oktober und werden vom Wind verbreitet.

Als einziger heimischer Nadelbaum verliert die Europäische Lärche ihre Nadeln (lat. decidua = die Abfallende). Damit hat sie sich an extrem kaltes oder trockenes Klima angepasst: die abfallenden Nadeln reduzieren den Wasserverlust des Baumes im Winter und schützen ihn vor Erfrierungsschäden.

Die weiche (Lärchen-)Streu ist die am schwersten zersetzliche aller heimischen Baumarten: aufgrund des ungünstigen Kohlenstoff-/Stickstoff-Verhältnisses ist sie für Zersetzer nur schwer verdaubar und bildet somit Roh-Humus. Es dauert lange, bis die Nadeln zersetzt sind. Der Roh-Humus führt zu einer Bodenversauerung und damit zu einer Standortverschlechterung.


Pflege und Nutzen

Das Holz der Europäischen Lärche ist hart, geradfaserig, widerstandsfähig, wetterfest und harzhaltig. Es wird häufig als Bauholz für Türen und Fenster, für Fassadenverkleidungen, Parkettfußböden und für die Herstellung von Möbeln verwendet. Früher fand Lärchenholz im Schiffbau breite Anwendung.

Das Harz von Lärchen wurde im Altertum kommerziell gewonnen und als „Venezianisches Terpentin“ geführt, das als Grundlage für Heilsalben genutzt wurde. Die positive Wirkung in der Aromatherapie und Duftheilkunde ist seit langem bekannt.

Die Lärche ist ökologisch wertvoll: ihre Blüten bieten Nahrung für Insekten, und ihre Zapfen und Samen stellen eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel und Nagetiere dar.

Die Europäische Lärche kann ein Alter von 600 Jahren erreichen.


Systematik

Die europäische Lärche ist ein Kieferngewächs, Familie der Pinaceae. Erstmals wurde sie vom englischen Gärtner und Botaniker Philipp Miller (1691-1771) beschrieben.


Text: R. Gliniars, S. Braunschweiger, J. Raff, A. M. Steiner´
Fotos: R. Gliniars, S. Braunschweiger

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