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Regionales Superfood: Uni Hohenheim bringt Yacon, Chia & Quinoa auf deutsche Äcker [21.10.15]
Südamerikanische Superfood-Pflanzen: Hiesiger Anbau soll verhindern, dass Einheimischen die Grundnahrungsmittel streitig gemacht werden
Ob bei Magenproblemen, zum Abnehmen, für Diabetiker oder Sportler, die Superfood-Pflanzen wie Quinoa oder Chia sind aus Bioläden nicht mehr wegzudenken. Kulturpflanzenwissenschaftler der Universität Hohenheim haben es nun geschafft, drei der hauptsächlich in Südamerika wachsenden Pflanzen auch in Deutschland erfolgreich anzubauen. Damit soll das Superfood nicht nur der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der regionale Anbau auf deutschem Acker soll auch dafür sorgen, dass den Einheimischen in Südamerika nicht die Grundnahrungsmittel streitig gemacht werden.
Fast 1,50 Meter ist sie hoch, ihre Blüten von rötlich bis golden. Normalerweise gedeiht die Quinoa, das „Gold der Inkas“, am besten auf einer Höhe von bis zu 4.500 Metern Höhe. Kein Wunder also, dass die höhentaugliche Pflanze zu den Grundnahrungsmitteln der Anden-Bewohner zählt.
Auch Chia und Yacon stammen eigentlich aus Südamerika, haben sich an das dortige Klima und die Bedingungen angepasst. Das mitteleuropäische Klima sei ungeeignet, um diese Pflanzen großflächig und gewinnbringend anzubauen, hieß es lange. Nun ist es Wissenschaftlern der Universität Hohenheim aber doch gelungen.
Erste Ernte von Chia und Yacon an der Uni Hohenheim
Die ersten Anbauversuche an der Universität Hohenheim gab es mit Quinoa schon in den 1980er Jahren, erzählt Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger vom Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau. „Mit den Jahren ist es dann etwas in Vergessenheit geraten. Vor fünf Jahren haben wir dann wieder angefangen, uns intensiv mit dem Anbau von Quinoa zu beschäftigen und erzielen seither gute Ernteergebnisse. Mit dem Anbau von Chia und Yacon haben wir erst in diesem Jahr begonnen und freuen uns, nun unsere erste Ernte einfahren zu können.“ Vor allem, da der Anbau der meisten Superfood-Pflanzen in Deutschland lange als nicht möglich galt.
„Die meisten Superfood-Pflanzen, die wir in den Bio-Läden kaufen, sind importiert“, erklärt Prof. Dr. Graeff-Hönninger weiter. „da die meisten Pflanzen eine entsprechende Tageslänge zur Ausbildung ihrer Körner brauchen und sehr kälteempfindlich sind.“
Die Suche nach dem passenden genetischen Material
Je beliebter die Superfood-Pflanzen wurden, desto mehr musste also importiert werden. Doch dieser gesteigerte Import blieb nicht ohne Folgen, so Prof. Dr. Graeff-Hönninger weiter: „Für die Einheimischen aus Südamerika sind Yacon, Chia oder auch Quinoa Grundnahrungsmittel.“
Die steigende Beliebtheit der Superfood-Pflanzen habe jedoch dafür gesorgt, dass der Preis für die Grundnahrungsmittel in den Ursprungsländern immer weiter steigt. „Darum sei ein regionaler Anbau in Deutschland auch so wichtig. „Damit schaffen wir attraktive Produkte und neue Einnahmequellen für die hiesigen Landwirte.“
Hier hieß es für die Pflanzenexperten nun, geeignete Sorten zu finden. „Viele Pflanzen – selbst wenn man die gleiche Art betrachtet – weisen eine gewisse genetische Variabilität in bestimmten Merkmalen auf, da sie wie im Fall von Chia beispielsweise in Mexiko, Nicaragua, Argentinien, Bolivien oder Peru angebaut werden“, so die Pflanzenexpertin der Universität Hohenheim. „Um in unserem kälteren Klima anbauen zu können, mussten wir nach Sorten suchen, die bereits in klimaähnlichen Gebieten wachsen und sich an die Bedingungen angepasst haben. Es war gut möglich, dass eine Chia-Sorte aus Mexico nicht für uns geeignet war, während eine aus Bolivien genau unseren Anforderungen entsprach. Man muss sich das geeignete genetische Material zusammensuchen – das ist der erste Schritt für einen Anbau in Deutschland.“
Entsprechend den Anforderungen der Pflanzen mussten dann noch die richtigen Anbausysteme ausgetüftelt und herausgefunden werden, wann der optimale Aussaat- oder Erntezeitpunkt ist. Final sei dann noch die Qualität des geernteten Materials entscheidend, so Prof. Dr. Graeff-Hönninger. Denn diese sollte möglichst der Qualität der ursprünglichen Anbauländer entsprechen, damit eine technologische Weiterverarbeitung in entsprechende Lebensmittelprodukte gewährleistet werden könne.
Chia – Die Heilpflanze der Azteken
Chia-Samen sind heutzutage nicht nur bei den Marathon-Läufern beliebt. Auch die Azteken wussten, dass diese Samen nicht nur sattmachen, sondern auch noch gesund sind. Mit einem einzigartigen Verhältnis von Omega-3- und -6-Fettsäuren übertreffen sie sogar Fisch. Chia-Samen gibt es in schwarz und weiß. Im Moment ist die Mischung (Salt ‘n Pepper) besonders beliebt. Weißer Chia wird vor allem in der Kosmetik für Cremes oder auch in Backwaren verwendet.
Quinoa – Das Gold der Inkas
Quinoa gilt in Südamerika als Reis- oder Couscousersatz und ist reich an Aminosäuren, Proteinen und Vitamin B2, C, E und Folat. Vor allem der Import von Quinoa wirkt sich schon jetzt auf die einheimische Bevölkerung aus: Mittlerweile ist der Preis so angestiegen, dass sich die Menschen ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können.
Yacon – Die Diät-Kartoffel
Die aus Peru stammende Knollenfrucht schmeckt nach einer Mischung aus Apfel, Birne und Melone. Da die enthaltenen Zucker in erster Linie zu den sogenannten Fructooligosacchariden (FOS) zählen, ist die Yacon-Knolle besonders für Diabetiker geeignet. Die Knolle kann zu Sirup, Saft, Chips oder zu Süßungsmittel verarbeitet werden.
Text: C. Schmid / Elsner
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger, Universität Hohenheim, Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau, T: 0711/459-22376, simone.graeff@uni-hohenheim.de
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