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Nachhaltige Entwicklung & Lehre: Ethik-Modul der Uni Hohenheim gilt als Best-Practice-Beispiel [09.05.17]
Entwickelt von Studierenden: Lehrmodul zu Ethik in Ernährung und Landwirtschaft findet Aufnahme in Best-Practice-Band „Zukunftsfähige Hochschulen gestalten“
Konflikte um Ernährung, Verknappung von Anbauflächen, Konkurrenz von Tank und Teller: Studierende in Agrar-, Ernährungs- und Wirtschaftswissenschaften sehen sich schnell auch mit grundlegenden ethischen Fragestellungen konfrontiert, die gesellschaftlich sehr kontrovers diskutiert werden. Die kritische Auseinandersetzung damit pflegt die Universität Hohenheim u.a. mit einer eigenen Lehrveranstaltung. Entstanden ist sie aus studentischer Initiative. Jetzt veröffentlicht der Band „Zukunftsfähige Hochschulen gestalten: Beispiele des Gelingens aus Lehre, Governance, Betrieb und Forschung“ das Hohenheimer Ethik-Modul als eines von 27 Best-Practice-Beispielen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Ziel des Seminars ist es, den wissenschaftlichen Nachwuchs mit einer soliden ethischen Grundausbildung auszustatten. Dazu gehören zunächst Grundkenntnisse ethischer Theorie und Argumentation. In einem zweiten Schritt geht es darum, aktuelle ethische Fragestellungen und Probleme im Bereich der Ernährungs- und Agrarsysteme systematisch zu durchleuchten und zu diskutieren.
Mit welchen ethischen Fragen sich die Studierenden konkret auseinandersetzen, bestimmten sie selbst mit. Dabei lernen sie durch Gruppenarbeit, in Gesprächen mit geladenen Gästen und durch das Führen eines Lerntagebuchs. Betreut werden sie vom Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft der Universität Hohenheim und durch das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen.
„Das Modul soll Studierende in die Lage versetzen, sich fundiert mit ethischen Fragestellungen im Agrar- und Ernährungsbereich auseinanderzusetzen. Dazu vermitteln wir philosophische Grundlagen, aber auch praktisches Handwerkszeug. Am allerwichtigsten ist aber die Diskussion und Reflexion über disziplinäre und geographische Grenzen hinweg – im diesjährigen Kurs treffen beispielsweise Studierende aus vier Kontinenten und neun verschiedenen Masterprogrammen zusammen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Bieling, die die Veranstaltung leitet.
Entstanden ist das Ethik-Modul auf Initiative einer studentischen Organisation, der „Food Revitalization and Ecogastrological Society of Hohenheim“, kurz: FRESH e.V. Auslöser war die Veröffentlichung des Weltagrarberichtes 2008. Seine Botschaft – „business as usual is no longer an option“ – machten die Studierenden im Folgejahr zum Thema eines wissenschaftlichen Symposiums. Das Ethik-Modul ist eines der bis heute greifbaren Ergebnisse.
„In Forschung und Lehre setzt die Universität Hohenheim stark auf die Bioökonomie als gesamtuniversitären Schwerpunkt. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst gezielt neue Rohstoffe von Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen zu entwickeln und zu verarbeiten. Auch ethische Überlegungen müssen dabei eine Rolle spielen. Initiativen wie die der Studierendengruppe FRESH und des Lehrstuhls von Prof. Dr. Claudia Bieling sind deshalb besonders wertvoll“ betont auch der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert.
Broschüre als Download
Die Broschüre „Zukunftsfähige Hochschulen gestalten: Beispiele des Gelingens aus Lehre, Governance, Betrieb und Forschung“ versammelt 27 Best-Practice-Beispiele. Herausgeber sind das „Netzwerk n“ und die „Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit Bremen“, gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die 120-Seiten-Broschüre steht kostenlos zum Download zur Verfügung.
Hintergrund Bioökonomie
Neue Lebens- und Futtermittel (z.B. aus Algen), Energie aus Ernteabfällen, Chemikalien und Kunststoffe aus Pflanzen: Die Universität Hohenheim verfolgt das Thema Bioökonomie als gesamtuniversitäres Schwerpunktthema, an dem sich alle Fakultäten beteiligen. Dabei geht es um neue Wege zu neuen Produkten, neuen Produktionsverfahren und zu einer modernen, nachhaltigen Wirtschaft mit bio-basierten Rohstoffen und einer nachhaltigeren, energie- und ressourcenschonenden Produktion. Um sich durchzusetzen, benötigt die Bioökonomie ein hohes Maß an Forschung, Innovation und einen grundlegenden Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei steht Ernährung in der Bioökonomie an erster Stelle. Auch Klimaschutz, Gesundheit und Artenvielfalt sind wichtige Inhalte. Dazu arbeiten Agrar-, Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaftler Hand in Hand mit Physikern, Biologen und Biotechnologen, sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern. Mehr unter www.bioeconomy.uni-hohenheim.de/forschungszentrum.
Text: Klebs
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Claudia Bieling, Universität Hohenheim, Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft
T 0711 459 24029, E claudia.bieling@uni-hohenheim.de
FRESH e.V.
E fresh.hohenheim@yahoo.de
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