Studierendenvertretung im Interview

Ein Kaffee mit… dem Hohenheimer StuPa-Präsidium  [30.01.18]

Das Hohenheimer StuPa-Präsidium: Bastian Saumweber, Charlotte Peitz und Christoph Zerfowski. Foto: Uni Hohenheim | Leonhardmair

Wenn alle Tische zurechtgerückt sind, alle Unterlagen auf den Plätzen bereit liegen und die 19 Mitglieder des Studierendenparlaments nach und nach eintreffen, ist das für Christoph Zerfowski, Charlotte Peitz und Bastian Saumweber jedes Mal ein besonderer Moment: Als Präsidium bereiten sie die monatlichen StuPa-Sitzungen vor und sorgen als neutrale Moderatoren für eine ausgewogene Diskussion. Die Themen betreffen alle Hohenheimer Studierenden: Es geht um das Budget der Verfassten Studierendenschaft, Positionen zu hochschulpolitischen Fragen und grundlegende Entscheidungen. Der Online-Kurier hat das StuPa-Präsidium zum Kaffee getroffen.

 

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Hallo Christoph, du wurdest von den Mitgliedern des Hohenheimer Studierendenparlaments im Oktober zum Präsidenten gewählt. Wie kamst du zum StuPa?

Christoph: Ich studiere den Biologie-Master im 3. Semester. Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich jetzt Präsident des Hohenheimer Studierendenparlaments sein werde – ich hätte es, ehrlich gesagt, nicht geglaubt.

Ich bin für den Master neu nach Hohenheim gekommen und war deshalb auf der Suche nach Kontakten. Ein Ansatzpunkt war für mich die Fachschaft der Fakultät N. Ich wollte mir einfach mal angucken, was da so läuft. Und was soll ich sagen? Es hat mir ziemlich gut gefallen! Ich habe dort auch nach und nach einige Aufgaben übernommen, z.B. habe ich die Hohenheimer Studierenden bei Treffen auf Landesebene vertreten, wenn es um Verhandlungen zum landesweiten StudiTicket ging.

Eines Tages hat mich dann ein Hohenheimer StuPa-Mitglied angesprochen, ob nicht auch das Studierendenparlament etwas für mich wäre. Im ersten Moment dachte ich mir: Oh Gott, Verantwortung! Aber irgendwie hat mich der Gedanke dann doch nicht mehr losgelassen. Ich habe mich näher damit beschäftigt, was genau das StuPa eigentlich macht und mich schließlich bei der Wahl aufgestellt. Jetzt bin ich mit vollem Herzen dabei – und freue mich vor jeder Sitzung, wenn es wieder losgeht!

Charlotte und Bastian, ihr seid ebenfalls Mitglieder des StuPa-Präsidiums. Wie lief das bei euch?

Charlotte: Ich studiere Agrarwissenschaften im 6. Semester und wurde über die fakultätsübergreifende Grüne Liste ins StuPa gewählt. Davor war ich mehrere Semester bei Global Campus aktiv. Am StuPa reizt mich, dass man die Rahmenbedingungen für sein Studium ganz konkret mitgestalten kann. Die moderierende Rolle, die wir im Präsidium einnehmen, gefällt mir dabei besonders gut.

Bastian:
Ich studiere im 3. Semester Agrarwissenschaften. Davor habe ich eine Ausbildung als Handelsfachwirt gemacht. Dort war ich im Betriebsrat als Jugend-Auszubildendenvertreter aktiv. Das hat ziemlich viel Spaß gemacht. Deshalb habe ich mich auch gleich an der Uni umgeguckt, wie man sich in dieser Richtung engagieren kann.

StuPa, AStA, Fachschaft, Uni-Gremien… auf den ersten Blick ist gar nicht so einfach zu durchschauen, wie genau die Studierendenvertretung in Hohenheim funktioniert. Wie erklärt ihr Freunden, was genau ihr im StuPa eigentlich macht – und wo z.B. der Unterschied zum AStA oder den Fachschaften liegt?

Christoph:
Ja stimmt, erfahrungsgemäß muss man schon öfter erklären, was es mit dem StuPa eigentlich genau auf sich hat. Mit den Fachschaften und auch dem AStA haben Studierende im Alltag einfach etwas mehr Berührungspunkte. Aber wir wollen daran arbeiten, auch das StuPa bekannter zu machen!

Im Grunde ist es gar nicht so kompliziert. Die Fachschaften sind für einen oder mehrere Studiengänge einer Fakultät zuständig. Sie kümmern sich z.B. um Erstsemester oder organisieren TMS-Partys. Fachschaften bringen sich aber auch bei Reformen von Studiengängen etc. ein.

Bastian: Im Unterschied dazu sind StuPa und AStA für Fragen zuständig, die alle Studierenden betreffen.

Den AStA kennen die meisten über das Skriptenbüro. Das ist allerdings nur eine von vielen Aufgaben. Der AStA besteht aus 9 Mitgliedern, die vom StuPa gewählt werden. Er trifft sich einmal pro Wochen und kümmert sich um das komplette Tagesgeschäft der Studierendenvertretung – vom TMS-Betrieb über Unterstützung von studentischen Gruppen bis zur Organisation von Aktionen oder Demos.

Charlotte: Das StuPa besteht aus 19 Mitgliedern, die von allen Studierenden einmal jährlich gewählt werden. Es tagt ca. einmal pro Monat und ist immer dann gefragt, wenn es um grundlegende Entscheidungen im Namen der Hohenheimer Studierenden geht. Der AStA setzt dann im Alltag das um, was das StuPa beschlossen hat – und ist dem StuPa gegenüber rechenschaftspflichtig. Auch in allen Finanzfragen hat das StuPa das letzte Wort.

3 StuPa-Mitglieder sind zugleich auch Mitglieder des Senats. Dort werden unter Beteiligung aller Statusgruppen zentrale Entscheidungen der Uni beschlossen.

Könnt ihr ein paar aktuelle Beispiele für die StuPa-Arbeit nennen? Über welche Themen habt ihr zuletzt diskutiert?

Charlotte: Anfang des Jahres hatten wir beispielsweise eine außerordentliche Sitzung zum Thema GEMA.

Pro Jahr fallen in der TMS ca. 4000 € an Musik-Gebühren an. Es ging um die Frage, ob dieser Kostenpunkt weiterhin durch das Budget der Verfassten Studierendenschaft abgedeckt sein soll – also letztlich von allen Studierenden bezahlt wird – oder ob die Fachschaften und studentische Gruppen als Veranstalter jeweils dafür aufkommen müssen.

Bastian:
Wir haben uns für Letzteres entschieden, weil die Veranstalter über den Getränkeverkauf ja auch Einnahmen haben. Man muss dazu sagen: Der TMS-Betrieb macht ohnehin mit Abstand den größten Posten im Haushalt der Verfassten Studierendenschaft aus. Früher mussten die Veranstalter z.B. selbst Getränke besorgen, putzen etc. – heute übernehmen das Hilfskräfte des AStA.

Christoph: Aber auch, wenn es um politische Positionen der Verfassten Studierendenschaft geht, fällt die Entscheidung im StuPa: Beispielsweise haben wir viel über die geplante Reform des Landeshochschulgesetzes diskutiert – und eine Stellungnahme zum Gesetzentwurf ans Ministerium übersendet.

Insbesondere lehnen wir ab, dass eine Formulierung zum „politischen Mandat“ der Verfassten Studierendenschaft gestrichen werden soll. Wir sind davon überzeugt, dass viele Rahmenbedingungen und Probleme, die das Studium betreffen, außerhalb des Campus entstehen und deshalb auch außerhalb des Campus gelöst werden müssen, z.B. Wohnungsnot, öffentlicher Nahverkehr, Diskriminierung oder aufenthaltsrechtliche Bestimmungen.

Es ist deshalb notwendig, dass Studierendenvertreterinnen und –vertreter sich nicht nur dann im Namen der Studierenden äußern dürfen, wenn es im engen Sinn um Uni-Themen geht. Sie müssen auch immer wieder einen Brücke zu allgemein-politischen Themen herstellen können, ohne dabei befürchten zu müssen, für solche Äußerungen im schlimmsten Fall vor Gericht zu landen.

Die bisherige Formulierung zum „politischen Mandat“ hat dieses Recht der Verfassten Studierendenschaft sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Durch die Streichung des Satzes befürchten wir eine wachsende Rechtsunsicherheit.

Auch die neuen Studiengebühren für internationale Studierende lehnt das StuPa ab, richtig?

Charlotte: Ja, über die Gebühren wird im StuPa bereits seit letztem Jahr intensiv diskutiert. Wir sehen darin eine Ungleichbehandlung und befürchten, dass insbesondere Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern sich das Studium nicht mehr leisten können.

Auf Grundlage der Position des StuPa hatte der AStA z.B. zu Demonstrationen aufgerufen – und bietet nun juristische Unterstützung für einen betroffenen Studenten an, der gegen die Gebühren klagt.

Auch wenn die Zahl der internationalen Studierenden im Wintersemester an der Uni Hohenheim nun doch nicht so stark zurückgegangen ist wie befürchtet, ändert das nichts an unserer grundsätzlichen Haltung zum Thema.

Ähnlich wie im Bundestag, gibt es auch im StuPa eine Reihe von Ausschüssen: Könnt ihr ein paar Beispiele und Stichworte dazu nennen?

Bastian: Im Ausschuss „rechtliche Grundlagen“ wollen wir einen Leitfaden erstellen für Fragen, die unter Studierenden regelmäßig aufkommen. Beispielsweise zu Themen wie Prüfungen oder Klausureinsicht. Für Fachschaften ist aber z.B. auch relevant, was es zu beachten gilt, wenn auf einer Ersti-Fahrt noch nicht alle Teilnehmer über 18 sind. Wenn man zu solchen Fragen googelt, findet man teilweise sehr widersprüchliche Aussagen…

Charlotte:
Beim StuPa-Klausurwochenende kam die Idee auf, dass wir im Rahmen zeitlich begrenzter Projekte einzelne Themen aufgreifen, die uns besonders am Herzen liegen – und sie gemeinsam mit dem AStA anschieben. Solche Projekte sollen ausgewählten Themen ein besonderes Gewicht verleihen und die Zusammenarbeit von StuPa und AStA stärken. Das erste Projekt dreht sich um das Thema „Mülltrennung auf dem Campus“.

Das Hohenheimer Studierendenparlament ist immer noch ein relativ neues Gremium. Wir fragen uns deshalb auch: Wo stehen wir eigentlich nach 5 Jahren und wo wollen wir hin? Wie genau ist die Rolle des StuPa und des AStA? Um solche Fragen geht es im Ausschuss „Profil-Schärfung“.

Christoph: Last but not least wollen wir uns natürlich auch im Jubiläumsjahr seitens des StuPa und des AStA einbringen! Bei der Auftaktveranstaltung haben wir z.B. gemeinsam mit dem Rektor die Jubiläumsfahne gehisst. In der Festwoche im Sommer wird es zahlreiche studentische Aktionen geben, die wir nach Kräften unterstützen. Es verspricht, ein sehr spannendes Jahr zu werden!

Wir werden berichten! Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Leonhardmair

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