Gastbeitrag der Verfassten Studierendenschaft
TMS: „Wir übernehmen!“ [13.01.16]
Ab heute ist es offiziell: Nach Gebäudeabnahme und Schlüsselübergabe übernimmt die Verfasste Studierendenschaft ab sofort die alleinige Verwaltung der TMS. Ein historischer Moment, dem mehrere Studierendengenerationen entgegengefiebert haben. Was das aus studentischer Sicht bedeutet, beschreibt Sarah Graf vom AStA mit einem Gastbeitrag im Online-Kurier. Kräftig gefeiert wird übrigens im Sommersemester, anlässlich des 40-jährigen Bestehens der TMS.
Es gibt ein Thema, das Euch im Zusammenhang mit dem Uni-Alltag in Hohenheim beschäftigt? Der HOnK veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Gastbeiträge von Studierenden und Mitarbeitern. Nehmt dazu vorab Kontakt mit der Redaktion auf: online-kurier@uni-hohenheim.de, Tel.: 459-24494
Gastbeitrag der Verfassten Studierendenschaft
Autorin: Sarah Graf
Mittags Cafete, abends Vorträge, Konzerte, Schauspiel, Kurzfilmfestival und legendäre Partys – die Thomas Münzer Scheuer ist Mittelpunkt des studentischen Lebens in Hohenheim. Heute am 13.1.2016 wird die Verwaltung der TMS förmlich an die verfasste Studierendenschaft übergeben.
Was ändert sich für Organisatoren von Veranstaltungen? |
Ein Überblick über alle neuen Abläufe bietet ab Sommersemester eine neue Homepage der VS. Bis dahin läuft die Vermietung weiter über: https://tms.uni-hohenheim.de |
„Wir haben lange auf dieses Ziel hingearbeitet. Wir freuen uns sehr, dass es schlussendlich geklappt hat“, meinen die AStA-Vorstände Daniel Riehle und Benedikt Gulde.
Langer Weg bis zur Selbstverwaltung
Nachdem frühere Bemühungen die Verwaltung der TMS zu übernehmen, wie zuletzt das Projekt „Unsere TMS“ (2011-2013), gescheitert waren, glaubten nur noch wenige Studierende an eine Lösung.
Dennoch hat sich in den letzten Jahren viel getan. Im Sommer 2014 wurde beispielsweise die TMS von zahlreichen Studierenden renoviert. Unter anderem wurden die Toiletten von Graffiti befreit, neue Veranstaltungstechnik angeschafft und ein Podest für das DJ-Pult errichtet.
„Gerade bei den Renovierungsarbeiten war die Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk top! Das Studierendenwerk unterstützte uns sehr in unseren Vorhaben und ließ uns Freiheiten bei der Gestaltung der Maßnahmen. Aber auch sonst war die Zusammenarbeit in den letzten Jahren gut. Unser Dank gilt dem Geschäftsführer Herrn Oliver Schill, seinem Stellvertreter Herrn Tilmann Beetz, Frau Petra Berner und ganz besonders Herrn Olaf Ulmer, der von Seiten des Studierendenwerks für die TMS zuständig war und uns immer unterstützt hat“, erklärt Daniel Riehle.
Renovierungsarbeiten geplant
Wie finanziert sich die TMS? |
Der TMS-Betrieb ist auch künftig nicht gewinn-orientiert. Neben Einnahmen durch Getränke und Wochenend-Veranstaltungen wird die TMS zum Teil auch aus dem studentischen VS-Beitrag finanziert.
Für neue Möblierung des Lernraums hat die Uni in der Vergangenheit außerdem 20.000 € aus QSM bereitgestellt. Einen Restbetrag davon wollen die Studierenden jetzt verwenden, um neue Bierbankgarnituren für den Platz unter den Linden.
Für Renovierungsarbeiten stehen außerdem Einnahmen und Spenden des Fördervereins „Studierendenzentrum TMS e.V“ zur Verfügung
|
Der Studierendenvertreter sieht in diesen erfolgreichen Kooperationen den Grundstein für die Zuweisung der TMS. Trotzdem kam die Zusage des Studierendenwerks im vergangenen April für viele überraschend.
Die Vertretenden der Studierendenschaft freuen sich nun, die TMS ganz nach ihren Vorstellungen gestalten zu können: „Die TMS soll eine neue Küche bekommen, und auch der Boden im großen Saal und die Bäder könnten saniert werden“, sagt AStA-Vorstand Daniel Riehle.
Nach jahrzehntelanger Nutzung sind Renovierungsarbeiten dringend notwendig. Nach einigen Betriebskontrollen durch die Lebensmittelüberwachungsbehörde konnte die TMS nur mit Mühe vor einer Schließung bewahrt werden. Aus Brandschutzgründen soll das Möbellager abgetrennt werden. „Außerdem wollen wir die Treppe im Saal an die Außenwand versetzen. Das optimiert die Bestuhlungsmöglichkeiten und wird die Laufwege während der Partys entspannen“, fügt Riehle hinzu.
Freie Wahl bei Getränkesortiment, Reinigung, Hausordnung & Co
Nicht nur bei den geplanten Renovierungsarbeiten haben die Studierenden nun mehr Spielraum. Früher entschied das Studierendenwerk, welche Getränke in der TMS angeboten wurden – jetzt haben Studierende die Wahl.
Zum Beispiel wird es endlich regionales Bier in der TMS geben: „Das Standardsortiment bietet nun Fass- und Flaschenbier aus der Dinkelackerbrauerei, unter anderem Wulle, Dinkelacker und Sanwald. Den grünen Gruppen wird es aber weiterhin möglich sein, Bio-Bier anzubieten“, erklärt AStA-Mitglied Roland Hufmann.
Darüber hinaus können ab sofort auch andere Softdrinks, Säfte und Spirituosen direkt über den AStA bezogen werden und müssen nicht mehr von studentischen Gruppen selbst besorgt werden. Somit entfällt künftig auch das Risiko, auf den Getränkeresten sitzenzubleiben.
Aber auch in anderen Bereichen bieten sich der Studierendenschaft nun Entscheidungsmöglichkeiten: Wie wird der Winterdienst organisiert? Welche Bereiche soll der neu abzuschließende Reinigungsvertrag abdecken? Was soll die Hausordnung künftig festlegen? Welche Versicherungen sind für den TMS-Betrieb sinnvoll und notwendig?
Wie wird gefeiert? |
Die TMS-Übergabe und die Wiedereinführung der VS wollen Studierendenvertreter im Sommersemester mit allen Studierenden feiern. Das Fest findet voraussichtlich Ende Mai/Anfang Juni statt, anlässlich des 40. TMS-Jubiläums. Die TMS wurde am 27.05.1976 eröffnet. Der 27.Mai 1525 war der Tag der Hinrichtung (Todestag) von Thomas-Müntzer. Details werden noch bekannt gegeben.
|
Die Studierenden haben in den letzten Wochen viel Zeit und Mühe in die neue Selbstverwaltungsaufgabe investiert. Mit Bedacht und Sorgfalt wurde entschieden, um dem Zweck der Selbstverwaltungen gerecht zu werden – nämlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die optimal an die Vorstellungen und Bedürfnisse der Studierendenschaft angepasst sind.
Hiwis betreuen TMS
Unabhängig von den strategischen Planungen der Studierendenvertretenden soll die TMS künftig auch von Hiwis betreut werden. Diese sollen bei Veranstaltungen die Gebäudeübergabe und -übernahme organisieren und den Lern- und Begegnungsraum bereitstellen.
Im Sommersemester sollen vor der TMS unter den Linden neue Bierbänke aufgestellt werden, um diesen Lernraum zu erweitern.
Die Zuweisung der TMS an die Verfasste Studierendenschaft bedeutet auch, dass die Studierenden nun alleine über die Mietvergabe der TMS entscheiden. Wie in der Vergangenheit wird die TMS von Montag bis Donnerstag ausschließlich für öffentliche Veranstaltungen der Fachschaften und studentischen Gruppen vergeben. Der Dienstag bleibt dabei Kulturtag.
Weil die Anfragen nun nicht mehr über das Studierendenwerk laufen, soll die Vermietung kurzfristiger und unbürokratischer werden. Vor allem für kleine Uni-Gruppen, die mit wenigen Gästen rechnen, soll es leichter werden, Veranstaltungen in der TMS zu organisieren.
Hochzeiten und Jahrgangstreffen in der TMS
Am Wochenende sollen erstmals auch Privatleute die Thomas-Münzer Scheune mieten können.
Das Interesse hierzu ist groß, wie Daniel Riehle berichtet: „Viele Ehemalige haben noch immer eine starke emotionale Bindung zur TMS. Wir hatten immer wieder Anfragen von Paaren, die sich in Hohenheim oder sogar in der TMS kennengelernt haben und deshalb dort heiraten wollten. In der Vergangenheit mussten wir immer absagen – im nächsten Semester wird erstmals eine Hochzeit in der TMS stattfinden. Zudem wird ein Jahrgangstreffen von ehemaligen Studierenden des Jahrgangs 1989 in der TMS veranstaltet.“
Vom Streitobjekt zum studentischen Erfolgsprojekt
Neben den praktischen Gestaltungsmöglichkeiten hat die Übernahme der TMS für die Studierenden einen hohen ideellen Wert.
„Die TMS war immer schon ein Begegnungszentrum von Studierenden für Studierende. Daher ist es nur logisch, dass sie auch durch Studierende verwaltet werden sollte“ so Ibrahim Köran, einer der Wegbereiter der Einigung. „Der Verfassten Studierendenschaft sollten weit mehr Kompetenzen eingeräumt werden. Durch die Selbstverwaltung der TMS haben wir nun die Möglichkeit unter Beweis zu stellen, dass wir dies auch leisten können.“
Mit der Abschaffung der VS in den 1970er Jahren wurde der Studierendenschaft auch die Verwaltung der TMS entzogen und dem Studierendenwerk übergeben. Durch die Wiedereinführung der VS sind nun auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die studentische Selbstverwaltung der TMS gegeben. Die neue Regelung gibt den Studierenden Sicherheit, dass die TMS langfristig erhalten bleibt. Die TMS könnte so vom Streitobjekt zum Leuchtturmprojekt für studentische Selbstverwaltung werden.
Gastbeitrag: Sarah Graf, AStA-Mitglied