Kooperation mit Naturkundemuseum

Neue DFG-Forschungsgruppe zur Paläontologie  [28.03.24]

Sprecher der neuen DFG-Forschungsgruppe ist der Paläontologe Prof. Dr. Rainer Schoch. | Bild: SMNS / Eudald Mujal

Ein zentraler Entwicklungsschritt in der Evolution der Landwirbeltiere war der Übergang vom Wasser aufs Land. Um die Lebensgeschichten der Tiere zu beschreiben und die antreibenden Faktoren zu rekonstruieren, richtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine neue Forschungsgruppe an der Uni Hohenheim und am Naturkundemuseum Stuttgart (SMNS) ein. Sprecher der neuen DFG-Forschungsgruppe „Die Evolution von Lebensgeschichten (Life Histories) bei frühen Landwirbeltieren“ ist Prof. Dr. Rainer Schoch. Er leitet das Hohenheimer Fachgebiet Paläontologie und die gleichnamige Abteilung am SMNS. Die beiden Einrichtungen verbindet eine langjährige, erfolgreiche Kooperation.


Säugetiere – wie der Mensch – gebären ihren Nachwuchs lebend, Vögel oder Reptilien dagegen legen Eier. Manche Tiere betreiben intensive Brutpflege, andere setzen darauf, dass einige der zahlreichen Nachkommen überleben. Und alle Wirbeltiere haben gemeinsame Vorfahren.

„Wir wissen, dass die ersten Tiere vor rund 360 Millionen Jahren vom Wasser an Land gingen“, stellt Schoch fest. „Doch wie diese Tiere ihr Leben gestaltet haben, ist noch weitgehend unbekannt. Legten sie ihre Eier noch ins Wasser oder gleich an Land? Wie alt wurden sie, wann wurden Sie geschlechtsreif und wie sah ihr Stoffwechsel aus? Um solche Fragen zu beantworten, nehmen wir in unserer Forschungsgruppe eine neue Perspektive ein: Wir untersuchen den gesamten Lebenszyklus, vom Schlüpfen aus dem Ei über die Larvalzeit und Metamorphose bis zum erwachsenen Tier.“

Knochenschliffe geben neue Erkenntnisse

Dabei setzen die Forschenden vor allem auf eine Analyse von Feinstrukturen in den fossilen Knochen. „Das verrät viel über die Lebensstrategien der Tiere. Wir untersuchen den Zusammenhang zwischen Körpergröße, Entwicklungsrate, Geschlechtsreife, Nachkommenzahl und Lebensspanne einer Art, die alle durch die natürliche Auslese gesteuert werden“, erklärt Schoch.


Das beleuchtet die evolutionären Strategien, welche die Vielfalt heutiger Lebenszyklen etwa bei Fröschen, Echsen, Vögeln und Säugetieren hervorgebracht haben. In die Evolutionsgeschichte, so Schoch, würde von der Forschungsgruppe ein völlig neuer Aspekt eingebracht. „Darüber hinaus könnten die Erkenntnisse auch zu einem besseren Verständnis aktueller Probleme beitragen – zum Beispiel bei der Frage, mit welchen Strategien verschiedene Arten auf den Klimawandel reagieren.“

Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG


An der DFG-Forschungsgruppe sind neben der Uni Hohenheim und dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart die Universitäten Bonn und Mainz sowie das Museum für Naturkunde Berlin beteiligt. Die Fördersumme der DFG für die Forschungsgruppe beträgt rund vier Millionen Euro.

Insgesamt richtet die DFG zehn Forschungsgruppen, eine Klinische Forschungsgruppe und zwei Kolleg-Forschungsgruppen neu ein. Sie erhalten zusammen rund 56 Millionen Euro für die erste Förderperiode. Das hat die DFG am 25. März 2024 bekannt gegeben. DFG-Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftler:innen, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Sie werden bis zu acht Jahre lang gefördert. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 192 Forschungsgruppen, 13 Klinische Forschungsgruppen und 15 Kolleg-Forschungsgruppen.

Text: Elsner

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