Prorektorin lädt zur Diskussion

Auf dem Weg zur Systemakkreditierung  [06.04.18]

Prof. Dr. Korinna Huber, Prorektorin für Lehre seit 1. April. Bild: Uni Hohenheim | Leonhardmair

Seit 1. April ist Prof. Dr. Korinna Huber neue Prorektorin für Lehre. Das erste Großprojekt ihrer Amtszeit, die geplante Systemakkreditierung, berührt grundsätzliche Fragen: Was bedeutet Qualität in der Lehre für Hohenheim? Wie lassen sich über alle Fakultäten hinweg gemeinsame Vorstellungen von Qualität entwickeln und verwirklichen? Und wie kann sich Lehre stetig wandelnden Herausforderungen anpassen? Prof. Dr. Huber und die Studiendekane der Fakultäten laden alle Lehrenden und Beschäftigten, die sich mit Lehre befassen, am Freitag (13.4.) zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung ein. Im Interview erklärt die Prorektorin vorab, welche Bedeutung das Projekt Systemakkreditierung für die Uni hat.



Frau Huber, was genau bedeutet Systemakkreditierung eigentlich?


Alle Universitäten sind im Zuge des Bologna-Prozesses verpflichtet, ihre Studiengänge regelmäßigen Qualitätsprüfungen zu unterziehen. Das soll für vergleichbare Standards im Bereich Lehre sorgen, auch über Ländergrenzen hinweg.

In den vergangenen Jahren wurde der Akkreditierungsprozess ausschließlich durch externe Agenturen für einzelne Studiengänge („Programmakkreditierung“) durchgeführt, die wiederum durch einen zentralen Akkreditierungsrat benannt und kontrolliert wurden.

Seit einigen Jahren gibt es dazu jedoch eine Alternative: Hochschulen, die nachweislich ein sehr gutes Qualitätsmanagement betreiben, können das Recht erwerben, ihre Studiengänge selbst zu akkreditieren.

Info-Veranstaltung Systemakkreditierung

  • Freitag, 13. April 2018
  • 12:00 - 14:00 Uhr
  • Aula, Schloss Mittelbau
  • Einladung

Alle Lehrenden und Beschäftigten, die mit sich mit dem Thema Lehre befassen sind eingeladen.

Voraussetzung dafür ist eine erfolgreiche Systemakkreditierung. Dabei werden nicht einzelne Studiengänge, sondern das Qualitätsmanagement der Hochschule selbst einer umfassenden und anspruchsvollen Evaluation unterzogen, die alle 8 Jahre erneuert werden muss.

Dieses Qualitätsmanagementsystem bezieht sich auf alle Fakultäten und Institute und darüber hinaus auf alle weiteren mit Lehre und Studium befassten Einheiten der Universität – also z.B. auch auf die Abteilung Studienangelegenheiten.

Das klingt nach einer Herausforderung. Der Hohenheimer Senat hat im November beschlossen, dass die Uni diesen Weg verfolgen will. Was gab den Ausschlag?

Eine ganze Reihe von Gründen spricht für die Systemakkreditierung.

Der Wettbewerb unter Universitäten nimmt zu. Qualität in der Lehre wird dabei zu einem immer wichtigeren Faktor. Mit einer erfolgreich durchlaufenen Systemakkreditierung demonstrieren wir, dass das Thema bei uns großgeschrieben wird. Das Zertifikat wird als eine Art Gütesiegel wahrgenommen.

Vor allem aber erlangen wir als Universität durch die Systemakkreditierung eine Autonomie, die es uns erlaubt, eigene strategische Ziele im Bereich der Lehrentwicklung noch systematischer zu verfolgen – und somit den Studienstandort Hohenheim als Ganzes zielgerichtet weiterzuentwickeln.

Inwiefern?

Bisher steht bei der Programmakkreditierung ja immer nur ein einzelner Studiengang im Mittelpunkt. Künftig wollen wir uns gemeinsam auf Hohenheimer Qualitätsziele verständigen, die für alle bestehenden und künftigen Studiengänge gelten sollen.

Dabei wollen wir insbesondere auch das spezifisches Hohenheimer Profil schärfen. Also das herausarbeiten, was den Studienstandort Hohenheim im Vergleich zu anderen Universitäten besonders und attraktiv macht.

Außerdem wollen wir noch stärker in den Blick nehmen, wie verschiedene Einrichtungen bestmöglich zusammenwirken. Denn neben Lehrstühlen und Instituten tragen schließlich auch Beratungseinrichtungen, das Hochschuldidaktikzentrum oder die Bibliothek zu einem gelungenen Studium bei. Auch fakultätsübergreifende Lehrangebote spielen eine immer wichtigere Rolle.

Hohenheim gehört nicht zu den ersten Unis, die eine Systemakkreditierung anstreben. Warum hat sich der Senat gerade jetzt für den Start des Projekts entschieden?

Das ist richtig. Die Universitäten in Baden-Württemberg sind im bundesweiten Vergleich sogar besonders ehrgeizig und wettbewerbsorientiert. Inzwischen haben fast alle Landesunis den Prozess angestoßen oder erfolgreich durchlaufen.

Da das Akkreditierungswesen zum 1. Januar 2018 durch einen Staatsvertrag neu geregelt wurde, wollten wir in Hohenheim diesen Zeitpunkt noch abwarten.  Unser Ziel ist, dass wir nun zu den ersten Unis gehören, die sich nach neuem Recht zertifizieren lassen.

Die Fakultät W möchte im Anschluss außerdem noch einen Schritt weitergehen und strebt eine internationale Akkreditierung durch die amerikanische Agentur AACSB an. Dies erhöht die Chancen für neue internationale Kooperationen, wie z.B. neue Double Degree-Programme erheblich.

Daher ist es sehr sinnvoll, dass wir unser uniweites Qualitätsmanagement jetzt so aufstellen, dass wir zum einen den nationalen Kriterien einer Systemakkreditierung genügen und zugleich auch die Anforderungen einer internationalen Akkreditierung im Blick haben. So können wir Doppelstrukturen vermeiden.

Ein weiterer Grund dafür, dass wir in diesem Jahr mit den Vorbereitungen auf die Systemakkreditierung beginnen, liegt darin, dass wir für 2018 und 2019 anstehende Reakkreditierungen von programmakkreditierten Studiengängen dadurch aufschieben können. Wir werden diese Studiengänge dann künftig intern in unserem eigenen Qualitätsmanagementsystem akkreditieren und benötigen keine externen Programmakkreditierungsverfahren mehr.

Welche Vorbereitungen gibt es bereits?


Seit dem Senatsbeschluss im November hat sich unter der Leitung des Prorektorats Lehre ein Kernteam gebildet mit Studiendekanen, Vertretern aus den Fakultätsverwaltungen und der Abteilung Studienangelegenheiten, Studierenden und der Leitung der Senatskommission QM. Das Kernteam wird von der Qualitätsmanagerin im Rektoratsbüro koordiniert mit Unterstützung durch den Projektmanager für die Weiterentwicklung der Lehre.

Wir haben uns Gedanken zu den Hohenheimer Qualitätszielen gemacht und auch Möglichkeiten diskutiert, wie die Prozesse der uni-internen Akkreditierungen künftig organisiert sein könnten.

Die Ergebnisse möchten wir mit allen Lehrenden und Beschäftigten, die mit dem Thema Lehre zu tun haben, diskutieren und weiterentwickeln. Dies möchten wir unter anderem bei der Info-Veranstaltung am kommenden Freitag tun.

Was kommt auf die Uni-Einrichtungen konkret zu?

Wie die nächsten Schritte auf dem Weg der Vorbereitung auf die Systemakkreditierung aussehen, möchten wir ebenfalls auf der Info-Veranstaltung genauer darstellen.

Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen dem Prozess der Vorbereitung auf die Systemakkreditierung und zwischen dem Dauerbetrieb unseres künftigen QM-Systems.

Die Vorbereitung auf die Systemakkreditierung haben wir als Projekt organisiert. Dieses wird von den Projektkoordinatoren gesteuert. Die formulierten Arbeitspakete werden wir nun der Reihe nach abarbeiten. Unsere Überlegungen werden wir immer wieder punktuell rückkoppeln und den Dialog mit Uni-Einrichtungen suchen. Die Vorbereitung selbst ruht jedoch nicht auf den Schultern der Lehrenden.

Wir starten dabei nicht bei null. Das Projekt „STEP up!“, das vom Land gefördert wird, hat bereits im vergangenen Jahr wichtige Vorarbeit geleistet und einzelne Modellstudiengänge bei der Curriculumentwicklung unterstützt. Zudem konnten wir im Rahmen dieses Projektes unsere Datenbasis als Informationsgrundlage für die Weiterentwicklung für Studiengänge verfeinern. Diese Vorarbeiten kommen uns jetzt zugute.

Wir werden berichten! Vielen Dank für das Gespräch.


Interview: Leonhardmair

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