Neue Profs: Sandra Schmöckel

Sie geht der Stresstoleranz von Pflanzen auf den Grund  [17.01.19]

Jun.-Prof. Dr. Sandra Schmöckel, die neue Leiterin des Fachgebiets Physiologie der Ertragsstabilität | Foto: Universität Hohenheim / Dorothea Elsner

Salz im Boden macht Pflanzen sehr zu schaffen – doch in sehr unterschiedlichem Maße. Was hinter diesem Phänomen steckt, hat Jun.-Prof. Dr. Sandra Schmöckel jahrelang in Australien und Saudi-Arabien erforscht. Seit einigen Monaten leitet sie das Fachgebiet „Physiologie der Ertragsstabilität“ in Hohenheim – und passt ihre Forschungsthemen den schwäbischen Gegebenheiten an.


Update (1.7.2024): Prof. Dr. Sandra Schmöckel hat zum 1. Juli 2024 – nach erfolgreicher Bewährungsphase (Tenure-Track) – in einem speziellen Berufungsverfahren eine dauerhafte, reguläre Professur erhalten.

Denn hier ist es Trockenstress, der immer mehr Probleme bereitet. Darüber hinaus hat Sandra Schmöckel aber auch noch ein ganz besonderes Steckenpferd: die Quinoa.


Frau Schmöckel, Ihr Fachgebiet heißt „Physiologie der Ertragsstabilität“. Ist es neu?

Ja, es ist ganz neu entstanden. Aus einem Projektantrag heraus, für welchen sich vor allem Prof. Ludewig eingesetzt hat. Es handelt sich um eine Juniorprofessur mit Tenure Track.

Wo waren Sie denn bisher tätig?


Meinen Bachelor und Master habe ich in Potsdam gemacht, dazwischen war ich drei Monate in einem Pflanzenphysiologie-Labor in Australien. Das war damals eine tolle Chance, die ich vor allem meinem Professor in Potsdam verdanke, der sich sehr dafür eingesetzt hat.

Die Uni in Adelaide hat mich dann nach dem Master wieder kontaktiert und eine Doktorarbeit angeboten, was ich dann auch angenommen habe. Später traf ich einen Projektbeteiligten aus dem Projekt in Australien auf einer Konferenz wieder – und darüber kam der Kontakt nach Saudi-Arabien zustande, wo ich anschließend 4 ½ Jahre war.

Sehr ungewöhnlich – wie hat es Ihnen denn dort gefallen?

Sehr gut! Von der wissenschaftlichen Seite her hat man dort viele Optionen, die Uni ist exzellent ausgestattet. Dort ist die Uni gewissermaßen ein abgeschlossener Kosmos für sich, aber auch außerhalb des Uni-Geländes habe ich keine sonderlichen Einschränkungen erlebt.

Freies Assoziieren



Als Frau wurde ich übrigens sehr respektvoll und zuvorkommend behandelt. Ich habe außerhalb der Uni eine Abaya getragen, aber keine Kopfbedeckung. Und wir haben viel unternommen, waren Campen, Schnorcheln, sind auf Vulkane gestiegen – eine rundum gute Zeit.

Was hat Sie an der Stelle in Hohenheim gereizt?


Die Stelle hier verknüpft molekulare Methoden mit dem Pflanzenbau, und bietet auch Perspektiven für die Pflanzenzüchtung – und das ist sehr interessant. Außerdem hat Hohenheim weltweit einen guten Ruf als eine der besten agrarwissenschaftlichen Unis.

Was können denn die Studierenden bei Ihnen lernen?

Vor allem möchte ich Begeisterung für das wissenschaftliche Arbeiten vermitteln, wie man neue Erkenntnisse anwendet, Kreativität entwickelt und Hypothesen beantwortet. Aber daneben natürlich auch fachliche Inhalte. Bei meiner Forschung geht es um abiotischen Stress. In Saudi-Arabien und Australien war dies nahliegender Weise Salzstress, nun wird es wahrscheinlich auch um Trockenstress gehen…

…womit wir auch schon bei Ihren aktuellen Forschungsthemen wären.

Ich untersuche auf molekularbiologischer und physiologischer Ebene, wie Pflanzen auf Salzstress reagieren und was mit dem Salz in der Pflanze geschieht. Die Transportmechanismen werden dabei charakterisiert. Als Modellpflanzen setzte ich Arabidopsis und Gerste ein. Aber, wie gesagt, künftig wird es mehr um Trockenstress und Dürreresistenz gehen, was ja in Zeiten des Klimawandels sehr wichtig geworden ist.

Weiterhin arbeite ich mit Quinoa, eine faszinierende Pflanze. Mit Herrn Schmid und Frau Graeff-Hönninger gibt es noch zwei weitere Gruppen in Hohenheim, die sich mit Quinoa beschäftigen. Hierbei geht es um genetische Ressourcen und den Anbau. Das ergänzt sich denke ich ganz gut. Quinoa ist ziemlich tolerant gegen Trockenstress, und das erforschen wir. In Deutschland wird Quinoa bisher noch kaum angebaut, könnte sich aber als zusätzliches Standbein im Anbau eignen. Davon müssen wir allerdings die Züchter noch überzeugen.

Quinoa gibt es in sehr unterschiedlichen Farben, rot, hell, viele Variationen – und da stellt sich natürlich die Frage, ob einige Sorten mehr Anthocyane besitzen und damit mehr Antioxidantien. Das wäre dann für die Gesundheit relevant, da könnte ich mir durchaus auch eine Kooperation mit den Ernährungswissenschaften vorstellen.

Können sich Studierende denn auch an Ihrer Forschung beteiligen?

Master-Interessenten haben sich jetzt bereits gemeldet, sie werden demnächst loslegen. Hiwis für den Quinoa-Anbau brauchen wir auch immer. Wir haben 660 verschiedene Quinoa-Sorten im Gewächshaus, die versorgt werden wollen. Und Humboldt reloaded sehe ich sehr positiv. Ich hatte auch schon ein Projekt angeboten, das war aber wohl schon zu spät für diese Saison. Da möchte ich auf jeden Fall aber wieder mitmachen.

Fachgebiet Physiologie der Ertragsstabilität

Jun.-Prof. Dr. Sandra Schmöckel leitet seit 15.8.2018 das neue Fachgebiet im Institut für Kulturpflanzenwissenschaften. Es handelt sich um eine Juniorprofessur mit Tenure-Track, gefördert durch das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Diese Professuren sind auf 6 Jahre befristet. Bei Bewährung wird die Stelle in eine reguläre Professur umgewandelt.


Was kennzeichnet für Sie gute Lehre?

Lehre war gut, wenn Studierende am Ende Begeisterung, Wissen und Neugier mitnehmen. Der Realitätsbezug ist immer wichtig, damit die Lehre nicht zu trocken ist, und auch die wissenschaftliche Limitation muss man aufzeigen.

Wo arbeiten denn Ihre Absolventinnen und Absolventen später?

Auf jeden Fall kann man in der Forschung bleiben, auch in der angewandten Forschung, etwa in einem Max Planck- oder Fraunhofer-Institut. Die Wissenschaftskommunikation wäre eine weitere Berufs-Option, oder auch die Industrie.

Haben Sie einen guten Rat, den Sie den Studierenden mit auf den Weg geben möchten?

Das, was man macht, sollte man gerne tun. Das bezieht sich nicht nur auf das Fachliche, auch die zwischenmenschliche Seite ist wichtig – ich habe selbst darin sehr positive Erfahrungen gemacht. Auf eine gute Arbeitsatmosphäre sollte man also unbedingt achten.

Haben Sie sich denn hier in Hohenheim schon gut eingelebt?

Nun ja, an die Kälte muss ich mich erst noch wieder gewöhnen… Aber auf dem Campus gefällt es mir sehr gut, alles ist sehr kollegial hier, und es gibt kurze Dienstwege. Die Zusammenarbeit mit den Institutskollegen ist prima, alle sind sehr hilfsbereit. Und auch zwischen den Instituten gibt es einen regen Austausch, den ich sehr schätze.

Sie sagten, dass Sie in Saudi-Arabien in Ihrer Freizeit viel unterwegs waren – wie sieht es denn jetzt damit aus?


Tja, neue Hobbys werde ich mir sicherlich suchen müssen, schnorcheln etwa kann man hier ja eher weniger. Mal sehen, vielleicht wandern oder segeln auf dem Bodensee…

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schmöckel!

Interview: Elsner

Mehr zum Thema im Online-Kurier

Artikel zum Thema: Neue Profs | Neue Professoren | Fakultät A | Fak A | Fak_A