Weltweite Protest-Aktion am 22. April
Hohenheim unterstützt Science March [13.04.17]
Senat, Rektor, Promovierendenkonvent und Studierendenparlament der Uni Hohenheim unterstützen die weltweite Demonstration „March for Science“ am Samstag, den 22. April. Angesichts „postfaktischer“ Tendenzen will die Aktion ein Zeichen setzen für kritisches Denken und den Wert von Wissenschaft für Gesellschaft und Demokratie. Dabei geht es auch um Solidarität mit Ländern, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Zensur oder Verfolgung leiden. Kundgebung in Stuttgart: 10:30 Uhr, Schlossplatz | Marsch in Tübingen: 13:00 Uhr, Neckarinsel.
Regionale Aktionen am Samstag 22. April:
- Kundgebung in Stuttgart, 10:30 Uhr, Schlossplatz: Auf Anfrage der Organisatoren hat u.a. auch Unirektor Stephan Dabbert einen Redebeitrag zugesagt. Ein eigener Demonstrationszug in Stuttgart findet nicht statt. Stattdessen rufen die Organisatoren dazu auf, im Anschluss zum Science March in Tübingen zu fahren. Mehr Infos: Flyer | Facebook
- Großer Demonstrationszug durch Tübingen, Start: 13:00 Uhr, Neckarinsel: Mehr Infos | Facebook
Hintergrund: Mission Statement des Science March Germany
Hohenheim stellt sich hinter Protest-Aktion
Seit gestern ist auch die Uni Hohenheim auf der offiziellen Unterstützer-Liste des March for Science Germany zu finden. Dafür hat sich der Senat nach einer lebhaften Debatte am gestrigen Mittwoch einmütig ausgesprochen.
Zuvor hatten sich auf dieser Liste von Hohenheimer Seite u.a. Uni-Rektor Stephan Dabbert und Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Deutschen Wissenschaftsrats, eingetragen. (=> selbst als Unterstützer/in eintragen…)
Darüber hinaus rufen auch das Hohenheimer Studierendenparlament und der Promovierendenkonvent zur Teilnahme an den Aktionen auf.
Statement Studierendenparlament:
"Noch nie war es so einfach an Informationen zu gelangen wie im jetzigen Zeitalter von Google, Facebook und Co. In der immer noch rasant ansteigenden Informationsflut gilt es jedoch zwischen ‚alternativen‘ und ‚geprüften Fakten‘ zu unterschieden. Deshalb unterstützen wir, das Studierendenparlament, den Science March!“
Statement Promovierendenkonvent:
„Wir, der Vorstand des Promovierendenkonvents finden, dass der March for Science ein wichtiges Zeichen setzt. Wir erleben gerade eine Zeit, in der die Wissenschaft unter Beschuss steht. In der Türkei werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verhaftet, entlassen oder anderweitig an der Ausübung ihrer Forschungstätigkeit gehindert. Der amerikanische Präsident diskreditiert anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse, indem er sie kurzerhand durch alternative Fakten ersetzt und in Ungarn wurde gerade ein Hochschulgesetz erlassen, welches das Ende der privaten Central European University bedeutet.
Wenn wir am 22. April auf die Straße gehen, wollen wir damit in Erinnerung rufen, dass der Erkenntnis verpflichtete Forschung für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist. Die meisten von uns haben sich für eine Promotion entschieden, da sie mit ihrer Forschung dazu beitragen möchten, die Umwelt, den Menschen oder das soziale Miteinander besser zu verstehen und Lösungen für bestehende Probleme zu entwickeln. Damit dies auch in Zukunft möglich ist, müssen wir dafür einstehen, dass die Freiheit von Forschung und Lehre auf der ganzen Welt bewahrt wird.“
Statement Uni-Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert:
„In der aktuellen Debatte über das ‚postfaktische Zeitalter‘ ist mir ein Punkt wichtig: Auch die Wissenschaft hat keinen Zugriff auf die endgültige Wahrheit. Ein wesentliches Element unserer Arbeit ist die stetige und methodische Selbstkritik. Durch einen systematischen Prozess von empirischen Untersuchungen und kritischer Diskussion kommen wir jedoch zu Aussagen über die Realität, die eine völlig andere Qualität und Belastbarkeit haben als Alltagsaussagen.
Wenn so gewonnene wissenschaftliche Ergebnisse ohne Gegenargumente vom Tisch gewischt, Experten unfair attackiert und ‚alternative Fakten‘ ohne Belege einfach so verkündet oder gar zum Maßstab für Politik werden, dann ist das bedenklich. Denn Demokratie lebt davon, dass in rationalen, offenen Diskursen um bestmögliche Lösungen gerungen wird.
Der March for Science ist keine Anti-Trump-Veranstaltung. Es geht darum ein Zeichen zu setzen, um den Wert der Wissenschaft für unsere Gesellschaft deutlich zu machen. Das halte ich in diesen Tagen für besonders wichtig und unterstützenswert! Deshalb würde ich mich freuen, wenn möglichst viele Uniangehörige an den Aktionen am 22. April teilnehmen!“
Deutscher Wissenschaftsrat unterstützt March for Science
Zu den prominenten Unterstützerinnen des Science March die gehört auch Vorsitzende des Deutschen Wissenschaftsrats Prof. Dr. Martina Brockmeier, die das Hohenheimer Fachgebiet Internationaler Agrarhandel und Welternährungswirtschaft leitet.
Gegenüber dem Online-Kurier erklärt Brockmeier:
„Grundsätzlich halte ich es für wichtig, sich mit den Hintergründen des March of Science auseinanderzusetzen und dann abzuwägen, ob und aus welchen Gründen eine eigene Teilnahme in Frage kommt.
Der Wissenschaftsrat hat im Rahmen einer Pressemitteilung mit der Allianz der Wissenschaftsorganisationen erläutert, warum er den March for Science unterstützt. Im Wesentlichen geht es um die Wissenschaftsfreiheit:
‚Deutschland besitzt ein weltoffenes, pluralistisches und auch deswegen besonders leistungsfähiges Wissenschaftssystem. Die Freiheit von Forschung und Lehre hat Verfassungsrang und wird getragen von breitem gesellschaftlichem und politischem Vertrauen. Dieses drückt sich auch in erheblichen öffentlichen Investitionen und in Rahmenbedingungen aus, um die wir in vielen anderen Staaten beneidet werden. Diese besondere Stellung ist zugleich Verpflichtung, Position zu beziehen gegen jedwede Bedrohung der Wissenschaften und ihrer Freiheit.‘
Aus diesen Gründen unterstütze ich den March of Science und werde gemeinsam mit meinem Mann in Frankfurt am Main am 22.4. daran teilnehmen.“
Hintergrund March for Science
Der „March for Science“ geht zurück auf eine Initiative US-amerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit einem Marsch in Washington wollen sie am 22. April ein Zeichen gegen jüngste politische Weichenstellungen und wissenschaftsfeindliche Rhetorik von Präsident Donald Trump setzen.
Über den US-Kontext hinaus hat die Aktion inzwischen weltweit Unterstützung und Ableger gefunden. Gemeinsames Ziel: Ein Zeichen gegen die Relativierung oder Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnissen zu setzen – und den Wert von Wissenschaft für eine funktionierende Demokratie deutlich machen. Weltweit sind Aktionen in über 100 Städten angekündigt.
Die Initiatoren rufen ausdrücklich nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern alle Menschen zur Teilnahme auf, die sachlichen, fakten-basierten Dialog als Grundlage von Demokratie ansehen.
Text: Leonhardmair