Neuer Vorsitz: Prof. Dr. Martina Brockmeier
Interview mit Prof. Dr. Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats ab 1. Februar [21.01.17]
Foto: Uni Hohenheim/Alex Schwander
Der Wissenschaftsrat gilt als hochrangigstes Beratungsgremium zu Themen der Wissenschaft in Deutschland. In der Sitzung von vergangenem Freitag wurde die Hohenheimer Agrarökonomin Prof. Dr. Martina Brockmeier zur neuen Vorsitzenden gewählt. Die 1-jährige Amtszeit beginnt am 1. Februar.
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Frau Brockmeier, warum haben Sie sich als Vorsitzende des Wissenschaftsrats zur Wahl gestellt?
Wissenschaft ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Fortschritt in der Wissenschaft trägt maßgeblich zur Weiterentwicklung der Gesellschaft bei. Um diesen Fortschritt in der Wissenschaft zu erzielen, können Wissenschaftlerin und Wissenschaftlerinnen Beiträge zur Entwicklung ihre Disziplin erbringen. Sie können aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass das Wissenschaftssystem so gut wie möglich aufgestellt ist und dadurch optimale Leistungen erbringt.
Beides hat mich immer fasziniert und stellt auch die Grundlage für meine Arbeit im Wissenschaftsrat dar, die mich von Beginn an begeistert hat. Ich halte es für ein Privileg, in diesem interdisziplinären Kreis von interessanten Persönlichkeiten inhaltlichen und strukturellen Fragestellungen des Wissenschaftssystems zu diskutieren und seine Weiterentwicklung mit Empfehlungen zu begleiten. Als ich von Kolleginnen und Kollegen aus dem Wissenschaftsrat für den Vorsitz vorgeschlagen wurde, habe ich daher sehr gern zugestimmt.
Welche Ziele haben Sie als künftige Vorsitzende? Welche inhaltlichen Themen möchten Sie voranbringen?
Ein Thema wird die Weiterentwicklung des Begutachtungswesens im Wissenschaftssystem sein. Begutachtung ist sehr wichtig für die Entwicklung des deutschen Wissenschaftssystems. Hier geht es darum, die Qualität und Effizienz des Begutachtungswesens noch besser zu gestalten, die Belastungen auf mehrere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen durch eine Erweiterung des Gutachterpools zu verteilen und Redundanzen soweit wie möglich zu vermeiden.
Meine Agenda wird sich nicht losgelöst vom Gremium des Wissenschaftsrats selbst entwickeln. Dennoch kann ich den einen oder anderen Schwerpunkt selbst setzen. Aber das wird sich erst in den nächsten Monaten herauskristallisieren.
Wie möchten Sie den Wissenschaftsrat führen? Wie das Gremium in der Politik positionieren?
Als Vorsitzende von Gremien oder auch als Dekanin der Fakultät Agrarwissenschaften war es für mich immer wichtig, eine integrative Atmosphäre zu schaffen, die konstruktive Lösungen von Problemen ermöglicht. Auch ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, als Vorsitzende von Gremien optimal auf die Sitzungsleitung vorbereitet zu sein.
Meine hierfür investierte Arbeitszeit kann eine Sitzung deutlich verkürzen und damit viel Zeit der Sitzungsteilnehmer und -teilnehmerinnen sparen. Im Wissenschaftsrat habe ich das ebenfalls so gehandhabt und werde es sicherlich auch in Zukunft so umsetzen.
Als Vorsitzende des Wissenschaftsrats sehe ich mich als Repräsentantin des Gremiums und „Sprachrohr“ für dessen Interessen und Positionen. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit allen Vertreterinnen und Vertretern des Gremiums.
Was war ihr bisheriger Schwerpunkt bei der Arbeit im Wissenschaftsrat?
Als stellvertretende Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats habe ich im letzten Jahr den Forschungsausschuss im Vorsitz geleitet. Hier ist das Positionspapier zum Wissens- und Technologietransfer als Gegenstand institutioneller Strategien entstanden.
Darüber hinaus war ich in einigen Ausschüssen, wie beispielsweise im Rahmen der Exzellenzinitiative und im Ausschuss Tertiäre Bildung, beteiligt. Im Ausschuss Tertiäre Bildung entsteht gerade ein Positionspapier mit dem Titel "Strategien für die Lehre". Wichtig ist auch die Arbeit in zahlreichen Arbeitsgruppen, wie zum Beispiel zu Erarbeitung der Empfehlungen für Karriereziele und –wege an Fachhochschulen oder der Weiterentwicklung der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung.
Und dann sind da natürlich auch noch verschiedenste interessante Evaluationsverfahren, wie beispielsweise gerade vor kurzem des Hanse-Wissenschaftskollegs (HWK) in Delmenhorst. Insgesamt sind es sehr vielfältige und breite Aktivitäten in allen Arbeits- und Themenbereichen des Wissenschaftsrats, die mir einen sehr guten Einblick in die Arbeitsweise und Verfahren des Wissenschaftsrats ermöglich haben.
In wieweit profitiert die Uni Hohenheim von Ihrem Amt?
Ich denke, dass die Universität Hohenheim durch diese Entwicklung im Wissenschaftssystem und der Öffentlichkeit präsenter sein wird. Das könnte für die Reputation der Universität nützlich sein.
Natürlich stehe ich auch sehr gern für Diskussionen oder Vorträge zur Verfügung, wenn die Universität Hohenheim Interesse an einzelnen Positionspapieren oder Empfehlungen des Wissenschaftsrats hat. Rektor Dabbert hat mich beispielsweise eingeladen, am zum Festakt des Dies Academicus einen Vortrag zu einem aktuellen Thema aus dem Wissenschaftsrat zu halten und ich habe sehr gern zugesagt.
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