#HohenheimVsCorona: Alumni-Berichte Ehemalige Hohenheimerinnen und Hohenheimer berichten von ihren Erfahrungen in der Corona-Zeit  [14.05.20]

Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen lassen sich in allen Lebenslagen spüren: Die Universität Hohenheim hat ihren Präsenzbetrieb geschlossen, die Lehre im Sommersemester 2020 findet hauptsächlich online statt, die Beschäftigen der Universität arbeiten weiterhin im Home-Office. Auch unsere Alumnae und Alumni haben mit den Folgen zu kämpfen und berichten aus ihrem Alltag.   Dieses Mal: Maria Pesthy, M.A. Politikwissenschaft, Universität Mannheim

 

„Die Universität Mannheim wurde mitten im laufenden Frühjahrs-Sommer-Semester 2020 von der Corona-Krise getroffen. Der Lehrbetrieb hatte bereits in der zweiten Februarwoche begonnen, da die Universität ihre Semesterlaufzeiten an das internationale System angepasst hat. Von einem Tag auf den anderen durften Präsenz-Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden. Wissenschaftliche Mitarbeiter, deren Anwesenheit auf dem Campus nicht unbedingt notwendig war, wurden dazu angehalten, ihre Arbeit ins Home-Office zu verlegen. Zu dieser Gruppe gehöre auch ich, als Projektmitarbeiterin am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialwissenschaft (MZES). Aus persönlichen Gründen habe ich meinen Erstwohnsitz in Stuttgart und habe auch in der Vergangenheit des Öfteren mobil gearbeitet. Über die grundsätzliche technische Ausstattung verfügte ich demnach bereits, als die Aufforderung kam, die Universitätsgebäude nach Möglichkeit nicht mehr zu betreten.

Aber ich vermisse den spontanen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die kurze Rückmeldung zwischen Tür und Angel, die Inspiration eines Umfelds, dass zu einer Vielzahl spannender Themen forscht. Digitale Verabredungen können diesen ungeplanten Kontakt nicht ersetzen, der entsteht, wenn man sich zufällig in der Teeküche begegnet oder zum gleichen Vortrag geht. Trotz aller Technik, die uns glücklicherweise effizientes Arbeiten von zu Hause aus ermöglicht, sind wir alle zu Einzelkämpfern mutiert.

Von meinen lehrenden Kolleginnen und Kollegen bekomme ich sehr unterschiedliche Rückmeldung, wenn es um das Thema digitale Lehre geht. Je nachdem, welche Art von Lehrveranstaltung sie in Präsenzform zu geben hatten, ist die 1:1 Übertragung in ein medial vermitteltes Format einfach bis unmöglich. Methoden-Übungen lassen sich relativ problemlos in virtuellen Klassenräumen durchführen, bei Seminaren, die von mehr oder weniger moderierten kritischen Diskussionen getragen werden, ist das schwieriger.

Aus psychologischer Sicht bleibt es spannend, zu sehen, ob wir uns daran gewöhnen, und wenn ja, wie leicht oder schwer uns die Umstellung fallen wird, wenn die Zeit der völligen Einschränkung vorüber ist. Denn einerseits wünsche ich mir und allen Betroffenen, dass wir die Separierung möglichst gut überstehen. Das impliziert aber andererseits, dass wir uns zu einem gewissen Grad an diesen Zustand gewöhnen müssen. Als ehemalige Kommunikationswissenschaftlerin mache ich aber auch die Beobachtung, dass Kommunikation bewusster wahrgenommen wird, gerade weil wir sie anders planen müssen. Vielleicht kann diese Krise auch ein neues Gespür dafür schaffen, wie wichtig unsere Kommunikationspartner für unsere Arbeits- und Lebensqualität tatsächlich sind.“

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