Studiengebühren & Corona

Notfallfonds & Spende für Internationals  [20.04.20]

Die Uni Hohenheim unterstützt internationale Studierende, die durch die Corona-Situation in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, mit einem Notfallfonds. Dafür widmet sie rund 15.000 € an Internationalisierungsmitteln um. Aufgestockt wird der Fonds durch eine großzügige private Spende: Eine pensionierte Ärztin aus Stuttgart stellt insgesamt 4.500 € bereit, um die Studiengebühren für drei engagierte Hohenheimer Internationals zu übernehmen.


Für traditionelle chinesische Medizin interessierte sie sich bereits seit jungen Jahren. Um den Kulturaustausch zu pflegen, arbeitete die pensionierte Ärztin bei Hilfstätigkeiten im Labor deshalb besonders gerne mit chinesischen Studierenden zusammen. Für engagierte junge Menschen übernahm sie über die Jahre hinweg auch immer wieder die Rolle einer Mentorin.

„Wenn einer meiner Schützlinge Probleme hatten, sein Medizin-Studium zu finanzieren, habe ich mitunter auch finanziell unter die Arme gegriffen. Ich wollte nie, dass die jungen Leute mir das Geld zurückbezahlen. Stattdessen bat ich immer nur um eines: Tut später einmal das Gleiche für die nächste Generation, wenn ihr dazu in der Lage seid! Ich selbst bin meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mir in den schwierigen Nachkriegsjahren ermöglicht haben, mich voll und ganz auf mein Studium zu konzentrieren“, erzählt die Pensionärin, die keinen Wert darauflegt, dass ihr Name veröffentlicht wird.

Notfallfonds

Bewerbungsfrist: 26.4.

Spenden-Konto

  • Hohenheimer Universitätsstiftung
  • IBAN: DE70 6009 0700 0328 7000 02
  • Verwendungszweck: Notfallfond für Studierende + Anschrift des Spenders

Als sie in einem Zeitungsartikel von einem chinesischen Studenten der Uni Hohenheim erfuhr, der eine Online-Petition gestartet hatte, um eine Aussetzung der Studiengebühren für internationale Studierende zu erwirken (1.500 € pro Semester), habe sie sofort den Impuls verspürt, Hilfe anzubieten.

Notfallfonds für Internationals

„Ich habe die Uni gebeten, den Kontakt zu dem jungen Mann herzustellen, damit ich seine Studiengebühren ein Semester lang übernehmen kann. Das gleiche will ich gerne zwei weiteren Studierende der Uni Hohenheim anbieten. Die Nationalität spielt für mich dabei keine Rolle. Es sollte sich einfach um fleißige Studierende handeln und ich würde mich freuen, wenn auch mindestens eine junge Dame von dem Angebot profitiert“, erklärt die Spenderin.

Zur Weitergabe der Spenden hat das Akademische Auslandsamt die Einrichtung eines Notfallfonds initiiert: „Wir bedanken uns seitens der Universität sehr herzlich im Namen der internationalen Studierenden und hoffen, dass der Fonds noch durch weitere Spenden aufgestockt werden kann“, so Prof. Dr. Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung.

Zusätzlich zu den Spendengeldern stehen für den Notfallfonds außerdem auch 15.000 € an Internationalisierungsmitteln zur Verfügung, die an der Uni Hohenheim im Corona-Semester nicht wie ursprünglich geplant eingesetzt werden können. Das Land gab den Universitäten letzte Woche grünes Licht für die Umwidmung dieser Gelder.

Bis 26. April können studiengebührenpflichtige Internationals, die durch Corona in eine finanzielle Notlage geraten sind, einen Antrag auf Unterstützung stellen. Einmalige Zuschüsse in Höhe von 300 € bis max. 1.500 € sollen bevorzugt an Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern mit guten Studienleistungen vergeben werden. Das Akademische Auslandsamt kümmert sich um Ausschreibung, Sichtung der Anträge, Auswahl der Studierenden und die Auszahlung der Gelder.

Mehr Hiwi-Jobs für Internationals

Bislang wenig Bewegung signalisierte das Land hingegen in Gesprächen mit den Universitäten, wenn es um das Anliegen geht, die Studiengebühren ein Semester komplett auszusetzen.

„Wir rechnen in diesem Punkt inzwischen nicht mehr mit einem kurzfristigen Umdenken des Landes, sondern suchen nach weiteren Alternativen, um hilfsbedürftige Studierenden zu unterstützen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung. „Beispielsweise braucht die Uni Hohenheim in diesem Semester eine Vielzahl zusätzlicher Hilfskräfte, damit wir bei den Prüfungen die Vorgaben unseres Hygienekonzepts umsetzen können. Bei der Vergabe solcher Jobs wollen wir die internationalen Studierenden in besonderem Maß berücksichtigen.“

Gleichzeitig bittet Pyka die Uni-Einrichtungen, auch für anderen Hiwi-Tätigkeiten verstärkt Internationals einzustellen: „Bitte denken Sie auch über alternative Einsatzmöglichkeiten nach, wenn bestimmte Hiwi-Tätigkeiten im Corona-Semester nicht wie ursprünglich geplant stattfinden können. Es wäre z.B. sehr wünschenswert, wenn die Qualitätssicherungsmittel auch in den kommenden Monaten für sinnvolle Aktivitäten abgerufen werden“, so der Prorektor.

Bund und Länder disktuieren über finanzielle Hilfen für Studierende

Nicht nur internationale, sondern auch deutsche Studierende können durch den Verlust ihres Jobs in eine Notsituation geraten. Bund und Ländern diskutieren deshalb aktuell über ein generelles Nothilfeprogramm für Studierende. Offen ist bislang jedoch die Frage, ob es sich dabei um zinslose Darlehen, Zuschüsse oder eine Kombination aus beidem handeln soll.

Text: Leonhardmair

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