Mobilfunkanlagen auf dem Uni-Campus

Jein zu neuen Funkmasten  [06.03.19]

Auf dem Dach des Biogebäudes wurde 2018 ein zweiter Mobilfunkmast installiert. Bild: Uni Hohenheim | Leonhardmair

Die Politik verspricht mehr Tempo beim Ausbau des Mobilfunknetzes, doch lange Genehmigungsverfahren, Umwelt- und Denkmalschutzauflagen sowie Widerstand in den Kommunen aus Sorge vor Strahlenbelastung machen das Projekt im Einzelfall oft kompliziert. Nicht ganz einfach gestaltet sich die Situation auch auf den Flächen der Uni Hohenheim. Prinzipiell zeigt sich die Uni offen für neue Funkmasten – allerdings nicht an allen Standorten. Eine aktuelle Anfrage für die Versuchsflächen zum ökologischen Landbau in Kleinhohenheim lehnte die Uni ab. Begründung: Durch die bauliche Infrastruktur der Sendestation würden wichtige wissenschaftliche Langzeitversuche gestört.

 


Funklöcher sind nicht nur ein Ärgernis im Alltag, sondern entwickeln sich in der digitalen Gesellschaft immer mehr zum handfesten Standortnachteil. In Hohenheim ist man sich dessen wohl bewusst. Immerhin hat die Uni in ihrem Strategiepapier für die kommenden Jahre das Thema „Digitale Transformation“ als ein universitätsübergreifendes Querschnittsthema in Forschung und Lehre verankert.

Tatsächlich rückt die Uni Hohenheim als Landeseinrichtung, die über ausgedehnte Flächen verfügt, bei der Suche nach neuen Standorten für Mobilfunkmasten verstärkt in den Fokus.

Keine grundsätzliche Ablehnung

2018 gab die Uni in diesem Zusammenhang grünes Licht für einen zweiten Funkmast auf dem Dach des Biogebäudes, wo bereits vor einigen Jahren eine erste Anlage installiert wurde. Keine Zustimmung erteilte die Uni hingegen einer aktuellen Anfrage für das ca. 3 km nördlich des Campus gelegene Versuchsgelände „Kleinhohenheim“.

Grundsätzlich befürworte die Uni Hohenheim jedoch den digitalen Ausbau in Baden-Württemberg, betont die Pressestelle auf Nachfrage zum Thema.

„Auch in Zukunft wollen wir uns nicht dem Ansinnen verschließen, geeignete Standorte für den Ausbau des Mobilfunk-Netzes zu nutzen“, so Uni-Sprecher Florian Klebs. „Allerdings darf die bauliche Infrastruktur nicht den laufenden Forschungsbetrieb behindern. Das wäre zum Beispiel auf den Versuchsfeldern der Fall gewesen. Denn hier werden zum Teil Langzeitversuche durchgeführt, bei denen die Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet sein muss.“

Uni sieht Versuchsbedingungen gefährdet

Um wissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen, sei die Versuchsstation Agrarwissenschaften auf einheitliche Versuchsbedingungen angewiesen. Das heißt, Böden müssen in allen Parzellen gleich sein und dürfen sich auch über die Jahre nicht verändern, da selbst kleine Änderungen von den einzelnen Versuchsfaktoren von hoher Relevanz sind.

Der Bau einer Funkanlage samt Fundament und Kabeln verursache hingegen Bodenverdichtungen und beeinflusse somit das Bodenprofil negativ. Aus Sicht der Versuchsstation würde die fertige Anlage die Feldbearbeitung massiv erschweren. Auch weitere Faktoren wie Schattenwurf oder Befahrungen für Betrieb und Wartung würden Feldversuche in der unmittelbaren Umgebung des Funkmasts stören.

„Strategisch sind die Versuchsflächen für die Uni Hohenheim ähnlich wichtig, wie das Querschnittsthema Digitalisierung“, erklärt Uni-Sprecher Klebs. „Sie sind ein wichtiger Grund für die bundesweite Spitzenstellung der Uni Hohenheim in der Agrarforschung. Sie bilden auch die Basis für gesellschaftliche relevante Forschung zu Biodiversität, Klimawandel und weltweiter Ernährungssicherung. Angesichts der wachsenden Bedeutung des Ökolandbaus hat die Landesregierung im Jahr 2017 auch das Zentrum für ökologischen Landbau in Hohenheim angesiedelt.“

Text: Leonhardmair

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