Was blüht uns im … November

Die Strand-Kiefer  [11.11.22]

Bild: A. M. Steiner

Obwohl sie von den Küsten des westlichen Mittelmeergebiets stammt und eine der wichtigsten Forstbaumarten Spaniens und Südwest Frankreichs ist, hält sich die Strand-Kiefer seit einigen Jahren auch im Klima und auf den lehmigen Böden in Hohenheim. Die Hohenheimer Gärten präsentieren Pinus pinaster Aiton in der Reihe „Was blüht“ im Monat November.


Die Strand-Kiefer stammt aus Südwest-Europa und Nord-Afrika und wächst dort meist entlang der Küste auf sandigen Standorten. In den Bergen Marokkos geht sie bis auf 2000 m Höhe ü.NN. Sie bevorzugt humide Bereiche mit bis zu 1000 mm Niederschlag im Jahr und mindestens 100 mm im Sommer. Oft besiedelt sie Brandflächen sowie reine Mineralböden und gilt als wärmeliebende Lichtbaumart. Strenge Fröste verträgt sie nicht. Weltweit wird sie angepflanzt, um Dünen und Küsten zu stabilisieren, dabei gilt sie stellenweise wie in Südafrika als invasiv, d.h. sie verdrängt heimische Arten.


Alte Riesen mit geflügelten Samen

Der immergrüne Nadelbaum wird meist zwischen 15 bis 25 m hoch, im Extremfall bis zu 40 m und 150 bis 200 Jahre alt. Der Stamm wächst gerade, kann aber auch eine säbelförmig gekrümmte Basis aufweisen. Bei älteren Bäumen bricht die Borke in rotbraune, dicke, feuerresistente und tiefrissige Platten. Die Farbe der inneren Rindenlagen ist weinrot. Vom Stamm führt eine tiefe Pfahlwurzel in den Boden.

Die Nadeln werden auffallend lang, bis zu 24 cm und bleiben meistens 3 Jahre am Baum. Sie stehen zu zweit am Kurztrieb und sind am Rand fein gesägt. Die Pollenzapfen sind 2-4 cm lang, gelb und erblühen im April, dabei produzieren sie erhebliche Mengen großer Pollen. Die Samenzapfen stehen einzeln oder in Wirteln zu 2-4. Sie bleiben mehrere Jahre hängen und weisen rhombische bis pyramidenförmige Schuppen auf. Erst im 2. Jahr nach der Blüte öffnen sie sich. Die schwarzgrauen, geflügelten Samen besitzen ein Tausendkorngewicht von 30 bis 70 g.

Strand-Kiefer war früher Europas größte Terpentin-Quelle

Die Strand-Kiefer ist ein wichtiger Forstbaum sowie seit dem 16. Jahrhundert Europas größte Quelle an Terpentin. Das Holz besitzt einen gelblichen Splint, einen rötlichen Kern und ist reich an Harzkanälen. Früher wurde sie zur Harzgewinnung angebaut besonders in Südwest-Frankreich und Korsika. Ein Baum liefert bis zu 4 Litern im Jahr. Aus dem Harz wird insbesondere Terpentin, daneben Pech, Öle, Lacke, Wachse und Seifen hergestellt

Das Holz besitzt kein hohes Ansehen und ist nicht witterungsbeständig, eignet sich aber für den Schiffsbau, für Pfähle und als Grubenholz. Es dient als Zellstoff-, Papier- sowie Konstruktionssperrholz, für Verpackungen und wird als Brennholz genutzt. Der hohe Borkenanteil macht sie zu einem Produzenten von Rindenmulch.

Gerbstoffe gegen freie Radikale


Die großen, dekorativen Zapfen werden in Blumengebinden und als Weihnachtsdekoration verwendet. Als Parkpflanze wird die Strand-Kiefer eher selten genutzt, es gibt nur wenige Kulturformen.

Das gerbstoffhaltige Rindenextrakt der Strandkiefer wird medizinisch zum Schutz gegenüber freien Radikalen und zur Unterstützung von Arterien, Kapillaren und Venen eingesetzt. Das Medizinal-Terpentinöl heißt in alten Arzneibüchern „Oleum Terebinthae medicinale“.

Pinus ist der klassische lateinische Name für die Kiefer, pinastre oder pinastro ist einer der Trivialnamen der Kiefer und wurde vom Erstbeschreiber der Art, dem britischen Botaniker William Aiton (1731-1793) als Epithet genutzt. Nah verwandt ist die im Mittelmeerraum vorkommende Aleppo-Kiefer, Pinus halepensis. Kiefern zählen zur Familie der Kieferngewächse, den Pinaceae.


Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner

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