Selbstverpflichtung zeigt Wirkung

Weniger Kurzzeit-Befristungen  [06.11.14]

2013 verabschiedete Hohenheim als erste Uni in Baden-Württemberg eine Selbstverpflichtung, die helfen soll, längere Vertragslaufzeiten für wissenschaftliche Mitarbeiter zu erreichen. Inzwischen sind ersten Auswirkungen spürbar. Jetzt wollen die anderen Landesuniversitäten nachziehen.

 

Wer eine wissenschaftliche Karriere an einer Uni beginnt, muss sich auf unsichere Zeiten einstellen. Kurze Vertragslaufzeiten sind seit vielen Jahren typisch für den Karriere-Abschnitt zwischen Promotion und Professur.

Ein Grund: Viele Verträge sind über Drittmittel finanziert – befristete Forschungsgelder, die an konkrete Projekte gebunden sind.

Doch längst nicht alle Kurzzeit-Befristungen sind unumgänglich. Das zeigt die aktuelle Entwicklung an der Uni Hohenheim. Entgegen dem landesweiten Trend ging die durchschnittliche Vertragsdauer für wissenschaftliche Mitarbeiter im ersten Halbjahr 2014 erstmals wieder merklich nach oben. Undzwar um rund 30%.

Freiwillige Selbstverpflichtung zeigt Wirkung


Hintergrund der Entwicklung ist eine freiwillige Selbstverpflichtung, die vom Senat der Uni Hohenheim Mitte 2013 verabschiedet wurde – und die nun zum Vorbild für eine landesweite Initiative werden soll.

Die sogenannte „Mittelbau-Richtlinie“ legt Hohenheimer Instituten nah, keine befristeten Verträge mit einer kürzen Laufzeit als ein Jahr abzuschließen. Soweit die Stelle aus verlässlichen Haushaltsmitteln finanziert wird, soll die Regeldauer bei drei Jahren liegen. Ausnahmen sind in begründeten Fällen jedoch auch weiterhin möglich.

Entwicklung in Hohenheim

Befristete Arbeitsverträge im wissenschaftlichen Mittelbau


Besonders deutlich ist die Entwicklung bei den öffentlich und dauerhaft finanzierten Planstellen. Hier stieg die durchschnittliche Vertragslaufzeit von 13 auf 23 Monate. Bei den projektgebundenen Verträgen aus Drittmitteln nahm die durchschnittliche Vertragslaufzeit dagegen lediglich um 8% zu und beträgt damit nun 11 Monate.

Mittelbauvertreter begrüßen den Hohenheimer Weg

„Wir begrüßen die Hohenheimer Selbstverpflichtung sehr und freuen uns, dass nun auch andere Unis das Modell aufgreifen“, erklärt Carmen Arieta, Vertreterin des Mittelbaus im Hohenheimer Senat.

„Die Zahlen belegen, dass es schon jetzt eine spürbare Auswirkung gibt, insbesondere was die Laufzeit von Verträgen aus öffentlich finanzierten Planstellen betrifft. Da Drittmittelprojekte per se zeitlich befristet sind, ist es an dieser Stelle etwas schwieriger. Die Richtlinie schärft jedoch das Bewusstsein für diese Problematik und gibt einen Anstoß, damit innerhalb der schwierigen Rahmenbedingungen das Beste für die Mitarbeiter erreicht wird“, so Arieta. "Als Mittelbauvertreterin wünsche ich mir, dass der Senat den Effekt der Richtlinie in den kommenden Jahren weiter beobachtet.“

Unirektor Stephan Dabbert zieht ebenfalls ein positives Fazit: „Unsere Analyse zeigt: Auch eine freiwillige Selbstverpflichtung zeigt Wirkung. Wir brauchen kein Gesetz, das konkrete Vorgaben macht. Das wäre sogar kontraproduktiv.“

Denn in einigen Fällen seien kurze Verträge durchaus sinnvoll. Zum Beispiel um wenige Monate zwischen zwei Projekten zu überbrücken. Oder um Mitarbeitern mehr Zeit einzuräumen, um ein Forschungsprojekt abzuschließen.

Landesweite Initiative

Die anderen Landesuniversitäten wollen es Hohenheim nun bis Jahresende gleichtun.

Im Zuge des Hochschulfinanzierungspaktes erwartet die Landesregierung, dass die Hochschulen „Konzepte für gute Arbeitsverhältnisse und Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs erarbeiten und umsetzen.“

Im Anschluss daraufhin beschloss auch die Landesrektorenkonferenz, die Vorlage aus Hohenheim mit einem eigenen „Code of Conduct zu Vertragsverlängerungen und Vertragslaufzeiten für den Mittelbau“ aufzunehmen.

Der Senat der Uni Hohenheim bestätigte in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch den Beschluss von 2013 deshalb erneut als sogenannten „Code of Conduct“.

Text: Leonhardmair

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