Initiative Arbeiterkind.de
„Du bist richtig an der Uni!“ [29.11.19]

Bei Studien-Infomessen ist Sebastian Mannweiler als ehrenamtliche Mentor von Arbeiterkind.de regelmäßig mit dabei.
Wenn Vorbilder in der eigenen Familie fehlen, ist es oft nicht leicht, den Schritt an eine Uni zu wagen. Der Hohenheimer Master-Student Sebastian Mannweiler hat diese Erfahrung selbst gemacht. Heute unterstützt er als ehrenamtlicher Mentor bei der Initiative Arbeiterkind.de Schülerinnen und Schüler aus Nicht-Akademiker-Familien dabei, den richtigen Weg für sich zu finden und sich an der Uni zurecht zu finden.
Prüfungen waren für Sebastian Mannweiler eigentlich nie ein besonderes Problem. Trotzdem verfolgte ihn während der ersten Semester an der Uni ein unterschwelliges Gefühl: Gehöre ich hier wirklich hin? Oder hätte ich nicht doch besser eine Ausbildung machen sollen?
Der Zweifel beschlich ihn in ganz unterschiedlichen Momenten: Als er sich zum ersten Mal durch einen komplizierten Bafög-Antrag kämpfen musste und niemanden hatte, der am Ende noch einmal darauf sah. Zu Hause bei seinen Eltern, wenn er gerne über die Uni erzählt hätte, aber nie richtig mit ihnen ins Gespräch kam, weil sie selbst keine Hochschule besucht hatten. Oder wenn es ihm bei Gesprächen in der Mensa so vorkam, als wäre er mit solchen Problemen allein.
Viele kämpfen mit ähnlichen Problemen
Heute studiert Sebastian den Food Science and Engineering Master im 2. Semester und ist längst voll und ganz an der Uni angekommen. „Rückblickend sehe ich die Zeit mit ganz anderen Augen. Denn inzwischen weiß ich: Mit diesen Problemen kämpfen sehr viele, allerdings reden nur wenige darüber“, erzählt Sebastian.
Für einen Aha-Moment sorgte schließlich ein Bericht über die Initiative Arbeiterkind.de. Das deutschlandweite Netzwerk aus rund 6.000 ehrenamtlichen Helfern setzt sich für Chancengleichheit ein und ermutigt Schülerinnen und Schüler dazu, als erste in ihrer Familie den Schritt an die Uni zu wagen.
Mehr Infos |
Die lokale Gruppe in Stuttgart trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr im Cafe Forum 3 (Gymnasiumstraße 21). Wer Unterstützung und Gespräche sucht ist dort ebenso willkommen, wie Leute, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten. |
Mentorinnen und Mentoren in rund 80 lokalen Gruppen stehen Hilfesuchenden in allen möglichen Bereichen zu Seite: Egal ob beim Ausfüllen eines BAföG-Antrags, beim Beantragen eines Stipendiums, der Wohnungssuche, bei Fragen im Studium oder ganz einfach, wenn eine emotionale Stütze gefragt ist. Dafür gibt es u.a. monatliche Treffen, eine E-Mail-Anlaufstelle und persönliche Mentoring-Programme.
Knoten im Kopf lösen
„Ich hatte das Glück, dass meine Eltern mich von Anfang an in meiner Entscheidung bestärkt haben. Doch diese Unterstützung erfährt nicht jeder. Besonders tragisch finde ich, wenn Schülerinnen und Schüler, die Option Studium von vorneherein für sich ausschließen. Als ich von der Initiative Arbeiterkind.de erfuhr war für mich deshalb sofort klar: Auch will meine Erfahrung nutzen, um anderen Mut zu machen“, erzählt der Hohenheimer Masterstudent.
Seit seinem ersten Besuch bei einem Treffen der lokalen Gruppe in Stuttgart ist Sebastian u.a. regelmäßig auf Studien-Info-Messen dabei. Eine Botschaft ist ihm dabei besonders wichtig:
„Natürlich muss nicht jeder studieren und eine Ausbildung kann ebenfalls eine tolle Sache sein. Aber man sollte seine Entscheidung informiert treffen. Viele haben z.B. Angst vor Schulden, weil sie falsche Vorstellungen über das Bafög haben. Vielen ist auch nicht bewusst, dass es an der Uni sehr viele Anlaufstellen gibt und man bei Problemen nicht allein dasteht. Vor allem aber ist es wichtig, Vorbilder zu haben. Die Geschichte von jemanden zu hören, der den Weg schon erfolgreich eingeschlagen hat, kann oft einen Knoten im Kopf lösen.“
Lokale Gruppe in Stuttgart
Die lokale Gruppe von Arbeiterkind.de trifft sich in Stuttgart jeden dritten Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr im Cafe Forum 3 (Gymnasiumstraße 21). Wer Unterstützung und Gespräche sucht ist dort ebenso willkommen, wie Leute, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten.
Text: Leonhardmair